Hafen Rotterdam: Gesamtumschlag sinkt - Container legen zu

Weniger Umschlag bei Kohle und Rohöl drücken den Gesamtumschlag im Rotterdamer Hafen.

Symbolbild: Port of Rotterdam-Eric Bakker
Symbolbild: Port of Rotterdam-Eric Bakker
Nadine Bradl

Bis zum dritten Quartal dieses Jahres ist der Umschlag im Rotterdamer Hafen um 0,4 Prozent zurückgegangen. Damit sank der Gesamtumschlag auf 328,6 Millionen Tonnen gegenüber 329,9 Millionen Tonnen im Vorjahreszeitraum. Der Rotterdamer Containersektor ist gewachsen: Sowohl beim Gewicht (3,0 Prozent) als auch bei den Containern (2,2 Prozent) wurde ein Anstieg verzeichnet. Der Umschlag von Eisenerz & Schrott stieg um 2,3 Millionen Tonnen (11,1 Prozent). Der leichte Rückgang des Gesamtumschlags ist hauptsächlich auf den geringeren Umschlag von Kohle und Rohöl zurückzuführen.

Boudewijn Siemons, CEO der Port of Rotterdam Authority: „Der Welthandel zeigt sich in den letzten Monaten leicht belebt. Wir stellen fest, dass das Vertrauen der Verbraucher gestiegen ist, was sich in einem Anstieg des Containerumschlags niederschlägt. Der Rückgang des Umschlags in den anderen Segmenten zeigt leider, dass die europäische Industrie aufgrund der hohen Energiekosten weiterhin eine schwache Wettbewerbsposition einnimmt. Diese Entwicklungen kommen nicht überraschend. In der Tat stehen wir auf der geopolitischen Bühne und in der globalen Lieferkette noch immer vor großen Herausforderungen. Wir erwarten daher in den verbleibenden Monaten dieses Jahres auch keine größeren Verlagerungen bei den Warenströmen.“

Trockenes Massengut

Der Umschlag von trockenem Massengut ist in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 im Vergleich zu 2023 um 0,9 Prozent zurückgegangen. Der Umschlag von Eisenerz und Schrott (11,1 Prozent) und sonstigem trockenem Massengut* (20 Prozent) ist jedoch angestiegen. Die sinkenden Eisenerzpreise aufgrund des Einbruchs der chinesischen Stahlproduktion veranlassen die europäischen Stahlwerke, Eisenerz zu kaufen, obwohl die Stahlnachfrage in Europa nicht besonders hoch ist. Der Kohleumschlag ging im dritten Quartal um 26,6 Prozent im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Jahres 2023 zurück, in denen der Umschlag ebenfalls bereits um 17 Prozent gesunken war. Vor allem der Umschlag von Energiekohle ging zurück. Kohlekraftwerke verlieren als Energiequelle zunehmend an Bedeutung. In den ersten neun Monaten dieses Jahres hatten Kohlekraftwerke in den Niederlanden und in Deutschland einen Anteil von 6 bzw. 20 Prozent am Strommix. Der Anteil der erneuerbaren Energien lag beim niederländischen Strommix bei 58 Prozent, beim deutschen bei 59 Prozent.

Nach Korrektur (*) zeigt der Agribulk-Umschlag einen Anstieg von 2,0 Prozent. Die Anlieferung von Sojabohnen ging aufgrund der höheren Sojabohnenpreise infolge der schlechten Ernte und der gestiegenen Nachfrage aus China zurück. Die Maislieferungen aus der Ukraine (über Rumänien) sind wieder angestiegen, nachdem sie 2023 aufgrund des Krieges in der Ukraine deutlich zurückgegangen waren. Mais wird u. a. als Ausgangsmaterial für die Bioethanolproduktion verwendet. Der Umschlag von sonstigem Trockenmassengut stieg nach Korrektur um 20 Prozent (*), was auf einen höheren Umschlag hauptsächlich aus Steinen an Bojen und Dalben zurückzuführen ist. Auch bei mehreren Umschlagbetrieben verzeichnete der Umschlag von Rohstoffen einen Anstieg. Obwohl vor allem die energieintensiven Industrien noch zu kämpfen haben, werden die Lagerbestände langsam wieder aufgefüllt.

