Die Veranstalter des International Intralogistics and Forklift Truck of the Year (IFOY) Award haben die Teilnehmer der Endrunde 2023 bekanntgegeben. Aus insgesamt 39 Bewerbern wurden 23 Intralogistikanbieter aus sieben Ländern mit 25 Geräten und Lösungen für das Finale nominiert, darunter sieben Start-ups. Sie treten Ende März zum so genannten „IFOY Audit“ an, das im Rahmen des „TEST CAMP INTRALOGISTICS“ in Dortmund stattfindet.
„Die klassische Lagertechnik wird immer raffinierter, Quick-Commerce, Robotik und KI halten Einzug in die Logistik und innovative Details machen das Lagerleben effizienter, leichter und produktiver“, so Anita Würmser, Vorsitzende der IFOY Jury.
Warehouse Trucks
Insgesamt fünf manuell bediente Warehouse Trucks schickt die Jury ins Finale, drei in der Highlifter-Kategorie und zwei bei den Lowliftern.
Der Aisle-Master OP des irischen Staplerspezialisten Combilift mit einer Hubhöhe von 12,1 Metern und zwei Tonnen Tragkraft vereint die Vorteile eines Schmalgang-Gelenkstaplers und eines Kommissionierers. Seine Stärke spielt der Knickarmstapler im Hochleistungssegment sowie in schmalen Gängen, bei der Regalbelieferung und der Kommissionierung von Schüttgut aus. Das Kombigerät ist außerdem als herkömmlicher Gabelstapler mit Gummireifen für den Innen- und Außeneinsatz einsetzbar, etwa für die Be- und Entladung von Lkw.
Der neue SP 1500 des US-Anbieters Crown erhält noch vor seiner offiziellen Markteinführung eine IFOY Nominierung. Der vollständig neu entwickelte Kommissionierstapler mit einer Greifhöhe von 11,2 Metern und Tragfähigkeiten von bis 1,25 Tonnen wurde optimiert in Sachen Rundumsicht, Leistung und Geschwindigkeiten. Mit seinem ergonomischen Bedienerbereich sowie zahlreichen innovativen Details zielt er neben der traditionellen Kommissionierung vor allem auf die Anforderungen in Einzelhandel und E-Commerce.
Zwei Finalplätze erhält der Hamburger Intralogistikspezialist Still. Sein weiterentwickelter Vertikalkommissionierer PXV überzeugte die Jury durch seine Greifhöhe von 14,5 Metern. Ausgestattet mit Sicherheits- und Komfortfeatures lassen sich mit dem 1,5 Tonnen Highlifter durch seine kompakten und variablen Fahrzeugmaße sowohl im Breit- als auch im Schmalgang Lasten kommissionieren.
Grünes Licht gibt die Jury zudem für den wendigen Mitgänger-Niederhubwagen EHX 16 von Still. Mit einer Tragfähigkeit von 1,6 Tonnen eignet sich der Lowlifter vor allem für die Mitnahme auf dem Lkw sowie die Last-Mile-Anwendung. Von Vorteil: Der Hubwagen verfügt über einen Deichselkopf mit integriertem Display. Bei integrierter Lithium-Ionen-Batterie hat durch das kürzere Maß eine Palette mehr Platz.
Ebenfalls im Finale der Lowlifter-Kategorie steht der US-Hersteller Raymond mit seinem „8910 End Rider“-Palettenhubwagen. Der Gabelhubwagen mit 3,63 Tonnen Tragkraft wurde mit Fokus auf Energieeffizienz entwickelt und kann auf verschiedene Einsatzbereiche zugeschnitten werden, wie zum Beispiel Kühllager, Kaianlagen, das Be- und Entladen oder lange Fahrten zu Umschlagzentren. Er verspricht zudem Optionen für eine bessere Ergonomie und mehr Produktivität.
AGV und AMR
Traditionell groß und sehr international ist die Bandbereite bei den Fahrerlosen Transportfahrzeugen, die seit einigen Jahren auch nicht mehr nur aus der Intralogistik kommen. Diesmal schaffen es vier Anbieter ins Finale.
