Hoher Dieselpreis: Kartellamt rät zu Spritpreis-App

(dpa) Hohe Spritpreise ok - doch die deutlichen Unterschiede zwischen Super und Diesel alarmieren inzwischen die Wettbewerbshüter, die vor allem die Entwicklung des Dieselpreises im Auge haben. Der ADAC gibt ebenfalls Spartipps.

Hoher Dieselpreis - Kartellamt beobachtet Auffälligkeiten. (Foto: Pixabay)
Hoher Dieselpreis - Kartellamt beobachtet Auffälligkeiten. (Foto: Pixabay)
Christine Harttmann

Die jüngsten Preissteigerungen bei Dieselkraftstoff alarmieren Deutschlands oberste Wettbewerbshüter.

„Die momentanen Preissteigerungen besonders bei Diesel sind ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns weiter mit den Ebenen Raffinerien und Großhandel befassen müssen“, sagte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, am Donnerstag laut Mitteilung.

Sektoruntersuchung dauert an

Die Behörde hatte im April 2022 eine Sektoruntersuchung „Raffinerien und Kraftstoffgroßhandel“ eingeleitet, die noch andauert.

„Sollten wir Hinweise auf illegales Verhalten vorfinden, werden wir das konsequent verfolgen“, sagte Mundt.

In einer aktuellen Einordnung der Entwicklung der Kraftstoffpreise stellt die Behörde fest, dass bei Superbenzin der Sorten E5 und E10 die aktuellen Preissteigerungen nach Abzug der Steuern weitgehend der Entwicklung des Rohölpreises folgen.

Auffälligkeiten beim Dieselpreis

„Seit Juli verzeichnen wir bei Rohöl Preissteigerungen um knapp 14 Prozent unter anderem wegen Angebotskürzungen in den Lieferländern.“

Beim Diesel habe sich der Abstand zwischen Rohöl- und Tankstellenpreis in den vergangenen Wochen allerdings deutlich vergrößert. Mundt sprach in diesem Zusammenhang von „Auffälligkeiten“.

„Die Gründe für die Preissteigerungen bei Diesel sind eher nicht bei den Tankstellen zu suchen“, sagte er.

Seit dem Russland-Embargo erschließe sich Deutschland als Importland neue Lieferwege für Diesel, stehe aber in globaler Konkurrenz mit anderen Käufern.

Raffinerien und Import treiben den Preis 

„Daraus können sich größere Preisschwankungen ergeben: Bieten andere Standorte höhere Preise, so wird vermehrt dorthin geliefert. Dazu kommen aktuell technische Probleme und Kapazitätsengpässe in hiesigen Raffinerien.“

Folglich fänden die aktuellen Preissteigerungen schon auf Ebene der Raffinerien und des Imports statt.

„Daraus ergibt sich aber, dass der höhere Abstand zwischen Diesel und Rohöl eher nicht den Tankstellen zugutekommt, da auch sie höhere Beschaffungskosten haben.“

Einkaufspreise der Tankstellen insbesondere für Diesel deutlich gestiegen

Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie, der unter anderem die Markentankstellen und Raffinerien in Deutschland vertritt, nannte die Aussagen zutreffend.

„Zum einen haben die Rohölpreise zugelegt, zum anderen sind zuletzt auch die Einkaufspreise der Tankstellen für Benzin und insbesondere Diesel an den maßgeblichen internationalen Produktmärkten deutlich gestiegen“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage.

Keine Rechtfertigung für weitere Preiserhöhungen

Auch der ADAC hatte sich zuletzt kritisch zu den Spritpreisen geäußert. Das Grundniveau sei deutlich überhöht, hatte der Verein am Mittwoch mitgeteilt. Vor dem Hintergrund, dass Rohöl im Wochenvergleich auf einem gleichbleibenden Niveau notiere, gebe es keine Rechtfertigungen für die aktuelle weitere Preissteigerung.

Preis-App nutzen!

Mundt appellierte an Autofahrerinnen und Autofahrer, aktuelle Preis-Apps zu nutzen.

„Vergleichen Sie Tankstellen. Belohnen Sie diejenigen, die in der jetzigen Lage noch einigermaßen günstig sind“, sagte er.

Tanken am Abend

Der ADAC gab Autofahrern weitere Tipps, ihren Geldbeutel zu schonen. So sei die günstigste Zeit zum Tanken abends zwischen 20 und 22 Uhr. In den Morgenstunden sei Sprit in der Regel um einiges teurer. Wer einen Benziner fahre, könne meistens auf teureres E5 verzichten.

„In der Regel vertragen alle Benziner ab Produktionsdatum November 2010 Super E10“, so der ADAC. Je Liter ließen sich so im Schnitt weitere 5 bis 6 Cent sparen.

Bei den Kraftstoffpreisen gibt es deutliche regionale Unterschiede. Am tiefsten in die Tasche greifen muss man für E10 laut einer ADAC-Umfrage derzeit in Sachsen. Dort kostete der Liter am Donnerstagmorgen durchschnittlich 1,87 Euro. Am günstigsten kamen Autofahrer in Berlin weg: Sie mussten im Schnitt knapp 1,83 Euro berappen. In Brandenburg war Diesel mit 1,81 Euro am teuersten, in Rheinland-Pfalz mit durchschnittlich 1,73 Euro am günstigsten.

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