Flüssiges Massengut

Der Umschlag von flüssigem Massengut ging in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 1,7 Prozent zurück. Dies ist auf den geringeren Umschlag von Rohöl, LNG und anderen flüssigen Massengütern zurückzuführen. Der Rückgang beim Rohölumschlag um 3,6 Prozent und 2,7 Millionen Tonnen ist auf eine nicht turnusgemäße Instandhaltung an einer deutschen Raffinerie und eine geringe Raffinationsmarge zurückzuführen. Der Umschlag von Mineralölprodukten zeigt einen Anstieg von 4 Prozent, insbesondere der Umschlag von Schweröl und Kerosin ist angestiegen. Der Umschlag von LNG lag mit 300.000 Tonnen leicht unter dem Vorjahreswert. Die Erdgasreserven in Europa sind hoch, so dass ein geringerer Bedarf besteht. Außerdem sind die LNG-Preise in Asien etwas höher als in Europa, so dass sich die Spot-Frachten eher nach Asien bewegen. Das Segment des sonstigen flüssigen Massenguts verzeichnete einen Rückgang von 4,4 Prozent. Besonders deutlich wird dieser Rückgang bei den Biokraftstoffen. Der Export sinkt wegen der Senkung der Beimischungsquoten.

Container und Stückgut

Der Containerumschlag befindet sich in den vergangenen Monaten weiter auf Erholungskurs. Der Containerumschlag in Tonnen stieg um 3,0 Prozent (von 98,1 Millionen Tonnen auf 101,1 Millionen Tonnen) und in TEU (Standardgröße für Container) nahm der Umschlag um 2,2 Prozent auf 10,4 Millionen TEU zu. Der Anstieg ist vor allem auf steigende Ausgaben europäischer Verbraucher zurückzuführen. Diese Ausgaben sind nach einer Phase mit geringerer Kaufkraft wieder angestiegen. Reserven, die nach der COVID-Pandemie abgebaut wurden, haben das alte Niveau jetzt wieder erreicht. Da die Industrieproduktion in Europa ihr Niveau noch nicht erreicht hat, liegen die Exporte von Fertigwaren wie Investitionsgüter und Autoteile zurück. Die Unsicherheiten aufgrund der Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung führten zu einer frühen Hochsaison im Sommer. Im September wurde jedoch eine Reihe Kontingente über andere Häfen umgeleitet. In diesem Monat war das Handelsvolumen in Rotterdam daher geringer. Die Überlastung der Häfen in Asien, im Nahen Osten und in Südeuropa, die zu Beginn des Jahres aufgetreten ist, lässt jetzt nach. Aufgrund der begrenzten Schiffskapazität ist die Zahl der Hafenanläufe weiterhin geringer als im letzten Jahr, so dass die Schiffe sehr voll sind. Dies bedeutet, dass die Terminals im Hafen und im Hinterland weiterhin mit Spitzenbelastungen konfrontiert sind.

Der Umschlag des Stückgut-Segments (Roll-on/Roll-off und sonstiges Stückgut) verzeichnete einen Rückgang von 4,7 Prozent. Der RoRo-Verkehr ging aufgrund der wirtschaftlichen Lage im Vereinigten Königreich weiter um 3,5 Prozent auf 19,2 Millionen Tonnen zurück. Das Segment der sonstigen Stückgüter ging durch weniger Lagerung und Umschlag von Stahl und Nichteisenmetallen um 9,5 Prozent auf 4,5 Millionen Tonnen zurück.

*) Wegen einer Korrektur im Jahr 2023 aufgrund einer fehlerhaften Meldung im Seehafengebührensystem im Jahr 2022 zeigen die Umschlagzahlen für Agribulk und sonstiges trockenes Massengut für das Jahr 2024 ein verzerrtes Bild.

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