Hermes: Hamburg wird emissionsfrei beliefert

Green Delivery Hamburg soll als Blaupause für andere Städte dienen. Der KEP-Logistiker stellt mit Hamburg als erster Stadt in Deutschland komplett emissionsfrei zu.176 E-Vans und acht E-Cargobikes werden eingesetzt, für die langen Strecken auch E-Trucks.

Green Delivery an der Elbe: Hermes hat seine Pläne pünktlich umgesetzt und stellt in Hamburg jetzt komplett lokal abgasfrei zu - und lärmarm. | Foto: Hermes Germany
Green Delivery an der Elbe: Hermes hat seine Pläne pünktlich umgesetzt und stellt in Hamburg jetzt komplett lokal abgasfrei zu - und lärmarm. | Foto: Hermes Germany
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

Der KEP-Logistiker Hermes Germany hat planmäßig zu Weihnachten 2023 die Zustellung von Päckchen und Paketen in der Heimatstadt Hamburg auf lokal emissionsfrei umgestellt und liefert jetzt mit 176 E-Transportern und acht E-Lastenrädern aus. Möglich sei dies durch die Umstellung der gesamten Last-Mile-Struktur und einen eigens errichteten E-Mobility-Hub. Damit habe man die Strukturen geschaffen, um in Hamburg perspektivisch bis zu 12 Millionen Sendungen im Jahr rein elektrisch auszuliefern.

„Ab jetzt bewegen wir in unserer Heimatstadt Hamburg jede einzelne Sendung, egal ob an die private Haustür oder einen der 337 PaketShops, ohne den lokalen Ausstoß von Emissionen. Damit stellen wir erstmals in einer Millionenmetropole und sogar in einem ganzen Bundesland komplett emissionsfrei zu“, verkündet Marco Schlüter, Chief Operations Officer bei Hermes Germany.

Schon in den Wochen vor Weihnachten habe man über 90 Prozent der Sendungen in der Hansestadt mit elektrischen Fahrzeugen ausgeliefert. Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) würdigte das Projekt im Oktober 2023 aufgrund seines neuen und ambitionierten Charakters beim Deutschen Logistik-Preis mit dem Silberrang.

Langer Vorlauf an Voraussetzungen

Damit in ganz Hamburg Päckchen und Pakete klimafreundlich ihren Weg zu den Empfänger*innen finden, musste der Paketlogistiker zunächst die dafür notwendigen Voraussetzungen schaffen: Im Stadtteil Billbrook errichtete Hermes Germany im vergangenen Jahr einen neuen E-Mobility-Hub mit 96 Ladepunkten, der zusammen mit dem Logistik-Center am Billbrookdeich mit 40 weiteren Ladepunkten die Absprungbasis für die elektrische Belieferung auf einer Fläche von circa 756 Quadratkilometern bildet. Alle Standorte für das Hamburger Gebiet, auch die der angeschlossenen Servicepartner, werden mit 100 Prozent Ökostrom versorgt. Damit sind die Strukturen geschaffen, dass perspektivisch über 240 vollelektrisch betriebene Fahrzeuge bis in die Außenbezirke der Hansestadt unterwegs sein und bis zu 12 Millionen Sendungen pro Jahr lokal emissionsfrei auf der Letzten Meile zustellen könnten. Vorerst sind 176 elektrische Transporter sowie 8 Lastenräder im Einsatz, die Zustellbasen der Servicepartner im Hamburger Umland eingeschlossen. Durch die Umstellung lassen sich, das Zielbild betrachtet, insgesamt über 1.400 Tonnen CO2 im Jahr einsparen.

Für die Langstrecken setzt man E-Trucks von DAF ein

Auch die lange Strecke hat der Logistiker mitgedacht. Hier seien alternative Antriebe im Gegensatz zum Transporter-Segment bis 3,5 Tonnen bislang weder breit verfügbar noch wirtschaftlich abbildbar, so der KEP-Spezialist. Nichtsdestotrotz testet Hermes Germany im Logistik-Alltag verfügbare Modelle. Schon seit Herbst 2022 ist etwa ein elektrisch betriebener 19-Tonner der Marke DAF vom Logistik-Center in Hamburg aus im regulären Linienverkehr unterwegs und sorgt zusätzlich für Emissionseinsparungen. Bei der Transformation hin zu einer emissionsfreien Letzten Meile sei es mit dem einfachen Austausch von Fahrzeugen nicht getan, skizziert der Anbieter weiter.

„Die Dekarbonisierung der Letzte Meile ist eine Mammutaufgabe, bei der nicht zuletzt aufgrund von fehlenden Rahmenbedingungen viel Pionierarbeit gefordert ist. Das fängt bei der Ladeinfrastruktur sowie belastbaren Stromnetzen an und hört bei nutzbaren Fördermitteln auf. Hier in Hamburg wurde uns schnell klar: Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, müssen wir eine eigene Infrastruktur mit ausreichenden Ladestationen aufbauen“, erklärt Marco Schlüter.

Eine hinreichende, öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für die gewerbliche Nutzung in dem angestrebten Ausmaß stand nicht zur Verfügung. Auch die lokalen Servicepartner galt es, von dem Konzept zu überzeugen und bei dem Umstieg von herkömmlichen Diesel-Fahrzeugen auf elektrische Modelle zu unterstützen, beschreibt der Anbieter. Dabei waren Reichweiten und Ladezeiten zu berücksichtigen, um eine reibungslose Integration in die Betriebsabläufe sicherzustellen. Darüber hinaus erfolgte eine intensive Schulung der Zusteller*innen im Hinblick auf das veränderte Fahrverhalten sowie die Wartung und Handhabung von Elektrofahrzeugen.

„Ein Projekt dieser Größenordnung lässt sich nicht mal eben von heute auf morgen umsetzen. Vor allem die teils langen Lieferzeiten der Elektrofahrzeuge und Hardware für die Ladeinfrastruktur müssen in der Planung berücksichtigt werden, um Verzögerungen zu minimieren. Wir haben bei Green Delivery Hamburg viel dazugelernt und ich bin froh, dass wir uns trotz mancher Unwägbarkeiten nie haben entmutigen lassen“, resümiert Schlüter.

Ausweitung emissionsfreier Zustellung - Rekord mit Lastenrädern

Hamburg sei zwar die erste Stadt, die man komplett lokal emissionsfrei beliefert, doch auch in vielen weiteren Städten gehe es voran, so der KEP-Logistiker: Bis 2025 will man den Paketdienst in 80 deutschen Innenstädten ohne den lokalen Ausstoß von Emissionen versehen. Schon bis Ende des laufenden Geschäftsjahres im kommenden Frühjahr soll in 40 Innenstädten die Haustürzustellung elektrisch erfolgen. Aktuell kommt etwa in Berlin, Bonn, Essen, Duisburg, Münster, Heilbronn, Mainz, Magdeburg und Göttingen eine Vielzahl an Päckchen und Paketen klimafreundlich mit E-Transportern oder Lastenrädern an die Haustüren der Empfänger*innen. In Bezug auf die Lastenradzustellung steuert Hermes Germany mit 2 Millionen per Lastenrad zugestellten Sendungen im Jahr 2023 auf einen neuen Rekord zu und wird damit den Wert aus dem Vorjahr verdoppeln.

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