Ford Pro & Fleet: Transporter im Fokus

Die Kleintransporter sind auf dem Vormarsch. In Europa ist Ford längst die Nummer eins, in Deutschland wird der Abstand kleiner. Und die Pläne größer, wie der Hersteller in Köln präsentierte. Die Debatte um den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bremst den Umstieg.

Flotte Fahrzeuge für die Flotte: Vor allem bei den Nutzfahrzeugen ist Ford aktuell erfolgreich unterwegs - die Pkw sollen aber auch wieder aufholen, dank des Hoffnungsträgers Ford Explorer. | Foto: J. Reichel
Flotte Fahrzeuge für die Flotte: Vor allem bei den Nutzfahrzeugen ist Ford aktuell erfolgreich unterwegs - die Pkw sollen aber auch wieder aufholen, dank des Hoffnungsträgers Ford Explorer. | Foto: J. Reichel
Christine Harttmann
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

Ford Deutschland hat bei einer Flottenveranstaltung im Kölner Stammwerk Niehl für den Nutzfahrzeugbereich starke Zahlen vermeldet, während die Pkw-Sparte nach dem verzögerten Anlauf des wichtigen BEV-Modells Explorer weiter Einbußen hinnehmen muss. Nach dem Auslaufen einst wichtiger Volumenmodelle wie Fiesta, Mondeo oder S-Max/Galaxy liegt der Marktanteil bei etwa vier Prozent. So verschiebt sich auch insgesamt der Fokus stärker in Richtung der Sparte Ford Pro, teils wurden sogar mehr Nutzfahrzeuge als Pkw verkauft. Diesem Trend will man auch mit einem Ausbau des Vertriebsnetzes Rechnung tragen: Ab dem nächsten Jahr soll jeder Händler zumindest einen Standort mit einem sogenannten Ford Transit Center vorhalten, an dem dediziert Nutzfahrzeuge vertrieben und geserviced werden, wie Claudia Vogt, Direktorin Ford Pro in DACH ankündigte.

Zuletzt legte die Pro-Sparte der Marke sowohl in Europa als auch in Deutschland zu: Als Europas Van-Hersteller Nummer 1 nimmt man die 15-Prozent-Marke ins Visier und auch in Deutschland schließt sich bei aktuell 14,5 Prozent Marktanteil die Lücke zu den Platzhirschen Mercedes-Benz Vans und dem Ford-Kooperationspartner Volkswagen Nutzfahrzeuge zunehmend. Neben dem Kernmarkt Großbritannien, wo man mit knapp einem Drittel der Verkäufe klar Marktführer ist, birgt aber laut Ford Pro-Chefin vor allem der deutsche Markt noch Potenzial an Neukunden.

Modernes Portfolio an Transportern

Die will man mit einem modernen Line-Up an Fahrzeugen erobern, zu denen jüngst noch eine größere Akku-Version des E-Transit mit 89 kWh Kapazität stieß. Laut Vogt benötigen zwar die wenigsten Kunden wirklich eine Reichweite von über 400 Kilometern, die Option sei aber viel gefragt und psychologisch wichtig. Die Standard-Variante mit 68 kWh und 317 Kilometern im WLTP genügt den meisten Ansprüchen völlig, so die Ford-Pro-Leiterin. Der große Akku soll aber auch im Hinblick auf energieintensive Anwendungen wie elektrische Kühlfahrzeuge die nötigen Reserven schaffen.

E-Switch-Assist: Schon bereit für BEV?

Neu im breit gefächerten EV-Dienstleistungsportfolio von der günstigen Finanzierung, Leasing, Ladeinfrastruktur und Service, nach Bedarf gestufter Telematik, über Fleet Care-Zentrale und vorbeugender Wartung Ford Liive ist auch ein sogenannter "E-Switch-Assist", mit dem sich anhand von Echtzeitdaten in der vorhandenen Flotte ermitteln lässt, ob und inwiefern schon E-Fahrzeuge einsetzbar sind. In diesem Kontext merkte Vogt an, dass viele Kunden durch die politischen Debatten um einen Ausstieg aus dem Verbrennerausstieg 2035 verunsichert seien. Das sei nicht zuträglich für einen raschen Umstieg.

