Hamburg TruckPilot: Meilenstein im automatisierten Containertransport

MAN Truck & Bus und die HHLA haben das Gemeinschaftsprojekt Hamburg TruckPilot erfolgreich abgeschlossen und eine wichtige Etappe für den Einsatz selbstfahrender Lastwagen in Hafen-Terminals gesetzt.

Die beiden Unternehmen leisten mit dem autonomen Hamburg TruckPilot Pionierarbeit für die Logistik 4.0. Foto: MAN Truck & Bus
Die beiden Unternehmen leisten mit dem autonomen Hamburg TruckPilot Pionierarbeit für die Logistik 4.0. Foto: MAN Truck & Bus
Daniela Sawary-Kohnen

Damit wurde ein wichtiger Meilenstein im automatisierten Containertransport gesetzt, denn autonomes Fahren hat das Potenzial, den Güterverkehr sicherer, effizienter und nachhaltiger zu machen. Dr. Frederik Zohm, MAN Vorstand für Forschung und Entwicklung:

„Pilotprojekte wie Hamburg TruckPilot beweisen, dass der Einsatz von selbstfahrenden Lkw technologisch umsetzbar ist und sich effizient in Logistikabläufe integrieren lässt. Das autonome Fahren wird ein Gamechanger im Transportwesen sein. In enger Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern erproben wir praxistaugliche Automatisierungslösungen mit dem Ziel, ab 2030 selbstfahrende Lkw zur Serienreife zu bringen.“

Die Projektergebnisse hatten MAN Truck & Bus und die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) gemeinsam im Rahmen des ITS World Congress 2021 am gestrigen Mittwoch, 13. Oktober, in Hamburg vorgestellt. HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath hob auf der Pressekonferenz hervor, dass die Kooperation mit MAN ein wichtiger und notwendiger Schritt sei, um die Zukunft des Gütertransports zu gestalten:

„Autonomes Fahren wird kommen! Darauf bereiten wir uns als HHLA vor. Die Logistik 4.0 bietet Chancen von globalem Ausmaß. Um sie zu nutzen, müssen wir offen für Veränderungen sein und Mut zum Wandel zeigen. Das autonome Fahren und Hamburg TruckPilot sind ein gutes Beispiel für transformative Prozesse, die wir aktiv gestalten wollen."

Pionierleistung durch Kooperation

MAN Truck & Bus und die HHLA haben das Pilotprojekt Hamburg TruckPilot im Sommer 2021 erfolgreich abgeschlossen. Die Zielsetzung des dreijährigen Projektes beinhaltete Entwicklung und Praxistest eines autonomen Lkw im Containerumschlag auf dem HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA). Bei den Praxisfahrten beförderte der Logistikpartner, die Spedition Jakob Weets e.K. aus Emden, zunächst von einem Fahrer gesteuert 40-Fuss-Container im Auftrag der Volkswagen Konzernlogistik zum CTA-Terminal im Hamburger Hafen. Dort fuhr der Lkw autonom über das Terminalgelände und bewegte sich reibungslos im gemischten Verkehr mit anderen Verkehrsteilnehmern. Er fuhr sein Ziel in der Blocklagerspur an und rangierte ebenfalls selbstständig rückwärts hochgenau in die Parkposition. Nach dem Containerumschlag erfolgte die Rückfahrt zum Check-Gate ebenso autonom und jenseits des Terminalgeländes übernahm wieder der Fahrer der Spedition Jakob Weets e.K. wieder das volle Kommando. Till Schlumberger, Projektleiter bei der HHLA und verantwortlich für Hamburg TruckPilot, machte deutlich, welche technologische Pionierleistung mit dem Testlauf gelungen sei:

„Der HHLA Container Terminal Altenwerder ist durch seine hoch automatisierten Prozesse das ideale Testumfeld, um zukunftsträchtige Technologien zu erproben. Unsere Anlagen arbeiten 24/7 rund um die Uhr, an 360 Tagen im Jahr. Die sichere Integration von autonomen Lkw in die Terminalprozesse ist allerdings eine große Herausforderung, denn dabei durchmischen sich autonome und klassische Verkehre. Mit Hamburg TruckPilot konnten wir zeigen, dass diese Anwendung in der Praxis möglich und erfolgsversprechend ist."

Und auch Sebastian Völl, Projektleiter Hamburg TruckPilot bei MAN Truck & Bus, ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Praxistests im Hamburger Hafen:

„Hamburg TruckPilot war für uns ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum autonomen Fahren. Als unser Prototyp zum ersten Mal selbstständig in eine Blocklagerspur rangiert ist, da haben wir gesehen: Es funktioniert, wir können die hohen Genauigkeitsanforderungen halten. Und auch das Fahren über das Terminalgelände mit vielen anderen manuell gesteuerten Lkw haben Sensorik, Umfelderkennung und Automatisierungssysteme im Zusammenspiel perfekt gemeistert. Als bei den Praxisfahrten der erste Container mit realer Ladung vom Chassis abgehoben hat, war ich super stolz auf das gesamte Team! Auf diesen Erfahrungen können wir bei künftigen Projekten aufbauen."

Die Partner sammelten mit Blick auf das autonome Fahren zwischen verschiedenen Logistik-Knotenpunkten im Hub-to-Hub-Verkehr auf den manuellen Zubringerfahrten auf der A7 zwischen dem Weets Container Terminal Soltau und dem 70 Kilometer entfernten Hafengelände bereits wertvolle Daten. Auch davon würden weitergehende Projekte mit Praxisfahrten auf öffentlichen Straßen profitieren, schlussfolgerten die beteiligten Parteien. Diese, stets von Sicherheitsfahrern begleiteten, Praxistests würden durch das Gesetz zum autonomen Fahren in Deutschland auch außerhalb abgeschlossener Areale möglich.

Deutschland als Innovationstreiber

Als erstes Land hat die Bundesrepublik im Juli dieses Jahres ein Gesetz zum autonomen Fahren in Kraft gesetzt. Es regelt und erlaubt grundsätzlich die Nutzung von autonomen Fahrzeugen in festgelegten Betriebsbereichen, etwa im Verkehr zwischen Logistikterminals. Eine technische Aufsicht muss zudem die Fahrten überwachen.

Für den Güterverkehr bringen autonome Lastwagen Vorteilen mit sich. So haben sie das Potenzial, Transporte effizienter, kostengünstiger, zuverlässiger, nachhaltiger und vor allem sicherer zu machen. Für die Containerlogistik 4.0 und Industrie 4.0 stellen selbstfahrende Trucks ein wichtiges Element dar und sind zudem ein Lösungsansatz für den Fahrermangel, der vielen Transportunternehmen immer stärker zu schaffen macht.

Ausblick in die Zukunft des Güterverkehrs

Um die Automatisierung voranzutreiben plant MAN laut eigenen Angaben, sukzessiv weitere Kooperationsprojekte zur Entwicklung von autonomen Hub-to-Hub-Verkehren auf den Weg zu bringen. Ab Mitte des Jahrzehnts seien erste Anwendungstests von selbstfahrenden MAN-Lkw, integriert in Betriebsabläufe von Kundenunternehmen, denkbar. Ziel sei es von 2030 an, autonom fahrende Lkw als Serienlösungen realisieren zu können. Kombiniert mit emissionsfreien Antrieben hätten diese nicht nur das Potenzial, Sicherheit und Effizienz von Logistik zu steigern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum CO2-minimierten Güterverkehr zu leisten.

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