Hafen Rotterdam: Güterumschlag im ersten Quartal rückläufig

Der niederländische Seehafen bekommt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu spüren. Immerhin 13 Prozent der 2021 in Rotterdam umgeschlagenen Güter hatten einen Bezug zu Russland.

Weniger Öl, dafür wohl mehr Windräder: Der russische Angriffskrieg ändert auch in den europäschen Seehäfen Einiges. (Foto: Danny Cornelissen/Port of Rotterdam)
Weniger Öl, dafür wohl mehr Windräder: Der russische Angriffskrieg ändert auch in den europäschen Seehäfen Einiges. (Foto: Danny Cornelissen/Port of Rotterdam)
Christine Harttmann

Der Hafen Rotterdam meldet für das erste Quartal 2022 einen Rückgang beim Güterumschlag von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresvergleich. 113,6 Millionen Tonnen bilanziert der Hafen in den erste drei Monaten des Jahres. Im vergangenen Jahr 2021 waren es 115,2 Millionen Tonnen gewesen. Vor allem der Umschlag von Mineralölprodukten und Eisenerz sei rückläufig, teilt Port of Rotterdam mit. Der Umschlag von LNG (Flüssiggas) und sonstigem flüssigem und trockenem Massengut sei dahingegen gestiegen. Das Containervolumen liegt etwas unter dem Niveau von 2021.

Allard Castelein, Generaldirektor des Hafenbetriebs Rotterdam:

„Wir haben das Jahr hervorragend begonnen, aber dann wurde die Welt Ende Februar mit dem Krieg in der Ukraine konfrontiert. Dieser Konflikt ist nicht nur eine furchtbare menschliche Tragödie, der Krieg verursacht darüber hinaus Unsicherheit im Welthandel und Veränderungen in der Logistikkette.“

Obwohl der weitere Verlauf vorhersehbar sei, gehe der Hafenbetreiber davon aus, dass die Entwicklungen in der Ukraine und die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und anderen Ländern sich dieses Jahr auch weiterhin auf das Umschlagvolumen auswirken werden, so Castelein.

Im vergangenen Jahr hatten 62 der insgesamt fast 470 Millionen Tonnen umgeschlagener Güter und somit 13 Prozent, einen Bezug zu Russland. Viele der aus Russland importierten Energieträger werden über den Hafen von Rotterdam abgewickelt. 2021 kamen ungefähr 30 Prozent des Rohöls, 25 Prozent des LNG und 20 Prozent der Ölprodukte und Kohle aus Russland. Zudem exportiert Russland Produkte, wie Stahl, Kupfer, Aluminium und Nickel, über Rotterdam. 2021 hatten acht Prozent des Containerumschlags einen Bezug zu Russland. Da der Krieg in der Ukraine erst Ende Februar begonnen hat, bekam der Hafen die Auswirkungen auf das Umschlagvolumen im ersten Quartal des Jahres bisher nur begrenzt zu spüren. Inzwischen würden sich die Folgen der Sanktionen und die damit verbundene Weigerung von Unternehmen Geschäfte mit Russland zu tätigen, in fast allen Branchen bemerkbar machen.

Flüssiges Massengut

Insgesamt nahm der Umschlag von flüssigem Massengut um ein Prozent auf 51,5 Millionen Tonnen ab. Das Rohölvolumen blieb nahezu unverändert bei 25,5 Millionen Tonnen. Der Umschlag von Mineralölprodukten und vor allem von Heizöl hingegen ging um 20,5 Prozent auf 13,5 Millionen Tonnen zurück. Port of Rotterdam führt das hauptsächlich darauf zurück, dass in Russland weniger produziert wird und somit auch weniger Heizöl aus Russland nach Rotterdam kommt. Seit März würden Ölgesellschaften weniger Öl aus Russland importieren. Allerdings wurde im ersten Quartal weitaus mehr LNG umgeschlagen als im Vorjahr. Um 77,7 Prozent auf 2,7 Millionen Tonnen legte das Flüssiggas zu.

Trockenes Massengut

Im Segment für trockenes Massengut wurde bei Eisenerz und Schrott ein Rückgang von 19,5 Prozent auf 5,6 Millionen Tonnen verzeichnet. Der Umschlag von Kohle nahm leicht zu um 3,5 Prozent auf 3,9 Millionen Tonnen. Bei anderen trockenen Massengütern registrierte der Hafen eine deutliche Steigerung von 33,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Container

Im Containersegment waren es vor allem die Bord-zu-Bord-Umladungen, die rückläufig waren. Um 21,5 Prozent auf 6,0 Millionen Tonnen gingen zurück. Der Gesamtumschlag reduzierte sich um 5,4 Prozent auf 35,6 Millionen Tonnen. In TEU (20-Fuß-Standardcontainer)-Einheiten war der Rückgang weniger drastisch. Die Umschlagmenge fiel um 1,4 Prozent auf 3,6 Millionen TEU.

Russland-Ukraine-Krieg

Seit März spürt der Hafen die Folgen des Krieges an den reduzierten Frachten nach Russland deutlich. Der Großteil der Reedereien hat einen Buchungsstopp für russische Containerladungen eingeführt und auch die meisten Tiefseeterminals akzeptieren keine Exportladungen aus Russland mehr. Diese Situation wird sich weiterhin negativ auf die Menge der Bord-zu-Bord-Umladungen nach Russland auswirken. Im ersten Quartal waren auch die Folgen des Covid-Lockdowns in Shanghai in Rotterdam noch nicht spürbar.

RoRo und sonstiges Stückgut

Der Gesamtumschlag im RoRo-Verkehr und sonstigen Stückgutverkehr stieg um 19 Prozent auf 8,4 Millionen Tonnen. Der RoRo-Umschlag legte um 20,4 Prozent auf 6,7 Millionen Tonnen zu. Der Hafenbetreiber verweist in diesem Zusammenhang allerdings darauf, dass zum ersten Quartal des Vorjahres gerade die Brexit-Übergangsperiode abgelaufen war.

Beim sonstigen Stückgut verzeichnet Rotterdam eine Zunahme um 13,7 Prozent auf 1,7 Millionen Tonnen. Zurückzuführen seien die auf eine Steigerung des Stahl- und Nichteisenumschlags sowie eine Verschiebung von Containerladungen zu Stückgut (Breakbulk). Dieser Trend sei auf die hohen Preise in der Containerschifffahrt zurückzuführen. Viel russische Ladung bleibe derzeit in den Terminals für Massenstückgut liegen.

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