Gütertransport: Binnenschifffahrt verzeichnet Rekordtief

Die Kohletransporte über die deutschen Binnenwasserstraßen sind 2022 infolge stärkerer Nachfrage in der Energiekrise um 12,1 Prozent gestiegen.

2022 war ein herausforderndes Jahr für die deutsche Binnenschifffahrt. (Symbolbild: Markus Mohr / AdobeStock)
2022 war ein herausforderndes Jahr für die deutsche Binnenschifffahrt. (Symbolbild: Markus Mohr / AdobeStock)
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei LOGISTIK HEUTE von Therese Meitinger)

Im Jahr 2022 hat die Binnenschifffahrt in Deutschland 6,4 Prozent weniger Güter befördert als im Vorjahr. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 27. März mitteilte, wurden auf den deutschen Binnenwasserstraßen insgesamt 182 Millionen Tonnen Güter transportiert (2021: 195 Millionen Tonnen). Das sei das niedrigste Transportaufkommen seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990, heißt es vonseiten der Behörde.

Mit ursächlich für diesen Tiefststand dürften demnach Rückgänge in der Produktion wichtiger Transportgüter sowie das Niedrigwasser im August 2022 sein. Das Transportaufkommen im Jahr 2022 blieb um elf Prozent hinter dem des Vor-Corona-Jahres 2019 zurück. Damals hatte die Güterbeförderung in der Binnenschifffahrt bei 205 Millionen Tonnen gelegen.

Flüssige Mineralölerzeugnisse und Kohle machen Gros aus

Die wichtigsten von Binnenschiffen beförderten Gütergruppen waren Destatis zufolge im Jahr 2022 flüssige Mineralölerzeugnisse (27 Millionen Tonnen), Kohle (25,6 Millionen Tonnen), Steine und Erden (22,7 Millionen Tonnen) sowie Eisenerze (19,7 Millionen Tonnen). Diese Gütergruppen machten zusammen 52 Prozent des Transportaufkommens aus.

Während es beim Großteil der Gütergruppen Rückgänge gab, nahmen die Kohletransporte gegenüber 2021 um 12,1 Prozent zu. Wegen der Energiekrise und ausbleibender Gaslieferungen aus Russland setzte Deutschland mehr Kohle zur Stromerzeugung ein. 84,1 Prozent der auf Binnenschiffen transportierten Kohle kam aus dem Ausland. Der größte Teil hiervon (92,2 Prozent) kam aus den Niederlanden, weitere 7,6 Prozent aus Belgien.

Rückgänge gegenüber dem Vorjahr waren bei Steinen und Erden (-8,1 Prozent), Eisenerzen (-5,7 Prozent) sowie bei flüssigen Mineralölerzeugnissen (-4,1 Prozent) zu verzeichnen. Deutliche Rückgänge verzeichneten auch der Transport sonstiger Abfälle und Sekundärrohstoffe (2022: 9,2 Millionen Tonnen; -16,7 Prozent), chemischer Grundstoffe (2022: 13 Millionen Tonnen; -14,1 Prozent) sowie in Containern transportierte nicht näher identifizierbare Güter (2022: 11,9 Millionen Tonnen; -11,2 Prozent). 

Nach wie vor prägend für die Binnenschifffahrt sei der Transport trockener und flüssiger Massengüter mit Anteilen von 58,5 Prozent beziehungsweise 24,7 Prozent des gesamten Transportaufkommens im Jahr 2022, so Destatis. Im Vergleich dazu lag der Anteil des Containerverkehrs bei zehn Prozent. Dieser Anteil blieb gegenüber dem Vorjahr, indem er bei 10,7 Prozent gelegen hatte, weitgehend unverändert.

Niedrigwasser schlägt zu Buche

Die Binnenschifffahrt hatte in den vergangenen Jahren mit den Folgen der Corona-Pandemie und Niedrigwasser zu kämpfen. So war die Güterbeförderung der Binnenschifffahrt im Dürrejahr 2018 (197,9 Millionen Tonnen) um 11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Die Transportmenge im ersten von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 lag 8,3 Prozent unter der des Jahres 2019. Auch im Jahr 2022 beeinträchtigte das Niedrigwasser des Rheins und vieler anderer Flüsse den Güterverkehr in der Binnenschifffahrt. So lagen die Gütertransporte im August 2022 über ein Viertel (-26,8 Prozent) unter dem Wert des Vorjahresmonats. Mit 11,7 Millionen Tonnen wurden im August 2022 so wenig Güter auf den Binnenwasserstraßen befördert wie noch nie in einem Monat seit der deutschen Vereinigung.

Die aus dem Ausland empfangene Gütermenge (84,9 Millionen Tonnen) ging 2022 mit einem Minus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr moderat zurück. Der Rückgang wurde maßgeblich durch den Anstieg bei den Kohletransporten gedämpft. Der Versand in das Ausland (43,7 Millionen Tonnen) verzeichnete mit -12,1 Prozent dagegen einen überdurchschnittlichen Rückgang. Die Transportmenge im innerdeutschen Verkehr (44,6 Millionen Tonnen) lag um 3,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der weniger bedeutende Transitverkehr war mit einem Transportaufkommen von 9,2 Millionen Tonnen um 13,5 Prozent niedriger als im Jahr 2021.

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