GDL-Streik: Bahnstreik im Güterverkehr trifft auch Seehäfen - Ausmaß unklar

(dpa-AFX) Eurogate rechnet mit deutlich weniger Zügen - kurzfristige Verlagerung auf Lkw möglich.

Symbolbild: HHM/Annette Krüger
Symbolbild: HHM/Annette Krüger
Nadine Bradl

Der für sechs Tage angekündigte Streik der Lokführergewerkschaft GDL wird nach Angaben von Hafenlogistikern und Hafenbetreibern voraussichtlich auch Folgen für den Güterumschlag in den Seehäfen an der Nordsee haben.

"Wir rechnen damit, dass deutlich weniger Züge an- und ablaufen werden", sagte ein Sprecher des Containerterminalbetreibers Eurogate der Deutschen Presse-Agentur.

NPorts: "erhebliche Auswirkungen"

Das genaue Ausmaß sei aber nicht abzuschätzen, sagte der Sprecher vor dem Beginn des Streiks im Güterverkehr. Eurogate betreibt an der deutschen Nordseeküste große Containerabfertigungen in Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg.

Verzögerungen im Güterverkehr durch den Bahnstreik erwartet Niedersachsens landeseigene Hafeninfrastrukturgesellschaft NPorts.

"Wir gehen vom jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass es durch den Streik in unseren Standorten zu erheblichen Auswirkungen kommen wird", teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.

Hafenbahnen sollen Stellplätze bieten

Niedersachsen betreibt an der Nordseeküste und ihren Zuflüssen die neun Häfen Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven.

Voraussichtlich könnten Güterzüge die Häfen zwar noch anlaufen, teilte die NPorts-Sprecherin weiter mit.

"Wir erwarten, dass anschließend der Abfluss der Züge verzögert erfolgen wird."

Deshalb würden in den Häfen alle möglichen Kapazitäten der Hafenbahnen als Stellplatz oder zum Umschlag zur Verfügung gestellt.

Die GDL hatte in der Nacht auf Montag den mehrtägigen Streik in der Tarifauseinandersetzung mit der Deutschen Bahn angekündigt. Der Personenverkehr wird seit Mittwochmorgen 2.00 Uhr bestreikt, der Güterverkehr bereits seit Dienstagabend 18.00 Uhr. Erst Montagabend soll der Arbeitskampf enden.

Güter können Terminals auch mit Lastern erreichen

Der Umschlag an den Containerterminals von Eurogate soll trotz des Streiks normal laufen, wie der Unternehmenssprecher sagte.

"Das was bei uns ankommt und bewegt werden kann, wird bewegt."

Jedes Containerschiff habe bestimmte Liegezeiten in den Häfen und Fahrpläne, die die Reeder möglichst einhalten wollten.

"Ein Zugausfall hat nicht eins zu eins einen Effekt auf die Containerterminals", sagte der Eurogate-Sprecher.

Etwa hätten Reeder die Möglichkeit, einzelne Güter statt auf der Schiene kurzfristig auch mit Lastwagen über die Straße von und zu den Terminals zu transportieren. Für den Fall, dass Güter nicht pünktlich für den Umschlag an Terminals ankämen, könnten Ladungen auf andere Schiffe umgebucht werden. Der Sprecher verwies zudem auf private Güterbahngesellschaften, die weiter die Häfen ansteuern könnten.

Bahn-Wettbewerber im Güterverkehr fahren

"144 Stunden Streik wirken sich unmittelbar auf Industrie-Lieferketten aus und stören sie nachhaltig", hatte zuvor die Güterverkehrstochter der Bahn, DB Cargo, mitgeteilt.

Der Verband Die Güterbahnen, in dem vor allem die Cargo-Wettbewerber organisiert sind, verwies indes darauf, dass die Bahn im Güterverkehr auf der Schiene nur noch einen Marktanteil von rund 40 Prozent habe.

"60 Prozent des Schienengüterverkehrs rollen wie üblich und kommen wegen eines entleerten Netzes sogar häufig besser ans Ziel", teilte Verbandsgeschäftsführer Peter Westenberger mit.

Die privaten Unternehmen nähmen vereinzelt auch Waren auf, die DB Cargo aufgrund des Streiks nicht transportieren könne, hieß es.

Im seit November laufenden Tarifstreit ist es der vierte und mit sechs Tagen längste Arbeitskampf. Neben finanziellen Forderungen dreht sich die Auseinandersetzung vor allem um das Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren. Die Bahn hat bisher ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.

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