HHLA: Gewinne auf Kosten der Transportketten? HHLA weist Kritik zurück

Die guten Geschäftszahlen der HHLA stoßen nicht bei jedem auf Begeisterung. Der Landesvorsitzender der FDP Hamburg wirft den Terminalbetreibern vor durch die "gestörten Transportketten fette Gewinne" einzufahren. HHLA wehrt sich dagegen.

Alles nur "geklaut"? HHLA sieht sich ungerechtfertigt in der Kritik. Bild: HHLA/Raetzke
Alles nur "geklaut"? HHLA sieht sich ungerechtfertigt in der Kritik. Bild: HHLA/Raetzke
Nadine Bradl

Im Geschäftsjahr 2021 konnte die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ihren Konzernumsatz deutlich steigern. Vermeldete unlängst nach vorläufigen, noch nicht bestätigten Zahlen, ein Plus von 12,7 Prozent (Umsatzvolumen 1,465 Milliarden Euro). Das Konzern-Betriebsergebnis (Ebit) konnten die Hamburger sogar um 84,7 Prozent auf 228 Millionen Euro erhöhen (wir berichteten). Das stößt nicht überall auf Gegenliebe. So wirft Michael Kruse MdB, Landesvorsitzender der FDP Hamburg, unlängst in einer Pressemitteilung der HHLA vor:

„Das Ergebnis der HHLA begründet sich nicht mit guter Leistung, sondern mit der Behinderung des Warenabtransports durch die Terminals. Die HHLA macht mit den gestörten Transportketten fette Gewinne."

Anstatt dafür zu sorgen, dass die Waren schnell aus den Terminals kommen, verzögere die HHLA in vielen Fällen den Weitertransport und kassiere dafür auch noch Geld. Aktuell würde die HHLA trotz des Warenstaus in den Terminals viele Abholslots bei geringer Terminalauslastung sperren, was die Situation zusätzlich verschärfe.

"Diese Minderperformance des städtischen Terminalbetreibers schadet Export- und Importunternehmen sowie Verbrauchern, an die die hohen Gebühren durch Preissteigerungen weitergereicht werden. Die hohen Kosten für nicht gewünschte Einlagerungen bei Terminals sind volkswirtschaftliche Verschwendung und tragen direkt zur Erhöhung der Inflation bei."

Unhaltbare Vorwürfe, meint hingegen HHLA auf Anfrage von Transport. Die Pressestelle sagt zum Zusammenhang zwischen ihren Gewinnen und den gestörten Lieferketten:

"Das sehr gute Ergebnis der HHLA im Geschäftsjahr 2021 speist sich aus drei Quellen: Einem Mengenzuwachs beim Containerumschlag, der starken Nachfrage nach Leistungen unserer Bahntochter Metrans sowie Erlösen aus Lagergeld. Letztere sind stark gestiegen, weil infolge der gestörten Lieferketten und verspäteter Schiffsankünfte - durchschnittlich sind die Schiffe in Hamburg sechs bis zehn Tage verspätet - die Container auf unseren Anlagen länger stehen als geplant."

Die HHLA sei ein Umschlagbetrieb und kein Containerlager. Entsprechend sei die Lagerkapazität begrenzt. Um die Lieferketten zu stabilisieren, habe man daher unter anderem zusätzliche Lagerflächen aktiviert.

"Dafür sind finanzielle, technische, und personelle Aufwendungen notwendig. Die HHLA hat die Preise für das Lagergeld allerdings nicht erhöht, sondern nur in dem mit den Kunden vertraglich vereinbarten Rahmen erhoben."

Den Vorwurf, dass Logistikdienstleister – darunter auch HHLA – die Lieferstaus in der Terminals mit zu verantworten haben, weißt man zurück:

"Der Vorwurf ist in dieser Pauschalität nicht gerechtfertigt. Es gibt einzelne Terminal, insbesondere an der amerikanischen Westküste, die zu den Staus beigetragen haben. Dazu muss man wissen, dass die amerikanischen Hafenarbeiter nur fünf Tage in der Woche arbeiten müssen, das heißt am Wochenende wurden keine Schiffe abgefertigt und das obwohl teilweise 100 Schiffe vor den Häfen warteten."

Zudem hätten sich Mängel in der technischen Ausstattung der Anlagen und ganz besonders in der Hinterlandanbindung offenbart. Allerdings nicht nur in den USA, sondern weltweit fehlten Lkw-Fahrer und Lokführer. Ohne Bahn und Speditionen konnten die Container aber nicht an ihre Bestimmungsorte geliefert werden.

"Eine weitere Ursache für die Staus ist natürlich Corona. Die chinesische Regierung geht rigoros vor. Wenn es nur einen Infektionsfall gibt, wird die gesamte Anlage geschlossen. Das ist im vergangenen Jahr mehrfach vorgekommen und das in so großen Häfen wie Shanghai und Ningbo, wo teilweise drei Mal mehr Container im Jahr umgeschlagen werden als in Hamburg. Auf den Terminals der HHLA wird anders als in den USA rund um die Uhr, sieben Tage die Woche gearbeitet. Wir haben es auch dank verschiedener Schutzmaßnahmen auch geschafft, dass die Stabilität des Betriebs auch während der Corona-Pandemie jederzeit gewährleistet war. Die HHLA hat nun ganz bestimmt nicht zu den Lieferstaus beigetragen."  

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