Forschungsprojekt: Logiktram bringt Güter in die Straßenbahn

Der Lösungsansatz ist nicht ganz neu: Auf mittleren und kurzen Strecken den Güterverkehr per Straßenbahn auf die Schiene verlagern.

Am 28. Juni 2024 wurde die Gütertram vor großem Publikum präsentiert. (Foto: AVG/ Paul Gärtner)
Am 28. Juni 2024 wurde die Gütertram vor großem Publikum präsentiert. (Foto: AVG/ Paul Gärtner)

Neue Perspektiven für den städtischen Güterverkehr schaffen und gleichzeitig den Straßenverkehr entlasten – aus dieser Idee heraus ist die Logiktram geboren. Mit ihr könnte es zukünftig möglich sein, den Gütertransport in Straßenbahn- und Stadtbahnwagen zu verlagern.

Entstanden ist das Logistikkonzept im Rahmen des Forschungsprojekts Logiktram, an dem sich neben dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) auch die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), das FZI Forschungszentrum Informatik sowie weitere Partner beteiligt haben.

Karlsruher Modell – seit 30 Jahren auf der Schiene

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten herausfinden, wie ein zukünftiger Gütertransport in Straßenbahn- und Stadtbahnwagen verlagert werden kann. Auf der Basis einer Zweisystem-Stadtbahn nach dem sogenannten Karlsruher Modell entwickelten sie daher das technisches Konzept einer Gütertram für den ÖPNV. Das Karlsruher Modell kombiniert Straßenbahnstrecken in der Stadt und Eisenbahnstrecken im Umland bereits seit fast 30 Jahren. Für das Projekt stellte die AVG den Forschenden ein älteres Fahrzeug zur Verfügung, anhand dessen die Forschenden untersuchten, wie der technische Umbau der Bahn ausgestaltete sein muss. Zudem analysierten sie die verkehrlichen Wirkungen des Konzepts.

Wie die Integration der Gütertram gelingt

Eine umgebaute Stadtbahn der AVG, die auf Basis einer Karlsruher Zweisystem-Stadtbahn entstand, präsentierten die Beteiligten schließlich am 28. Juni 2024 bei der Abschlussveranstaltung des Projekts. Sie demonstrierten, dass sich die Gütertram technisch reibungslos in das schienengebundene ÖPNV-Netz der AVG integriert: Ein elektrisch unterstützter Fahrradanhänger fuhr selbstständig in den dafür vorgesehenen Bereich der Straßenbahn, um von dort aus in das Zustellgebiet transportiert zu werden. Künftig könnten Pakete dort an einer Haltestelle etwa von einem Fahrradkurier übernommen werden. Die gezeigte Gütertram könnte also zukünftig durchaus für einen klimafreundlichen Paketdienst eingesetzt werden.

„Wir haben die Innenraumgestaltung der Gütertram übernommen und uns beispielsweise um das automatisierte Be- und Entladen der Transportbehälter sowie deren Sicherung in der Bahn gekümmert. Auch die Positionierung der Bahnen an den Stationen haben wir uns angeschaut, da diese wichtig ist, um die Transportbehälter zentimetergenau zu bewegen und die normalen Fahrgastwechselzeiten im Personenverkehr einzuhalten“, beschreibt Dr. Michael Frey vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik des KIT.

Modellregion Karlsruhe

Die Auswirkungen des Gütertram-Konzepts auf den Straßen- und Schienenverkehr untersuchten zusätzlich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut für Verkehrswesen (IfV) des KIT.

„Mithilfe des am IfV entwickelten Verkehrsnachfragemodells Mobitopp und seiner logistischen Erweiterung Logitopp haben wir eine Simulationsumgebung für den Personen- und Gütertransport in der Modellregion Karlsruhe aufgebaut und davon ausgehend verschiedene Betriebsszenarien der Gütertram und deren Auswirkungen auf den Verkehr betrachtet“, erzählt Lukas Barthelmes vom IfV des KIT.

„Unsere Simulationen zeigen, dass das Konzept der Logiktram zu einer Verlagerung von herkömmlichen Fahrten auf der Straße auf die Tram und anschließend das Lastenrad beiträgt und damit die Verkehrsleistung im motorisierten Verkehr reduzieren kann“, sagt Barthelmes.

Geht nur mit City-Hubs

Voraussetzung dafür sei die Errichtung von zentralen City-Hubs in der Stadt, von denen aus Lastenradtouren gebündelt werden können, ebenso wie die effiziente Anbindung der umliegenden Verteilzentren der Logistikdienstleister an das Tram-System.

„Wir können davon ausgehen, dass der Paketverkehr auch zukünftig steigen wird. Gütertrams könnten helfen, den Anstieg des Paketverkehrs mit einem nachhaltigen Transportkonzept für die städtische und regionale Versorgung von Privathaushalten und Unternehmen abzufedern“, so Barthelmes.

Logiktram ist Teil der Gesamtinitiative Regiokargo, deren Partner neue Formen des Verkehrsträger-übergreifenden Warenladungs- und Lieferverkehrs erforschen und umsetzen wollen. Das Projekt startete am 1. März 2021 und war auf drei Jahre angelegt. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erhielt Logiktram eine Förderung von insgesamt rund 2,75 Millionen Euro. Projektkoordinator war die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft.

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