Mobile Service-Vans im Einsatz

Mittlerweile sind auch 89 Mobile Service Vans im Einsatz, die von den Händlern betrieben und zentral gesteuert werden und 80 Prozent aller Wartungsdienstleistungen vor Ort beim Kunden übernehmen können, wie Claudia Vogt beschreibt. Bei den Umbaulösungen will man zudem noch weiter in die Breite gehen und neben Standard-Ab-Werk-Ausbauten im Einrechnungsgeschäft auch individuelle Bedarfe im Zweirechnungs-Verfahren umsetzen, auch hier gegebenenfalls mit einem mobilen Team, das zum Kunden kommt. Mit dem wachsenen Marktanteil will man auch die finanzielle Power entfalten und einen "Volumenhebel" haben, um weitere Investitionen zu stemmen, etwa in komplett neue Modelle wie den Transit Courier, der als Tourneo auch manche S-Max/Galaxy-Kunden bedienen soll.

Der neue Transit Connect wiederum wird mit dem Kooperationspartner Volkswagen realisiert, an den man umgekehrt den Ford Transit Custom, International Van of the Year 2024 als Basis für den nächsten VW Transporter liefert und so für Skalierung sorgt. Auch der Pick-up Ranger, amtierender "International Pick-up of the Year 2024" erfreut sich steigender Beliebtheit und dient auch als Basis für den VW Amarok.

Praxisnahe Lösungen: Klapplenkrad und Multicab

Schon von Haus aus sollen die Nutzfahrzeuge mit praxisnahen Lösungen punkten, die man gemeinsam mit Kunden erarbeitet hat, wie Vogt weiter schildert. Dazu gehören etwa das klappbare Multifunktionslenkrad, das sich zu einem runden Tisch verwandeln lässt und den Ford Transit Custom zu einem "cab as office", Kabine als Büro machen soll. Auch die Funktionalität "Delivery", bei der sich mit einem Knopfdruck Routinen abrufen lassen, soll sich etwa bei Lieferdiensten Zeit sparen und der Komfort steigern lassen. Für den Courier kündigte man zudem eine Doka mit schwenkbarer Gittertrennwand an, ebenso eine Multicab-Version des Custom mit L-förmiger Trennwand und bis zu fünf Sitzplätzen.

Hoffnungsträger Ford Explorer soll Kunden zurückerobern

Dass manche Händler mit dem verlorenen Volumen im Pkw-Bereich auch neue Marken, etwa auch chinesischer Hersteller wie MG oder BYD unter ihr Dach nehmen, sei legitim, solange die Ford-Standards erhalten blieben, so Vogt. Dennoch setzt man auch im Pkw-Bereich auf den Hoffnungsträger des Ford Explorer, der mit anderthalbjähriger Verspätung jetzt an den Start gehen soll. Der Elektro-SUV auf Basis der VW-MEB-Plattform soll auch in Flotten reüssieren, für die der Mustang Mach-E bisher zu exotisch ist. Auch einen Sport-Crossover kündigte Wilhelm Buchmüller, Leiter Flottenverkauf Ford Deutschland an, der wie der Explorer im für zwei Milliarden Euro modernisierten Ford Electric Vehicle Center Cologne produziert werden soll. Bis zu 250.000 Fahrzeuge jährlich kann die Fabrik am Standort Niehl fertigen.

Zudem setzt man auf den in Rumänien produzierten, komplett neuen Puma, der auch vollelektrisch kommt und wiederum dem neuen Ford Transit Courier die Plattform spendet. Als Brückentechnologie setzt man bei den Vans (Connect & Custom PHEV) wie bei den Pkw auf Plug-in-Hybride, von denen vor allem der beliebte Kuga jüngst eine Modellpflege und mit jetzt 69 Kilometer etwas mehr elektrischer Reichweite und kürzerer Ladezeit erhielt. Es sei völlig klar, dass man spät dran ist, mit der Elektrifizierung, konstatierte Buchmüller nüchtern. Aber man wolle mit den richtigen Modellen nun richtig Strom geben.

Kleinwagen aus Europa für Europa rentieren nicht mehr

Dass das nicht mehr mit Kleinwagen im B-Segment oder Großraumvans geschieht, liege nicht am Hersteller, sondern an den veränderten Kundenansprüchen, so der Flottenverkaufsleiter weiter. Der Trend gehe nun mal zum SUV. Und Kleinwagen in Europa für Europa rentabel herzustellen, sei eben nicht mehr möglich gewesen. Mit Puma und Courier hoffe man aber, auch weniger kaufkräftige Kundschaft bedienen zu können, mit dem neuen Tourneo Connect und Tourneo Custom auch ehemalige Pkw-Van-Kunden. Speziell für das bei der Marke traditionell starke Großkundenmanagement (60 Prozent Flottenanteil) wolle man künftig mehr Ressourcen bereitstellen. Das bei den Nutzfahrzeugen erfolgreiche Ökosystem wolle man auch auf die Pkw übertragen, kündigte man weiter an.

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