Huthi-Angriffe: Globale Lieferketten unter Druck

In der Meerenge Bab al-Mandeb hat die Rebellengruppe bereits mehrere Containerschiffe unter Beschuss genommen. Die Reedereien Maersk, Hapag-Lloyd und MSC leiten deswegen inzwischen alle Schiffe um. Dadurch verlängern sich die Transitzeiten auf den Routen, die normalerweise durch den Suezkanal führen, um mindestens sieben bis zehn Tage.

Die Karte zeigt die Position der rund 40 Schiffe, die sich am 16. Dezember 2023 in unmittelbarer Nähe der Meerenge befinden. Etwas mehr als 100 weitere befinden sich in der weiteren Umgebung. Für alle ist das Risiko eines Huthi-Angriffs hoch. (Grafik: Projekt 44)
Die Karte zeigt die Position der rund 40 Schiffe, die sich am 16. Dezember 2023 in unmittelbarer Nähe der Meerenge befinden. Etwas mehr als 100 weitere befinden sich in der weiteren Umgebung. Für alle ist das Risiko eines Huthi-Angriffs hoch. (Grafik: Projekt 44)
Christine Harttmann

Die Huthi-Rebellen im Jemen greifen derzeit Containerschiffe in der Straße von Bab al-Mandeb mit Raketen und Drohnen an. Das Hapag-Lloyd-Schiff „Al-Jasrah“ und das MSC-Schiff „MSC Palatium III“ wurden bereits getroffen. Menschen kamen bisher nicht zu Schaden. Allerdings entging das Maersk-Schiff „Gibraltar“ am 14. Dezember 2023 nur knapp einem Raketenangriff. Die USA, Ägypten und Großbritannien melden, Drohnen der Huthis abgefangen zu haben.

Alles deute auf anhaltende Angriffsversuche hin, fasst Projekt 44, eine Plattform für Verlader und Logistikdienstleister, die Entwicklungen der vergangenen Wochen zusammen. Die großen Reedereien Maersk, Hapag-Lloyd, MSC und CMA CGM würden ihre Schiffe um die Region herumleiten. Es werde erwartet, dass weitere Reedereien diesem Beispiel folgen werden. Doch auch wenn die Reedereien das Gebiet inzwischen meiden, befinden sich derzeit noch einige Schiffe dort.

Zu den erwarteten Auswirkungen der Anschläge gehören verlängerte Transitzeiten, Unterbrechungen der weltweiten Ölversorgung und Probleme mit Lagerbeständen.

1. Erhöhte Transitzeiten

Seit 2021 haben sich die Transitzeiten durch den Suezkanal insgesamt verkürzt, da sich die Lieferketten von Covid-19 erholt haben. Insbesondere die Route von Südostasien an die Ostküste der USA hat sich um fast 20 Tage verkürzt. Im November stieg die Transitzeit im Vergleich zum September um sechs Prozent, was auf den Konflikt zwischen Israel und Gaza zurückzuführen ist. Die Angriffe der Huthi werden nun zu einem weiteren Anstieg beitragen.

Bei anhaltenden Konflikten ist mit einem Anstieg der Transitzeiten auf allen oben genannten Routen zu rechnen. Ohne die Nutzung des Suezkanals werden diese Verkehre auf alternative Routen ausweichen müssen. Container in Richtung Westen müssen nun eine Route um Afrika nehmen, was zu einer Verlängerung der Transitzeit um 7 bis 14 Tage führt. Die Umleitung der Schiffe nach Osten ist zwar für die Fahrten zur Ostküste der USA potenziell schneller, führt aber zu Verzögerungen im Panamakanal, der nach wie vor mit Trockenheits- und Wasserversorgungsproblemen zu kämpfen hat. Seine Kapazität ist bereits um 30 Prozent reduziert und weitere Einschränkungen sind geplant. Außerdem wird für diese Routen zusätzlicher Treibstoff benötigt, was die Kosten des Seetransports erhöht.

2. Unterbrechungen der Ölversorgung

Durch den Suezkanal werden die unterschiedlichsten Güter transportiert. Die Auswirkungen werden sich daher nicht auf einen bestimmten Sektor beschränken. Das wichtigste Gut aus dieser Region ist jedoch Erdöl. Im Jahr 2022 werden täglich 15,4 Millionen Barrel Öl aus dem Nahen Osten exportiert. Bei anhaltenden Konflikten ist mit erheblichen Beeinträchtigungen der Ölversorgung zu rechnen. Trotz des Trends zur Abkehr von fossilen Brennstoffen wird Öl weltweit immer noch in großem Umfang verbraucht. Dies wird voraussichtlich zu einem Preisanstieg führen. Da der Straßenverkehr weltweit der größte Ölverbraucher ist, ist mit steigenden Transportkosten und höheren Preisen für die Betankung von Privatfahrzeugen zu rechnen.

3. Nachgelagerte Bestandsprobleme

Eine weitere mögliche Folge könnte ein Mangel an verfügbaren Artikeln sein. Die zusätzliche Vorlaufzeit, die diese Lieferungen aufgrund der unvorhersehbaren Ereignisse benötigen, wurde bei der Planung der Lagerbestände durch die Einzelhändler nicht berücksichtigt. Nach der Hochsaison während der Feiertage besteht die Möglichkeit, dass die Lagerbestände aufgebraucht sind. Es ist wichtig zu betonen, dass dies voraussichtlich keine Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft haben wird, sondern sich erst ab Februar bemerkbar machen könnte.

Da die Spannungen in der Region nach wie vor hoch sind, wird project44 die Situation weiterhin beobachten und aktuelle Informationen und Einblicke zur Verfügung stellen.

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