Expertenrat: Schlechtes Zeugnis für Sofortprogramm Verkehr

Klares Urteil der Experten für Klimafragen: Das wegen Überziehung des Emissionsbudgets notwendig gewordene "Sofortprogramm" des Verkehrsministeriums wird den Anforderungen des Klimaschutzgesetzes nicht gerecht. Im Verkehr müsse "substantiell nachgelegt werden".

Mehr Verkehr, weniger Emissionen: Das Ministerium muss massiv nachlegen, das Sofortprogramm wurde geprüft und für zu "leicht" befunden im Hinblick auf die Erfüllung der Klimaschutzziele. | Foto: BMVI
Mehr Verkehr, weniger Emissionen: Das Ministerium muss massiv nachlegen, das Sofortprogramm wurde geprüft und für zu "leicht" befunden im Hinblick auf die Erfüllung der Klimaschutzziele. | Foto: BMVI
Nadine Bradl
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Expertenrat für Klimafragen (ERK) hat seinen Prüfbericht zu dem von Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) und Bundesbauministerium (BMWSB) vorgelegten Sofortprogramm Gebäude und dem von Bundesverkehrsministerium (BMDV) vorgelegten Sofortprogramm Verkehr veröffentlicht und stellt dem Verkehrssektor ein schlechtes Zeugnis aus. Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne) mahnte, die Klimakrise sei in ihren Auswirkungen schon jetzt in ihrer Dringlichkeit deutlich zu spüren. Sie brauche nun schnellstmöglich Antworten. Das unterstreiche der Expertenrat eindrücklich.

"Wir sind in der Pflicht, noch im September das Klimaschutzsofortprogramm zu beschließen. Dabei müssen alle Sektoren ihren Beitrag leisten, sonst werden wir die Klimaziele nicht erreichen. Dabei geht es nicht um abstrakte Zahlen, sondern darum, dass wir die Grundlage für ein Leben in Freiheit und Wohlstand bewahren“, appellierte der Wirtschafts- und Klimaschutzminister.

Regierung muss substantiell nachlegen - sprich das Verkehrsministerium

Zu dem vom federführenden BMDV vorgelegten Sofortprogramm für den Verkehrssektor betonte der ERK, dass das vom BMDV vorgeschlagene Sofortprogramm den Anforderungen des Klimaschutzgesetzes an ein Sofortprogramm nicht gerecht wird. So sei mit den vorgeschlagenen Maßnahmen nicht sichergestellt, dass die jährlichen Emissionsbudgets des Klimaschutzgesetzes für den Verkehr in den kommenden Jahren eingehalten werden. Die Bundesregierung müsse daher bei der nun anstehenden Ausarbeitung des Klimaschutzsofortprogramms im Verkehrssektor mit wirksamen zusätzlichen Maßnahmen substantiell nachlegen, um den Verkehrssektor wieder auf Kurs für das 2030-Sektorziel zu bringen.

Im Gebäudebereich sieht es besser aus

Mit Blick auf den Gebäudebereich bestätigte der Expertenrat, dass das Sofortprogramm einen substanziellen Beitrag zur Minderung der Emissionen im Gebäudesektor leisten wird. Die Experten betonten jedoch zugleich, dass gewisse Unsicherheiten bei der Zielerreichung bestehen und daher die vorgesehenen Maßnahmen im Gebäudebereich noch weiter konkretisiert und die Voraussetzungen für eine schnelle und ambitionierte Umsetzung geschaffen werden müssen. Dazu sei u.a. eine ausreichende Finanzierung bis 2030 sicherzustellen. Das BMWK wird die Ergebnisse des ERK-Prüfberichts in die derzeit laufenden Abstimmungen zum Entwurf des umfassenden Klimaschutzsofortprogramms einbringen. Ziel sei es, die Abstimmung innerhalb der Bundesregierung zeitnah abzuschließen und bis Ende September zu einer politischen Einigung über die Maßnahmen zu kommen.

Budget überzogen - Sofortprogramm fällig

Der ERK hat nach dem Klimaschutzgesetz die Aufgabe, die von den Ressorts vorgelegten Sofortprogramme zu prüfen und zu bewerten. Am 13. Juli 2022 haben sowohl das Bundesverkehrsministerium für den Verkehrssektor wie auch das Bundeswirtschafts und -klimaschutz- als auch das Bundesbauministerium für den Gebäudesektor Sofortprogramme vorgelegt. Die Vorlage der Sofortprogramme war gemäß Klimaschutzgesetz erforderlich, weil diese Sektoren die festgelegten Jahresemissionsmengen überschritten hatten. So hatte der Gebäudesektor die im Klimaschutzgesetz festgelegte Jahresemissionsmenge im Jahr 2021 um gut 2 Mio. t CO2-Äq. überschritten. Der Verkehrssektor hatte die Jahresemissionsmenge für 2021 um 3 Mio. t CO2-Äq überschritten. Der Expertenrat betonte in seiner Stellungnahme zu beiden Sofortprogrammen die Dringlichkeit von Handlungen, um die Klimaziele zu erreichen.

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