Ford: Fahrerloser Transit mit verstecktem Fahrer

Ford und die Londoner Hafengesellschaft DP World London Gateway haben in einem gemeinsamen Pilotprojekt den Nutzen von autonom fahrenden Transportern auf großflächigen Betriebsgeländen getestet. Der Clou: Im Transit war ein Fahrer versteckt.

Ein Transit ganz allein unterwegs? Nicht ganz, für das Pilotprojekt von Ford und der Londoner Hafengesellschaft DP World London Gateway versteckte sich tatsächlich ein für die Mitarbeiter unsichtbarer Fahrer. Bilder: Ford
Ein Transit ganz allein unterwegs? Nicht ganz, für das Pilotprojekt von Ford und der Londoner Hafengesellschaft DP World London Gateway versteckte sich tatsächlich ein für die Mitarbeiter unsichtbarer Fahrer. Bilder: Ford
Nadine Bradl

Die Initiative ist Teil des Ford-Forschungsprogramms zu selbst fahrenden Automobilen. Es soll Firmenkunden die Vorteile dieser Technologie für ihre eigene Geschäftstätigkeit demonstrieren und neue Einsatzmöglichkeiten identifizieren. Das Pilotprojekt mit DP World hat im Juni 2021 begonnen und rückt die Besonderheiten von Kurierservices inklusive der Zustellung von Waren und Paketen bis zur Haustür in den Mittelpunkt, teilt das Unternehmen mit. Dabei kam es insbesondere darauf an, wie die Empfänger auf die autonomen Lieferdienste reagieren und wie bestehende Prozesse angepasst werden können.

"Unglaublich, wie enthusiastisch die Mitarbeiter von DP World auf die Unterstützung durch selbst fahrende Transporter reagiert haben", so Richard Balch, Direktor für Autonome Fahrzeuge und Mobilität bei Ford Europa. "Wir werden die Kooperationen mit unseren Kunden fortsetzen, um weiter zu lernen, wie selbst fahrende Autos diesen Unternehmen Vorteile bringen. Wir sehen dabei mit Freude, wie positiv sich diese neue Technologie auf ganz unterschiedliche Branchen und Standorte auswirken kann. Was bei DP World hervorragend funktioniert hat, könnte in Zukunft auch Universitäten, Flughäfen und Produktionsstätten zugute kommen."

Ford testet die neue Technologie für selbst fahrende Automobile in enger Zusammenarbeit mit seinen Partnern von Argo AI auch in verschiedenen großen US-Städten. Das Unternehmen hat hierfür Investitionen in Höhe von mehr als sechs Milliarden Euro über einen zehnjährigen Zeitraum bis 2025 eingeplant. Hiervon stehen 4,3 Milliarden Euro ab 2021 als Teil der Mobilitätsinitiative zur Verfügung.

Transit im Einsatz

Für die Versuchsanordnung bei DP World London Gateway hat Ford einen Transit - ein leichtes Nutzfahrzeug im Zwei-Tonnen-Nutzlastbereich - so angepasst, dass er von außen wie ein selbst fahrender, autonomer Transporter wirkte. Tatsächlich jedoch wurde er von einem von außen nicht sichtbaren, in einem entsprechenden Sitz gut versteckten Fahrer gesteuert. Der Laderaum des Ford Transit-Lieferwagens hielt Schließfächer bereit, in denen Mitarbeiter der zentralen DP World-Warenannahme Pakete sicher unterbringen konnten. Zu festgelegten Uhrzeiten legte der Transit den 3,5 Kilometer langen Weg zum Hauptempfang zurück, wo die jeweiligen Adressaten die Päckchen den Fächern entnahmen. Zuvor hatten diese Mitarbeiter die Pakete selbst beim Wareneingang abholen müssen - ein Vorgang, der viel Zeit in Anspruch nahm, ohne einen hierauf spezialisierten Mitarbeiter zu rechtfertigen.

Mitarbeiter gewöhnen sich schnell

Die Projektbetreuer haben jeden Schritt dieses Tests begleitet und analysiert. Dabei führten sie vor, während und nach dem Versuchszeitraum ausführliche Interviews mit den beteiligten Mitarbeitern. Hierbei stellte sich heraus, dass sich die Probanden schnell an den speziell ausgestatteten Transporter gewöhnt und seine Vorteile erkannt und genutzt haben. Einige wiesen ihre Kollegen proaktiv auf den richtigen Umgang mit dem Schließfachsystem hin, andere umgingen mit großem Einfallsreichtum Probleme, die die Projektverantwortlichen künstlich verursacht hatten - wie etwa absichtlich falsch einsortierte Pakete.

Aussagen in diesem Video müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

"Ein Nutzfahrzeug, das scheinbar von selbst fahren kann, hat bei unseren Kollegen für großes Aufsehen gesorgt", bestätigt Ernst Schulze, Geschäftsführer von DP World Großbritannien. "Jeder wollte den neuen Service nutzen. Selbst ins eigene Auto zu springen, um ein Paket irgendwo auf unserem Firmengelände abzuholen, mag im Einzelfall nicht nach einem großen Aufwand klingen - wenn mehrere Fahrten pro Woche anfallen, summiert sich dies - über Monate und das ganze Jahr hinweg betrachtet - jedoch zu einem großen und teuren Zeitverlust."

Das DP World London Gateway liegt als Tiefsee-Containerhafen kaum 40 Kilometer östlich des Londoner Stadtzentrums und zählt nach eigenen Angaben zu den am schnellsten wachsenden Häfen im Vereinigten Königreich. Gemeinsam mit dem Hafen von Tilbury und Ford Dagenham bildet er den "Thames Freeport" - ein neu geschaffenes Konglomerat, das in diesem Jahr von der britischen Regierung den Status eines Freihafens erhalten hat und seit dem 19. November mit den entsprechenden Zoll- und Steuervorteilen aufwarten kann.

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