Hereon: Forschungsschiff bekommt Wasserstoffsystemlabor

Das künftige Forschungsschiff des Helmholtz-Zentrums Hereon mit dem Namen Coriolis wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr unterstützt. Ein Wasserstoffsystemlabor für die Erzeugung von Bordstrom soll angeschafft sowie erprobt werden.

Die Coriolis ist derzeit noch im Bau befindlich, die Taufe soll noch in diesem Jahr stattfinden. (Grafik: Hereon/ Hitzler Werft)
Die Coriolis ist derzeit noch im Bau befindlich, die Taufe soll noch in diesem Jahr stattfinden. (Grafik: Hereon/ Hitzler Werft)
Anna Barbara Brüggmann

Coriolis heißt das Forschungsschiff, das aktuell bei der Hitzler Werft in Lauenburg gebaut wird und ein interdisziplinäres Spektrum aus Küsten-, Werkstoff-, Wasserstoff- und Membranforschung abdecken soll - für die Schifffahrt von Morgen, so das Helmholtz-Zentrum Hereon.

Die Gesamtkosten dafür sollen sich Hereon zufolge auf 18 Millionen Euro belaufen, die vom Bund getragen werden. Die Taufe sei noch für 2024 geplant.

Nun wird die Beschaffung, Erprobung und der Transfer eines Wasserstoffsystemlabors für die Erzeugung von Bordstrom vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen seiner Förderrichtlinie BordstromTech II unterstützt.

Der Förderbescheid über 560.000 Euro (Projektvolumen 1,4 Millionen Euro) sei vom Projektträger Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistung Anfang Januar übermittelt worden, so die Angaben.

Die fachliche Prüfung des Antrags habe die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) ausgeführt, die Haushaltsmittel zur Technologieförderung entstammen der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung (MKS), heißt es. 

Vorteile des Metallhydridtanks

Im Fokus des neuen Projektes soll die Beschaffung der Brennstoffzelle, der Bunkerstation, des Metallhydridtanks sowie der Steuerung und Regelung des Wasserstoffsystems zur Speicherung stehen. Der Metallhydridtank zur Wasserstoffspeicherung wurde vom Hereon entwickelt und in seinem Institut für Wasserstofftechnologie erforscht.

Das Zentrum befasst sich laut eigenen Angaben seit vielen Jahren mit der Erforschung von Materialien und Systemen für die Wasserstoffspeicherung und -kompression auf Basis von Metallhydriden.

Die Bauweise der Metallhydridtanks sei nicht nur sicher, sondern auch kompakt und biete den Vorteil, dass Wasserstoff bei moderaten Druck- (50 bar) und Temperaturbedingungen (Betriebstemperaturen im Tank -30 bis gut 50 Grad Celsius) gespeichert werden könne. Auch werde der Wasserstoff im Tank chemisch gebunden, was eine explosive Freisetzung im Falle einer Tankhavarie verhindere.

Das Wasserstoff-Bordstromsystem soll folgende Aufgaben erfüllen:

  • Versorgung der Coriolis mit Bordstrom während der täglichen Liegezeiten in den Häfen von Nord- und Ostsee
  • Versorgung des Schiffes mit Bordstrom während Messkampagnen in Nord- und Ostsee sowie zugleich Versorgung unter anderem der Messgeräte, Ankerpfahl und Echolote
  • Versorgung des elektrischen Lagesteuerungspropellers (Heck) und Pumpjet (Bug)
  • Versorgung der Hauptantriebspropeller (kurzzeitiger Betrieb)

Zudem wurde von Hereon ein 45 kW-Dieselgenerator in Kombination mit einem Membranmodul entwickelt. So sollen schädliche NOx-Emissionen des Dieselgenerators nahezu eliminiert werden.

Antriebsvielfalt

Die Coriolis werde mit elektrischen Fahrmotoren versehen, das Antriebskonzept sei redundant ausgelegt. Brennstoffzelle, Batterie und Generatoren können nach Aussage des Forschungsinstituts miteinander kombiniert werden.

Die wissenschaftlichen Messkampagnen des Forschungsschiffes werden in der Nord- und Ostsee sowie in den Flüssen Ems, Weser und Elbe durchgeführt.

Die Coriolis soll als Einwachenschiff betrieben werden und über Nacht immer in einem Hafen liegen. Dies sieht das Hereon als Möglichkeit, die neue Erzeugung von Bordstrom möglichen Nutzern vorzustellen und die Akzeptanz zu erhöhen.

Die Ergebnisse des Betriebs würden sowohl dafür genutzt, die Bunkerstation, Brennstoffzelle, Metallhydrid-Tank und Systemsteuerung zu optimieren als auch dafür, die Nachrüstung von See- und Binnenschiffen zu vereinfachen.

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