Im Kampf um Azubis: Logistik muss begeistern

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt, hinzukommt eine Weltlage, die zu wirtschaftlichen Unwägbarkeiten führt. Die Wirtschaftsmacher fordern: „Wir können diese Entwicklung nicht aussitzen, denn wer heute nicht ausbildet, dem fehlen morgen noch mehr Fachkräfte.“

Inwiefern hat sich Ausbildungsmarkt in Deutschland verändert? (Foto: Die Wirtschaftsmacher)
Inwiefern hat sich Ausbildungsmarkt in Deutschland verändert? (Foto: Die Wirtschaftsmacher)
Christine Harttmann

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt, die Zahl der gemeldeten Bewerber:innen für Berufsausbildungsstellen stagniert. Das geht aus einer aktuellen Analyse des Statistischen Bundesamts hervor: Demnach haben im Jahr 2021 lediglich 0,3 Prozent mehr Menschen in Deutschland einen neuen Ausbildungsvertrag in der dualen Berufsausbildung abgeschlossen als im Vorjahr. Einige Bundesländer wie Baden-Württemberg meldeten sogar einen historischen Tiefstand. Prognosen für das anstehende Ausbildungsjahr, das am 1. August 2022 startet, sind laut Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung schwer zu treffen vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine und den nun erwarteten ökonomischen Auswirkungen.

„Die Lage wird immer dramatischer, und wir müssen als drittgrößter Wirtschaftsbereich hierzulande einfach mehr unternehmen, um eine Ausbildung in der Logistik für junge Menschen interessant zu machen“, erklärt Wirtschaftsmacher-Sprecherin Frauke Heistermann. „Wir können diese Entwicklung nicht aussitzen, denn wer heute nicht ausbildet, dem fehlen morgen noch mehr Fachkräfte.“

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Situation bei Berufskraftfahr:innen weiter verschärft. Laut Statistischem Bundesamt ist der Anteil der Altersgruppe 55 plus unter den Lkw-Fahrer:innen mit 35 Prozent deutlich höher als unter den Erwerbstätigen insgesamt (25 Prozent). Dagegen liegt die Quote der unter 25-jährigen Berufseinsteiger:innen in diesem Bereich bei lediglich drei Prozent. Unter allen Erwerbstätigen machen die unter 25-Jährigen laut der Statistiker knapp zehn Prozent aus. Wie stark ein akuter Mangel an geschultem Fachpersonal in der Logistik die Gesamtwirtschaft treffen kann, habe, so betonen die Wirtschaftsmacher, zuletzt Großbritannien gezeigt, das durch die Einschränkung der EU-weiten Freizügigkeit im Zusammenhang mit dem Brexit gleich tausende Berufskraftfahrer:innen aus dem Ausland verlor. Plötzlich fehlte den Tankstellen der Treibstoff, Supermarkregale blieben leer.

Offene Stellen gibt es aber auch in anderen Bereichen der Lieferkette. Fachlagerist:innen und IT-Fachkräfte werden ebenfalls händeringend gesucht. Mittlerweile gibt es neben 110 Logistik- und logistiknahen Studiengängen rund 200 Ausbildungsberufe, die Logistikinteressierte erlernen können.

Die Image-Initiative Wirtschaftsmacher will dem vor allem mit viel Aufklärungsarbeit begegnen. Sie konzentriert sich in diesem Jahr darum verstärkt darauf, Karrierechancen in der Logistik aufzuzeigen, geht mit zahlreichen Themenheften in Bereichen wie Digitalisierung, Innovation oder auch Nachhaltigkeit für ein breites Publikum in die Tiefe und entkräftet in einer Social-Media-Kampagne landläufige Vorurteile über den Wirtschaftsbereich. Das Ziel: besser darüber informieren, wie vielfältig die Jobmöglichkeiten in der Logistik sind und welche Aufstiegschancen es gibt.

„Jetzt gilt es: Wir müssen als Wirtschaftsbereich alles dafür tun, junge Menschen von der Logistik zu überzeugen und sie und für ihre zentrale Rolle in der Versorgung zu begeistern. Wir müssen das Thema Fachkräftemangel proaktiv angehen. Sich zu beklagen, dass wir in der Logistik nicht genug qualifizierte Leute finden, hilft niemandem weiter“, erklärt Heistermann.

Gefragt seien dabei auch Initiativen der Unternehmen, um gezielt für Nachwuchs zu werben. Dazu gehörten zudem attraktive Arbeitszeitmodelle in den Bereichen, in denen es möglich ist, eine leistungsgerechte Vergütung und in einigen Bereichen auch eine Prämie für die Vertragsunterzeichnung.

„Nur damit und in Verbindung mit einer kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit haben wir eine Chance, die Abwärtsspirale beim Thema Ausbildung in der Logistik zu durchbrechen.“

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