Germanwatch Klimaschutz-Index: Deutschland fällt zurück – Verkehr als Bremsklotz
In fast allen emissionsstarken Staaten sind Elektrifizierung und Erneuerbare Energien mit Wucht auf der Überholspur. Das ist das Fazit des anlässlich der Weltklimakonferenz in Baku veröffentlichten Klimaschutz-Index (Climate Change Performance Index 2025) von Germanwatch und NewClimate Institute. Der Trend führe aber noch immer in viel zu wenigen Staaten zu einer konsequenten Abkehr von fossilen Energien, insbesondere von Gas, monierten die Index-Macher. Entsprechend zeigt der CCPI ein uneinheitliches Bild.
„Während 61 von den 64 untersuchten Staaten den Anteil Erneuerbarer Energien in den vergangenen fünf Jahren ausgebaut haben, haben 29 Staaten noch immer einen schlechten oder sehr schlechten Emissionstrend“, erklärt Jan Burck (Germanwatch), Hauptautor des CCPI. „Auch in Deutschland ist das Bild nicht eindeutig: Es gibt zwar klare Fortschritte im Ausbau der Erneuerbaren Energien, aber das zeigt sich fast ausschließlich im Strommix. In den Problembereichen Verkehr und Gebäude kommt die Elektrifizierung bisher zu wenig an.“
Die Platzierung Deutschlands hat sich wegen der Blockade im Verkehrs- und teilweise Gebäudebereich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze verschlechtert, mit Platz 16 reicht es nur noch für den Bereich „mäßig“ statt „gut“ – sechs EU-Staaten schneiden besser ab. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass sich die Welt am Wendepunkt befindet.
„Der Höhepunkt der weltweiten Emissionen ist in greifbarer Nähe. Nun kommt es darauf an, dass wir in einen schnellen Sinkflug kommen. Und da könnte die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus ein Bremsklotz werden“, formuliert Niklas Höhne vom NewClimate Institute, Co-Autor des CCPI.
Der Index zeige eindrucksvoll, wie groß der Widerstand der fossilen Lobby ist. In den USA sei sie mitentscheidend dafür gewesen, Trump zurück ins Weiße Haus zu hieven. Die vier Letztplatzierten im CCPI – Iran, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Russland – gehören zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt.
"Der Anteil Erneuerbarer in ihrem jeweiligen Energiemix liegt unter drei Prozent. Dort ist keine Abkehr vom fossilen Geschäftsmodell erkennbar", konstatiert Höhne.
Deutschland mit Fortschritten beim Emissionstrend
Deutschland hat sich insgesamt im Index etwas verschlechtert. In der Klimapolitik seien vor allen bei Verkehr und Gebäuden keine echten Fortschritte erkennbar.
"Hinzu kommen ein verwässertes Klimaschutzgesetz und drohende Haushaltskürzungen, die nationale und internationale klimapolitische Fortschritte massiv erschweren könnten“, kritisiert Thea Uhlich (Germanwatch), Co-Hauptautorin des CCPI.
Auf der anderen Seite gebe es aber auch deutliche Fortschritte, zum Beispiel beim Bürokratieabbau beim Ausbau der Erneuerbaren, ebenso bei den Emissionen: Zwar bedeuten noch immer vergleichsweise hohe Pro-Kopf-Emissionen eine schlechte Platzierung in der Kategorie Emissionslevel. Da liegt Deutschland nur auf Platz 41. Dem entgegen steht aber ein recht guter Trend bei der Emissionsentwicklung, da reicht es für die Top Ten. Die nächste Bundesregierung sollte die Chance ergreifen, diesen Trend mit wirksamen Maßnahmen im Verkehrs- und Gebäudebereich zu beschleunigen, um die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen, analysiert Uhlich.
Dänemark der Vorreiter – aber ebenfalls nicht „sehr gut“
Dänemark ist das vierte Jahr in Folge der Vorreiter beim Klimaschutz. Allerdings reicht es auch hier nur für die Bewertung „gut“ und Platz 4, da auch das beste Land noch nicht genug zum Erreichen der Pariser Klimaziele tut. „Dänemark ist seit Jahren vor allem bei Erneuerbaren Energien einer der Vorreiter, zudem erreicht es in diesem Jahr als einziges Land ein „gut“ in der Kategorie Klimapolitik. Bei den Erneuerbaren Energien liegt Dänemark nur knapp hinter Norwegen und Schweden auf Platz 3 – in diesem Bereich erreichen zum ersten Mal überhaupt drei Länder ein „sehr gut“. Die am CCPI beteiligten Expert:innen für Dänemark loben vor allem die internationale Klimapolitik, zum Beispiel das Engagement beim Umgang mit Schäden und Verlusten“, erklärt Jan Burck.
