Fracht: Die Preise fallen, aber die Kapazitäten steigen

Viel Angebot und geringe Nachfrage prägen sowohl den Pazifik als auch den Atlantik. Diese Situation hat allerdings einen positiven Effekt auf den Containerumschlag.

Die geringe Nachfrage sorgt wenigstens für einen reibungslosen Ablauf, meint Flexport. (Symbolbild: Pixabay)
Die geringe Nachfrage sorgt wenigstens für einen reibungslosen Ablauf, meint Flexport. (Symbolbild: Pixabay)
Nadine Bradl

Flexport hat sich die aktuelle Lage bei See- und Luftfracht weltweit angesehen. Ein Fazit: Sowohl auf dem Pazifik als auch auf dem Atlantik übersteigt das Angebot die Nachfrage. Das drückt die Preise, aber sorgt immerhin für einen reibungslosen Containerumschlag

Seefracht

Trans Pacific East Bound TPEB
Das Angebot übersteigt weiterhin die Nachfrage. Reedereien haben weitere Leerfahrten angekündigt, um den Preisverfall zu stoppen. Aktuell liegen die Raten auf Vor-Corona-Niveau. Aufgrund von Tiefgangsbeschränkungen im Panama-Kanal sind Ladebeschränkungen an der Ost- und Golfküste der USA zu erwarten.

Indien (ISC)
Kapazitäten und Container – in den indischen Küstenhäfen sind die Verfügbarkeiten hoch. Allerdings gibt es Berichte über Defizite in einigen Inlandscontainerdepots (ICDs), da die Verfügbarkeit in diesen Inlandzielen vom Importmix abhängt. Besonders 20-Fuß-Container sind hier problematisch.

Trans Atlantic West Bound TAWB
Auch auf dem Atlantik ist die Nachfrage größer als das Angebot und die Preise daher im Abwärtstrend. Das wird sich wohl auch im dritten Quartal nicht mehr ändern. Dafür stehen in allen großen europäischen Seehäfen ausreichend Container zur Verfügung – und dank der geringen Auslastung sowohl in Europa als auch in den USA ist der Containerumschlag besonders schnell. Auch diese Tatsache erhöht die Verfügbarkeit.
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Luftfracht

Asien:
Nach dem Tiefpunkt im Mai haben sich die Raten auf den Asien-EU-Routen wieder erholt und die Differenz zwischen den Spotraten und den festen Verträgen hat sich verringert. Auch insgesamt hat sich die Nachfrage erholt. Allerdings sind die Frachtkapazitäten gerade im Transpazifikverkehr auch nahezu ausgesetzt, da bei niedrigen Verkaufsraten und hohen Treibstoffkosten Verluste drohen. Ändert sich daran nichts, wird sich dieser Trend fortsetzen.

LKW-Fracht

USA:
Ab dem 1. Juli 2023 wurden die regulierten Tarife für den Nahverkehr in Vancouver, BC, für alle lokalen Containerverkehre um 6,2 Prozent erhöht. Waldbrände in Alberta haben Bahntransporte verzögert. Die Auslastung der Werften hat sich stabilisiert, doch die Bahn bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück. Der Betrieb der Seehäfen und Bahnhöfe in den USA läuft größtenteils reibungslos und in der Regel betragen die Umschlagszeiten für Lkw weniger als eine Stunde. Jedoch bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen der Arbeitskampf in den Häfen von British Columbia haben wird.

Wirtschaftliche Entwicklungen

Europa
In der Eurozone blieben die Einzelhandelsumsätze im Mai gegenüber April unverändert, sanken jedoch gegenüber dem Vorjahr um 2,9 Prozent. In Deutschland hingegen stiegen die Einzelhandelsumsätze den zweiten Monat in Folge – und zwar um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Ebenso in Spanien und den Niederlanden. Nur Frankreich schwächelt.

Die deutschen Exporte sanken im Mai um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat und um 0,8 Prozent gegenüber dem des Vorjahres. Das lag insbesondere an den Exporten innerhalb der EU. Denn die Ausfuhren an Drittländer sind unter anderem durch den Zuwachs im China-Geschäft (1,6 Prozent) und dem Anstieg der Großbritannien-Exporte (5,8 Prozent) um insgesamt 1,8 Prozent gestiegen. Die Ausfuhren in die USA gingen gegenüber April dagegen um 3,6 Prozent zurück.

Auch andere Zahlen zur volkswirtschaftlichen Entwicklung in Europa sinken weiter. So lag der Purchasing Managers Index der Eurozone im Juni gerade mal bei 50,3 Punkten – das ist nicht nur der niedrigste Wert seit Januar, er liegt auch nur noch 0,3 Zähler über der 50er Marke, die einen Rückgang der Wirtschaftskraft andeutet. Passend dazu ging die Produktivität des verarbeitenden Gewerbes den dritten Monat in Folge zurück und erreichte mit 43,6 ein Drei-Jahres-Tief. Die Schnellschätzung für das Verbrauchervertrauen im Euroraum lag im Juni bei -16,1 Punkten. Das sind zwar 1,3 Punkte mehr als im Mai, aber immer noch weit weniger als der Durchschnitt.

USA
In den USA geht die Inflation weiter zurück. Der Jahresschnitt der PCE-Inflationsrate lag im Mai bei 4,6 Prozent. Das bedeutet einen Rückgang um 0,2 Prozentpunkte gegenüber April. Um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigt ist die Rate ebenfalls abfallend: um 0,1 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent. Die Konsumausgaben in den USA blieben im Mai im Wesentlichen unverändert. Sie sanken gegenüber April um weniger als 0,1 Prozent, was im Vergleich zum Mai 2022 jedoch einen Anstieg um 2,1 Prozent bedeutet. Der PMI für das verarbeitende Gewerbe schrumpfte im Juni den achten Monat in Folge und fiel auf 46, den niedrigsten Wert seit Mai 2020. Jeder Wert unter 50 deutet auf einen Rückgang hin. Keiner der zehn Teilindizes lag über dem Wert 50.

Import und Export zeichnen in den USA ein Bild mit Licht und Schatten. Während die realen Wareneinfuhren im Mai um 2,3 Prozent bzw. 5,3 Mrd. Dollar zurückgingen, stiegen die Ausfuhren um 1,2 Prozent bzw. 1,7 Mrd. Dollar. Mit Ausnahme von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen (10,6 Prozent) sind die Einfuhren im Jahresverlauf in allen wichtigen Kategorien gesunken. Konsumgüter verzeichneten hier mit 13,2 Prozent den größten Rückgang. Bei den Ausfuhren sorgten ebenfalls Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile für Erfolg: Ihr Anstieg war mit 10,5 Prozent am höchsten.

Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Mai um 0,3 Prozent und haben im Jahresvergleich um 0,7 Prozent zugelegt. Angeführt werden sie von den Einzelhändlern, deren Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent gestiegen sind. Allerdings muss bei der Interpretation bedacht werden: Die Zahlen sind saison- und handelstags-, aber nicht preisbereinigt. Ohne den Handel mit Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen und ohne Tankstellen sind die Umsätze in den ersten fünf Monaten 2023 im Vorjahresvergleich um 5,6 Prozent gestiegen.

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