Der neue „AGILOX ODM“ (Omnidirektionaler Dolly Mover) des österreichischen Anbieters Agilox ist ein intelligenter Logistikroboter für Kleinladungsträger bis 300 Kilogramm. Er kommt ohne zusätzliche Infrastruktur oder Navigationshilfen aus, kann sich im Stand drehen und lässt Parallelfahren zu. Implementiert sei das erste Fahrzeug in weniger als zwölf Stunden, so der Hersteller. Jedes weitere brauche dann nur 15 Minuten. Kernzielgruppe ist die Pharma- und Elektronikindustrie.
Das AMR „IL 1200“ von Continental Automotive Technologies ist entwickelt für den Einsatz in Lagerhallen oder Logistikzentren sowie Produktionslogistik mit schweren Paletten, wie sie in der Automobilindustrie und dem Metallverarbeitenden Gewerbe vorkommen. Mit seinem integrierten Hubsystem und verschiedenen Aufbautenoptionen transportiert es Paletten bis 1,2 Tonnen mit einer Geschwindigkeit von zwei Metern pro Sekunde.
Der „Forklift Mobile Robot“ F4-1000C des chinesischen Hersteller Hikrobot mit einer Tragfähigkeit von einer Tonne ist eine Alternative zu herkömmlichen Lagerstaplern. Er eignet sich mit seiner Positioniergenauigkeit vor allem für den 24/7-Einsatz in extrem schmalen Gängen sowie für den Materialtransport in der Automobil-, Fertigungs- und Unterhaltungselektronikindustrie. Unter Kontrolle des hauseigenen Robotersteuerungssystems (RCS) arbeitet er mit anderen Fahrzeugen zusammen.
Ebenfalls aus China kommt der „Automatic Trolley AT100“ von Youibot Robotics, bestehend aus dem neuen Assistenz-Kommissionierroboter AT100 AMR und dem Flottenmanagementsystem „YOUIFleet“. Die intuitiv bedienbare Kombination aus AMR- und Batch-Kommissionierwagen für Lasten bis zu 100 Kilogramm schafft eine Geschwindigkeit von 1,5 Metern pro Sekunde und wurde speziell für Sortier- und Kommissionieraufgaben in bestehenden Infrastrukturen sowie für Arbeitsabläufe von Einzelhändlern und Logistikdienstleistern entwickelt.
Intralogistik-Roboter
Das automatisierte, ultrakompakte und skalierbare Kompaktlagersystem PowerCube des Hamburger Intralogistik-Spezialisten Jungheinrich passt sich Infrastrukturen und Behältermaßen an. Es ist branchenübergreifend 24/7 einsetzbar und verspricht bei Raumhöhen bis zu 12 Metern eine viermal bessere Lagerdichte im Vergleich zu Fachbodenregalen. Seine Lithium-Ionen-Shuttles können gleichzeitig zwei Behälter mit je 50 Kilogramm aufnehmen und laden im laufenden Betrieb.
Beim „Airrob container handling robotic system“ des chinesischen Herstellers Libiao Robotics können die Roboter an den Regalen „hochklettern“ und Kunststoffbehälter bis 35 Kilogramm lagern, kommissionieren, sortieren und bewegen. Die einfache und kostengünstige Lösung eignet sich vor allem für Mikro-Fulfillment Center oder Lager an einer Produktionslinie. Airrob fokussiert auf die Bereiche E-Commerce, Schuhe, Kleidung, Kosmetik und Pharmazie sowie die Lagerung von Produktionsteilen.
„Volume DIVE“ von Volume Lagersysteme ist ein robotik-gestütztes Lager- und Kommissioniersystem für Bauhöhen bis 14 Meter. Der Roboter kann auf jeder Position ohne Heber Behälter aufnehmen und abgeben. Gelagert werden Standard-Eurobehälter sowie Getränkekisten, die auch außerhalb des Systems verwendet werden dürfen. Das System wurde zwar für den Quick-Commerce entwickelt, sei aber auch eine Alternative zu energieintensiven AKL-Anwendungen, wie es heißt. Der Durchsatz lässt sich bis 4.000 Behälter pro Stunde skalieren. In der kleinsten Variante beansprucht die Lösung nur 16 Quadratmeter.