Großbritannien auf Achterbahn-Kurs
Einer der größten Absteiger des Vorjahres ist einer der größten Aufsteiger in diesem Jahr: Großbritannien (von Platz 20 hoch auf 6). Der Regierungswechsel hat vor allem in der Kategorie Klimapolitik zu einem steilen Aufstieg um 38 Plätze auf Rang 8 geführt. Die neue Regierung ist deutlich ambitionierter in ihrer Klimapolitik, hat den Kohleausstieg in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen und zugesagt, keine neuen fossilen Projekte zu genehmigen. Die Expert:innen des Landes bemängeln allerdings noch, dass die Abkehr von Öl und Gas zu schleppend verläuft, um das ambitionierte Klimaziel für 2030 zu erreichen (minus 68 Prozent Emissionen im Vergleich zu 1990). Größte Absteiger: Schweiz, Finnland, Argentinien Zu den größten Absteigern gehören die Schweiz (minus zwölf Plätze auf 33), Finnland (minus elf auf 37) und Argentinien (minus sechs auf 59). Alle drei Länder haben vor allem bei der Bewertung der Klimapolitik erheblich schlechtere Noten bekommen. Argentiniens neuer Präsident Milei leugnet sogar den menschgemachten Klimawandel. Entsprechend ist sein Land in der Bewertung der Klimapolitik unter die letzten Fünf gerutscht und im Gesamttableau unter die letzten Zehn.
Kein EU-Staat mehr „sehr schwach“, sechs Länder „gut“
Die EU als Ganzes kann ihre Vorjahresplatzierung ungefähr halten, ist nun 17., aber damit nur noch unter den als „mittelmäßig“ bewerteten Staaten. Der Green Deal enthält große Fortschritte in der Klimapolitik, die bisher ergriffenen Maßnahmen reichen aber noch nicht dafür aus, dass die EU global betrachtet, ihren fairen Anteil an der Emissionsreduktion leistet. Positiv fällt auf, dass kein einziges EU-Land als „sehr schlecht“ bewertet wird – Polen konnte sich nach dem Regierungswechsel aus dieser Kategorie lösen (von Rang 55 hoch auf 47). Während aber noch immer elf EU-Staaten als „schlecht“ bewertet werden, schaffen es nur sechs in die Kategorie „gut“.
China: Gipfel der Emissionen erreicht?
Die beiden größten Emittenten weltweit, China und die USA, finden sich in der Kategorie „sehr schlecht“ wieder (USA unverändert 57.). Für China bedeutet Rang 55 die schlechteste Platzierung seit der Methodenüberarbeitung im CCPI 2018.
"Während Bidens Inflation Reduction Act und andere Maßnahmen in den USA positive Impulse für Erneuerbare setzen konnten, sind die Emissionen pro Kopf mit 15,8 Tonnen CO2e pro Jahr noch immer sehr hoch. Die Wahl von Donald Trump ist sicher keine gute Nachricht, aber wie stark eine künftige Trump-Regierung die Klimapolitik zurückwerfen wird bleibt abzuwarten. Auch Trump kann den Boom der erneuerbaren Energien nicht aufhalten“, betont Niklas Höhne.
In China erlebe man dagegen einen beispiellosen Boom bei den Erneuerbaren Energien und der Höhepunkt der Emissionen scheint nahezu erreicht zu sein. Das wäre ein echter Meilenstein und ein wichtiger Treiber weltweit, glaubt Höhne. Im ersten Quartal dieses Jahres sind die Emissionen erstmals gesunken ohne dass eine Konjunkturflaute der Grund gewesen wäre. Aber um die immensen Emissionen des Landes nachhaltig und zügig zu senken, brauchen wir jetzt eine klare Abkehr von fossilen Energien. Die sei noch nicht zu erkennen – das könnte sich aber mit dem bevorstehenden neuen Fünf-Jahres-Plan ändern, erklärt Jan Burck.
„Für China ist das eine Riesenchance, internationales Ansehen zu gewinnen – gerade im Kontrast zur künftigen Regierung der USA“, glaubt Burck und meint, in diesem Fall könnte China schnell im Index nach oben klettern.
Hintergrund zum Klimaschutz-Index
Der von Germanwatch und NewClimate Institute veröffentlichte Klimaschutz-Index (Climate Change Performance Index, CCPI) ist eine Rangliste von 63 Ländern plus EU gesamt, die zusammen für mehr als 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Die vier bewerteten Kategorien sind: Treibhausgasemissionen (40%), Erneuerbare Energien (20%), Energieverbrauch (20%) und Klimapolitik (20%). Letztere basiert auf Expert:innen-Bewertungen von Organisationen und Think Tanks aus den jeweiligen Ländern. In diesem Jahr haben den Index ca. 450 Expert:innen unterstützt. Innerhalb der Kategorien Emissionen, Erneuerbare Energien und Energieverbrauch bewertet der Index auch, inwieweit die Länder angemessene Maßnahmen ergreifen, um auf einen Pfad zu gelangen, der mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar ist. Damit ist der Klimaschutz-Index ein wichtiges wissenschaftliches Instrument, das die Transparenz in der internationalen Klimapolitik erhöht und einen Vergleich der Klimaschutzbemühungen der einzelnen Länder ermöglicht. Er wird seit 2005 jährlich veröffentlicht und ist ein viel genutztes Analysetool u.a. in Politik und Wissenschaft sowie am Finanzmarkt.
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