Hupac Halbjahresbilanz: Ausgebremst von der Infrastruktur

Seine Wachstumsziele hat der Operateur im Schienengüterverkehr nicht erreicht. Nach einer anfangs guten Entwicklung, brach der Verkehr im April und Juni ein: Streckensperrungen und Kapazitätseinschränkungen.

Zahlreiche Baustellen auf dem Korridor Rhein-Alpen erschwerten und erschweren den Schienengüterverkehr bei der Hupac. (Foto: Hupac)
Zahlreiche Baustellen auf dem Korridor Rhein-Alpen erschwerten und erschweren den Schienengüterverkehr bei der Hupac. (Foto: Hupac)
Christine Harttmann

Der Verkehr der Hupac stagnierte im ersten Halbjahr 2022 und erreichte gerade einmal ein Plus von einem Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Insgesamt 575.000 Straßensendungen transportierte das Unternehmen. Negativ ausgewirkt habe sich vor allem die die Bautätigkeit in Deutschland in den Monaten April und Juni, heißt es in der Pressemeldung vom 4. August 2022. Besonders betroffen war demnach, das Segment des transalpinen Verkehrs durch die Schweiz. Im ersten Quartal hatte der Bahnoperateur noch monatliche Wachstumsraten im hohen einstelligen Bereich erzielen können.

Im Nord-Süd-Korridor seien die Wachstumsziele nicht erreicht worden, resümiert CEO Michail Stahlhut.

„Erfreulich entwickelte sich dagegen der Verkehr im Nordost- und im Südost-Korridor. Der Spanienverkehr blieb wegen Kapazitätsengpässen hinter den Erwartungen zurück.“

Im Maritimverkehr bleibt die Situation ebenfalls weiter angespannt. Infolge des pandemiebedingten Staus im Überseeverkehr geriet der Verkehr auch in den europäischen Seehäfen, in Inland-Terminals und im KV-Betrieb ins Stocken. Hinzu komme die stark verbesserungswürdige Performance des deutschen Schienennetzes, kritisiert die Hupac. Trotz einer dreiprozentigen Steigerung gegenüber dem Vorjahr konnte das Tochterunternehmen ERS Railways das Vor-Pandemie-Volumen noch nicht erreichen.

Hupac investiert in Resilienz

Der weiterhin schwierigen Lage im Bahnnetz in Deutschland begegnet Hupac mit einem 10-Punkte-Programm „Contingency & Resilience“, das im Mai 2022 anlässlich der Generalversammlung vorgestellt wurde.

 

„Unsere Antwort auf die Kapazitätseinschränkungen durch die Bautätigkeit im Netz sind Investitionen in Reserven und Notfallmaßnahmen“, so Stahlhut.

Erste Maßnahmen seien bereits umgesetzt worden. Bis Jahresende soll die Wagenflotte durch Kauf und Anmietung von knapp 900 zusätzlichen Modulen wesentlich gestärkt werden. Ein Großteil dieser Wagen steht als Reserve an Knotenpunkten des Netzes für den Einsatz bei Unregelmäßigkeiten bereit. Damit will das Unternehmen sein Verkehrsangebot stabilisieren.

Um ihre Performance im Traktionsbereich zu verbessern fokussiert sich die Hupac auf leistungsstarke Bahnpartner, eine vertiefte Zusammenarbeit mit SBB Cargo International, die Sicherung von zusätzlichen Lokführern, die im Auftrag von Hupac bei Ausfällen einspringen, und durch proaktive Information und Steuerung. Im Terminalbereich begegnete sie den Engpässen im Hub Busto Arsizio-Gallarate mit einem aktiven Abholmanagement der Ladeeinheiten.

Kapazität sichern

Zentrales Anliegen der Hupac Gruppe ist jedoch die Sicherung von ausreichender Kapazität im Bahnnetz. Für die in den kommenden Jahren bevorstehenden Bauarbeiten müsse der Fokus verstärkt auf eine kapazitätsschonende Planung und auf leistungsfähige Umleiterstrecken gelegt werden, ist man im Unternehmen überzeugt. Die negativen Erfahrungen der letzten Monate zeigten, dass der zeitsensible Kombinierte Verkehr auch bei Baumaßnahmen die volle Trassenkapazität auf Wochenbasis braucht, um Versorgungsengpässe zu vermeiden.

„Alle an der Transportkette Beteiligten müssen ihre Ambition für mehr Kapazität unter den gegebenen Umständen deutlich steigern“, fordert Stahlhut.

Ein kurzfristiges Ausweichen auf den reinen Straßentransport sei für die Kunden des Kombinierten Verkehrs nur zu einem geringen Teil möglich. In den umfangreichen Korridorsanierungen, die im deutschen Netz ab 2024 geplant sind, sieht das Unternehmen ein Risiko für die europaweite Versorgung. Die Baumaßnahmen müssten daher marktgerecht geplant und funktionstüchtige Umleitungskonzepte erstellt werden, so de Forderung. Daher brauche es eine verbesserte internationale Koordination der Baustellen auf den gesamten Korridoren sowie in einigen Fällen eine Ertüchtigung der Umleiterstrecken. Kleinere Maßnahmen wie zusätzliche Weichen oder Änderungen der Betriebsregeln könnten viel bewirken und müssten prioritär umgesetzt werden, ist man bei Hupac überzeugt.

Kapazitäts-Preview für Kunden

Für die kommenden Monate rechnet Hupac bei der aktuellen Covid-19-Lage mit einem zufriedenstellenden Kapazitätsangebot trotz der zahlreichen Baustellen auf dem Korridor Rhein-Alpen. Möglich werde dies durch Umleitungen, die Stärkung des Angebots auf Alternativ-Relationen und die Bereitstellung von Reserve-Kompositionen. Stahlhut:

„Wir haben den Auftrag unserer Kunden für mehr Transparenz verstanden und stellen ab August eine detaillierte Kapazitätsvorschau mit monatlichen Updates zur Verfügung. So können Transportunternehmen und Verlader das Verkehrsvolumen auch bei Kapazitätsbeschränkungen besser steuern.“

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