Intralogistik-Software
Der von Mobile Easykey entwickelte „Flurförderzeug Key Performance Indicator“ (FFZ-KPI), ermöglicht als Bestandteil der Software die Bestimmung einer herstellerneutralen Flotteneffizienz des intralogistischen Fuhrparks mit nur einer Kennzahl und einem optischen Ampelsystem. Basis der FFZ-KPI ist die OEE-Kennzahl für die Gesamtanlageneffektivität unbeweglicher Anlagen. Der FFZ-KPI fügt der OEE weitere Rechenparameter hinzu, die die Kennzahl für bewegliche Anlagen erstmals rechenbar macht.
Mit der Fahrzeugsoftware „ARCOS“ ermöglicht der österreichische Anbieter DS Automotion Geräte wahlweise als Automated Guided Vehicles (AGV) oder Autonomous Mobile Robots (AMR) einzusetzen. Mithilfe der so genannten „Planbaren Autonomie“ würden die Vorteile beider Technologien verbunden, so der Anbieter; der Anwender könne autonome Funktionen gezielt dort einsetzen, wo sie Vorteile bringen und dort verhindern, wo die Nachteile überwiegen.
Eine um bis zu 30 Prozent höhere Produktivität verspricht das „Warehouse Execution System“ von IdentPro. Es macht mittels IoT-Sensoren an den Fahrzeugen alle Lagerprozesse im digitalen Zwilling in Echtzeit sichtbar (RTLS). Die Digitalisierungslösung, die im Innen- und Außenbereich einsetzbar ist, erreicht eine Lokalisierung mit einer Genauigkeit von +/- 10 cm von Gütern und Fahrzeugen, einen kollaborativen Einsatz von autonomen und bemannten Flurförderfahrzeugen und die smarte Verteilung von Fahraufträgen.
Specials of the Year
Die „Light Tags“ von Nimmsta sind ein neuer Pick-by-Light-Ansatz, der ohne Integrationsaufwand bis zu 80 Prozent mehr Effizienz verspricht. Die Intelligenz steckt in der „Industrial Smart Watch“, die der Werker am Körper trägt. In einer App wird jedem Light Tag einmalig ein Lagerplatz zugeordnet, an dem dieser nur noch mit einem Klebestrip angebracht wird. Nähert sich der Werker, leuchten Smart Watch und Light Tag in der gleichen Farbe und im gleichen Muster.
Mit den vollautonomen Trockenreinigungs-Robotern vom Typ K900 des Schweizer Anbieters Kemaro sollen sich 70 Prozent der Reinigungskosten einsparen lassen. Die Roboter mit integriertem Staubabsaugsystem navigieren mithilfe von Lidar- und 3 D-Sensoren und reinigen auch Industrieschmutz. Ihre Spezialität sind große Innenräume.
Die „addedVIEW“-Gabelzinkenkamera mit Scanfunktion von Jungheinrich scannt und überträgt die Ergebnisse in beliebige WMS. Eine integrierte Bildverarbeitungssoftware erkennt selbst in großer Höhe bereits im Vorbeifahren, ob sich der richtige oder falsche Barcode vor der Zinke befindet. Eine Quittiertaste in Lenkradnähe macht den Einsatz von Handscannern überflüssig und unnötiges Ausstapeln falscher Ware gehört damit der Vergangenheit an.
Start-ups
Das israelische Tech-Unternehmen 1MRobotics hat ein gleichnamiges Nano-Fulfillment-Center für die letzte Meile im Omnichannel-Handel entwickelt. Die modularen Roboter-Darkstores werden weltweit in Standardcontainern geliefert und sind sofort einsatzbereit. Das Geschäftsmodell basiert auf operationellen Kosten. Namhafte Unternehmen setzen bereits auf die Technologie.
Das junge deutsche Start-up „ff Fördersysteme“ löst mit seinem patentierten 3D-Förder- und Antriebssystem ein allgegenwärtiges Lagerproblem. Ob Kurven, Rampen, Aufzüge oder Steigungen – verschiedene Aufgaben können in einem Streckenverlauf gelöst werden, was den modularen Aufbau von Förderanlagen überflüssig macht und Platz spart, aber auch architektonische Möglichkeiten eröffnet. Eine plastische Anwendung wären etwa Kurvenrolltreppen.
