Grüner Kraftstoff: ReFuelEU-Gesetz für Luftfahrt

SAF-Quoten für Flugbenzin könnten etwaige Pläne für die Nutzung von E-Fuels in Verbrennungsmotoren von Pkw vollends unwahrscheinlich werden lassen. T&E: Brauchen alle E-Fuels für die Luftfahrt, kein Spielraum für die Straße.

Grüner Fliegen: Mit der Einigung zu SAF-Fuels wird die Anwendung von E-Fuels im Straßenverkehr noch unwahrscheinlicher. | Foto: Lufthansa Cargo
Grüner Fliegen: Mit der Einigung zu SAF-Fuels wird die Anwendung von E-Fuels im Straßenverkehr noch unwahrscheinlicher. | Foto: Lufthansa Cargo
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Nach der EU-Einigung auf die "grüne Kraftstoff-Verordnung" ReFuelEU für die Luftfahrt sieht die Umweltdachorganisation Transport & Environment darin einen entscheidenden Schritt, um den europäischen Markt für grünen Flugkraftstoff anzukurbeln.

„Die Verordnung ist Pionierarbeit ‘made in Europe’. Sie ist das weltweit größte Bekenntnis zu grünen Kraftstoffen für die Luftfahrt. Die EU hat ihr Engagement für synthetische Kraftstoffe verdoppelt, die für die Dekarbonisierung des Sektors entscheidend sind, und den Einsatz einiger nicht nachhaltiger Biokraftstoffe in Flugzeugen eingeschränkt", urteilte Matteo Mirolo, Aviation Manager bei Transport & Environment (T&E).

Das grüne Kraftstoffgesetz für die Luftfahrt - bekannt als ReFuelEU - sieht vor, dass ab 2025 alle Airlines verpflichtet sind, einen Mindestanteil an nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF) zu nutzen, wenn sie von einem EU-Flughafen starten. Beginnend mit 2 Prozent im Jahr 2025, wird der Prozentsatz 2030 auf 6 Prozent und bis 2050 auf 70 Prozent ansteigen. Diese Ziele werden Bedingungen für synthetische Kraftstoffe (E-Kerosin) beinhalten - die einzige Art von SAF, die nachhaltig auf die Kraftstoff-Bedürfnisse des Sektors ausgeweitet werden können. Die Verhandler:innen einigten sich auf eine Vorgabe für synthetische Kraftstoffe in Höhe von 1,2 % zwischen 2030 und 2031 und 2 % zwischen 2032 und 2035. Dies ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem ursprünglichen Vorschlag der Europäischen Kommission (0,7 % zwischen 2030 und 2035) und ein großer Erfolg für das Europäische Parlament.

 

Kein Tank statt Teller: Ausschluss von Problemrohstoffen

Die Verhandler:innen einigten sich auch auf die Definition für nachhaltige Biokraftstoffe in der Luftfahrt. Sie schlossen einige der umstrittensten Biokraftstoff-Rohstoffe wie Nahrungsmittelpflanzen und Palmöl-Nebenprodukte (PFADs) aus. Einige problematische Rohstoffe, die weder nachhaltig noch skalierbar sind, sind allerdings noch Teil der Verordnung. Kraftstofflieferanten werden beispielsweise in der Lage sein, die Ziele mit tierischen Fetten und gebrauchtem Speiseöl (UCO) zu erreichen. Beide sind limitiert verfügbar. Tierische Fette sind Nebenprodukte von Schlachtungen. Ihre Aufnahme birgt das Risiko von Engpässen in anderen Branchen, in denen sie zum Einsatz kommen. Dazu zählt zum Beispiel die Tiernahrungsindustrie. Palmöl ist sehr oft der gewählte Ersatz für tierische Fette. Außerdem haben die Verhandler:innen keine Obergrenze für den Einsatz von UCO festgelegt. Das kann zur Folge haben, dass die Nachfrage der europäischen Luftfahrt über das europaweite Angebot steigt und die Abhängigkeit von Importen und das Risiko von Betrug erhöht.

Aufnahme der Nicht-CO2-Effekte der Luftfahrt

In einer historischen Änderung wurden die nicht-CO₂-Effekte der Luftfahrt in die endgültige Verordnung aufgenommen. Nicht-CO₂-Emissionen machen zwei Drittel der Klimaauswirkungen der Luftfahrt aus, aber bisherige Bemühungen, sie gesetzlich zu regeln, waren erfolglos. Von jetzt an öffnet ReFuelEU die Tür zur Regulierung der Kraftstoffqualität. Das stellt sicher, dass sie niedrigere aromatische Konzentrationen und Schwefelgehalt aufweisen. Dies ist ein bedeutender Schritt, um die Nicht-CO2-Klimaauswirkungen in der Luftfahrt zu reduzieren, aber auch die Luftqualität um Flughäfen zu verbessern, meint T&E.

„Dieser Deal und die letzte Woche vereinbarte Regelung über ETS SAF-Zertifikate bieten Fluggesellschaften die Gewissheit, dass grüne Kraftstoffe und insbesondere synthetisches Kerosin billiger und weit verbreitet erhältlich sein werden. Die Einführung von SAF kann jetzt beginnen, aber es gibt noch viel zu tun", erklärte Matteo Mirolo.

Um den Erfolg der SAFs zu gewährleisten, bedürfe es nun einer Politik der industriellen Unterstützung für synthetisches Kerosin, aber auch strengerer Sicherheitsvorkehrungen, um sicherzustellen, dass sich keine nicht nachhaltigen Biokraftstoffe in die Tanks von Flugzeugen einschleichen.

"Die Hürden im Markthochlauf verdeutlichen einmal mehr, dass wir alle verfügbaren e-fuels für die Luftfahrt brauchen und für die Straße nichts übrig bleibt. Für sie gibt es mit der Elektromobilität effizientere und billigere Alternativen", urteilt Mirolo weiter.

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