Frachtschiffe: IHK wirbt für Schiffsrecyclingwerften im Norden

(dpa/mv) Weltweit werden jährlich etwa 700 Seeschiffe außer Dienst gestellt. Die alten Schiffe werden fast alle in Südasien recycelt. Dabei wäre Norddeutschland ein guter Standort, findet Rostocks IHK.

Zahlreiche Schiffe liegen am 19.11.2017 vor der Hafeneinfahrt von Chittagong in Bangladesch auf Reede. Etwa 90 Prozent der jährlich rund 700 ausgemusterten Schiffe werden in Südasien, insbesondere in Pakistan, Bangladesch und Indien recycelt. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Zahlreiche Schiffe liegen am 19.11.2017 vor der Hafeneinfahrt von Chittagong in Bangladesch auf Reede. Etwa 90 Prozent der jährlich rund 700 ausgemusterten Schiffe werden in Südasien, insbesondere in Pakistan, Bangladesch und Indien recycelt. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Nadine Bradl

Norddeutschland ist nach Worten des Rostocker IHK-Präsidenten Klaus-Jürgen Strupp aufgrund der vorhandenen maritimen Infrastruktur prädestiniert, eine Vorreiterrolle für Schiffsrecycling einzunehmen. «Für Norddeutschland und die norddeutschen Werften kann das Schiffsrecycling eine enorme Chance darstellen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings liege aktuell keine der knapp 30 Abwrackwerften der EU in Deutschland, was insbesondere auf die sehr hohen Markteintrittsbarrieren für Schiffsrecyclingwerften in Deutschland zurückzuführen sei. 

Nachbarländer schneller

Im Gegensatz zu Deutschland würden etwa in Nachbarländern wie Dänemark, Belgien und den Niederlanden Zulassungen vergleichsweise schnell erwirkt, betonte Struck. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) werden 90 Prozent der jährlich ausgemusterten Schiffe in Südasien, vornehmlich in Pakistan, Bangladesch und Indien recycelt. Dort hingen tausende Arbeitsplätze in den Werften und im nachgelagerten Dienstleistungssektor von der Schiffsrecycling-Industrie ab. 

Recycling nur auf EU-Werften

Der Geschäftsbereichsleiter Innovation, Umwelt, Verkehr, Maritime Wirtschaft bei der IHK zu Rostock, Sven Olsen, verwies auf die EU Ship Recycling Resolution (EU-SRR), wonach Schiffe unter EU-Flagge nur auf EU-zugelassenen Werften recycelt werden. Die EU-Kommission veröffentliche regelmäßig eine Liste zugelassener Recyclingwerften. Allerdings sei die Anzahl der zertifizierten Abwrackwerften und die damit verbundene Kapazität nicht ausreichend, um das Recycling aller Altschiffe unter EU-Flagge zu gewährleisten. 

Zertifizierung nötig

Zudem werde mit Inkrafttreten des Honkong-Übereinkommens im Jahr 2025 der Bedarf an zertifizierten Abwrackwerften noch weiter zunehmen. Dadurch steige die Wettbewerbsfähigkeit von Abwrackwerften in der EU. Das Hongkong-Abkommen sieht vor, dass Abwrackwerften umfassend auf Arbeitssicherheit und Umweltschutz von unabhängigen Klassifizierungsgesellschaften zertifiziert werden.

Nach VDR-Angaben ist der aus den Schiffen gewonnene Gebrauchtstahl ein geschätzter Rohstoff. Allein in Bangladesch deckten die Recyclingwerften geschätzte 80 Prozent des Stahl-Rohstoffbedarfs des gesamten Landes. IHK-Experte Olsen gab zudem zu bedenken, dass gerade für CO2-arm produzierten «grünen» Stahl ein hoher Anteil Stahlschrott erforderlich sei. 

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