Einen Return on Investment (ROI) von sechs Monaten verspricht die KI-Software „sereact“ für autonome Pick-and-Place-Robotik von Sereact. Kommissioniervorgänge, die bereits in der Simulation trainiert wurden, können so auf neue, unbekannte Szenarien übertragen und innerhalb eines Tages ohne Roboterprogrammierung oder aufwändiges Teach-In in bestehende Warehouse-Management-Systeme eingebunden werden.
Das Münchener Start-up Sentics geht mit dem ersten optischen, KI-basierten Echtzeit-Lokalisierungssystem „ORTLS“ für industrielle Anwendungen in die letzte Runde. Infrastruktursensoren, die nur einmalig in der Industrieumgebung installiert werden müssen, erkennen und lokalisieren Objekte wie Gabelstapler, Personen oder Maschinen und stellen diese Informationen Flottenmanagern, aber auch autonomen Transportfahrzeugen zur Verfügung.
Mit der „ComputerMyoGraphie“ von Predimo steht ein Instrument zur Bewertung von Arbeitsplätzen im Hinblick auf Ergonomie und Prozesseffizienz im Finale. Mithilfe einer cloudbasierten Software und 17 IoT-Sensoren über der Kleidung, lässt sich an einem digitalen menschlichen Zwilling visualisieren, welche Muskeln und Gelenke bei der Arbeit tatsächlich belastet sind. Dadurch wird es möglich, körperliche Überbelastung als Kennzahl anzugeben und einen ROI für Ergonomie zu ermitteln.
Mit der Software-as-a-Service-Lösung „Loady“ geht das Start-Up Chemovator (Loady) ins Rennen. Loady stellt standardisierte Anforderungen für das Be- und Entladen an Industriestandorten bereit und dient als zentrale Vorproduktdatenbank. Mitzubringende Ausrüstung, Dokumente oder Abläufe vor Ort werden in einem strukturierten Datenmodell verwaltet und dienen als Quelle für alle Logistikpartner. Freitextfeldern oder Excel-Dateien für Logistiktender, Reinigungsanforderungen und Vorprodukte entfallen.
Eine IFOY Nominierung geht auch an das passive Exoskelett „SoftExo Lift“ von Hunic. Die leichte körpergetragene Hebe- und Traghilfe unterstützt nach einem Federprinzip die Bein- und Rückenmuskulatur beim Heben und Tragen von Lasten mit bis zu 21 Prozent, der Körper wird um bis zu 50 Prozent entlastet und die ergonomische Körperhaltung positiv beeinflusst gefördert.
Test Camp Intralogistics
Die IFOY Finalisten und weitere Produkte stehen im „TEST CAMP INTRALOGISTICS“ am 29. und 30. März auf 10.000 Quadratmetern Hallenfläche in der Messe Dortmund zum Selbsttesten für Besucher bereit. Der Veranstalter erwartet mehr als 50 Innovationen und 1.000 Teilnehmer.
Die IFOY Finalisten 2023
- Agilox: AGILOX ODM
- Combilift: Aisle-Master OP
- Continental Automotive Technologies: AMR IL 1200
- Crown: SP 1500
- DS Automotion: ARCOS
- Hikrobot: F4-1000C
- IdentPro: Warehouse Execution System
- Jungheinrich: addedVIEW Gabelzinkenkamera mit Scanfunktion
- Jungheinrich: PowerCube
- Kemaro: Trockenreinigungs-Roboter K900
- Libiao Robotics: Airrob container handling robot system
- Mobile Easykey: FFZ-KPI
- Nimmsta: Light Tag
- Raymond: Raymond 8910 End Rider Pallet Truck
- Still: STILL PXV
- Still: STILL EXH 16
- Volume Lagersysteme: Volume DIVE
- Youibot Robotics: Automatic Trolley AT100
Kategorie Start-up of the Year
- 1MRobotics: 1MRobotics
- Chemovator (Loady): Loady
- ff Fördersysteme: 3D-Förder und Antriebssystem
- Hunic: SoftExo Lift
- Predimo: ComputerMyoGraphie
- Sentics: optical real time locating system (ORTLS)
- Sereact: KI-Software sereact
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