Emissionsfreie Nutzfahrzeuge: Studie sieht dringenden Handlungsbedarf

Eine McKinsey-Studie zeigt: Um die CO2-Ziele zu erreichen, müssen die Kosten für emissionsfreie Lkw sinken und Investitionen in Ladeinfrastruktur deutlich steigen.

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist entscheidend für den Erfolg emissionsfreier Nutzfahrzeuge in der Transportbranche. (Foto: Volvo)
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist entscheidend für den Erfolg emissionsfreier Nutzfahrzeuge in der Transportbranche. (Foto: Volvo)
Christine Harttmann

Eine neue Studie von McKinsey & Company, die zur IAA Transportation in Hannover vorgestellt wurde, zeigt, dass für die Erreichung der CO2-Ziele in Europa der Anteil neu verkaufter batterieelektrischer und brennstoffzellenbetriebener Lkw bis 2030 auf vierzig Prozent steigen muss. Derzeit liegt dieser Anteil unter zwei Prozent. Bei entsprechendem Hochlauf könnte in einem bestmöglichen Szenario 2035 dann jeder zweite neue Truck emissionsfrei fahren.

Um diesen Hochlauf zu ermöglichen, müssen die Anschaffungskosten für Nullemissionsfahrzeuge um bis zu fünfzig Prozent und die Ladekosten um fünfundzwanzig Prozent sinken.

„Batterieelektrische Trucks dürfen unter den aktuellen Rahmenbedingungen in der Anschaffung höchstens 30 Prozent teurer sein, um für Kunden in den Gesamtbetriebskosten attraktiv zu sein“, konkretisiert Philipp Radtke, Senior Partner von McKinsey.

Die Studie prognostiziert einen tiefgreifenden Wandel in der Lkw-Branche: Bis 2035 wird das Geschäft mit Neufahrzeugen nur noch sieben Prozent des Gesamtgewinns ausmachen. Der Großteil der Erträge wird zukünftig aus dem Aftermarket und neuen datenbasierten Mobilitätsangeboten stammen, wie etwa Ladelösungen und digitalen Services. Die Studie hebt hervor, dass dies erhebliche Investitionen in Ladeinfrastruktur und neue Geschäftsmodelle erfordert.

„Um einen solch fundamentalen Wandel in der Industrie in dieser kurzen Zeit hinzubekommen, müssen sehr viele Faktoren zusammenkommen – von den Herstellern über die Zulieferer bis hin zu den Logistikunternehmen als Kunden und den Betreibern der Ladeinfrastruktur“, sagt Anna Herlt, Senior Partner im Münchner Büro von McKinsey und weltweite Leiterin der Nutzfahrzeugberatung.

Gleichzeitig zeigt die Studie, dass viele Logistikunternehmen, insbesondere kleinere, derzeit von der Anschaffung emissionsfreier Fahrzeuge aufgrund hoher Kosten und technologischer Unsicherheiten absehen. So nennen über dreißig Prozent der befragten Flottenbetreiber die Batterielebensdauer, lange Ladezeiten und geringe Reichweiten als Hauptgründe gegen die Anschaffung von Nullemissionsfahrzeugen.

Für die notwendigen Investitionen in die Ladeinfrastruktur schätzt McKinsey einen Bedarf von zwanzig Milliarden US-Dollar, um bis 2035 bis zu neunhunderttausend private Ladepunkte in Europa zu installieren. Derzeit ist nur ein kleiner Teil dieser Summe zugesagt, was auch auf bürokratische Hürden und Verzögerungen bei Netzanschlüssen zurückzuführen ist.

Die Studie verdeutlicht, dass die Branche nicht nur technologische Fortschritte erzielen, sondern auch neue Geschäftsmodelle entwickeln muss, um den Übergang zu emissionsfreien Fahrzeugen zu bewältigen. Hersteller und Zulieferer müssen daher verstärkt in digitale Services und Partnerschaften mit Technologieunternehmen investieren, um ihre Marktposition langfristig zu sichern.

Neue, datenbasierte Angebote aus einer Hand wie Leasing und Finanzierung, Ersatzteile, Ladelösungen, digitale Services und Versicherungen unter dem Stichwort Truck-as-a-service (TaaS) könnten helfen, mögliche Risiken im Übergang zu einer Nullemissions-Nutzfahrzeugindustrie zu reduzieren.

„Fast drei Viertel des Gewinns der Branche im Jahr 2035 entsteht aus diesen wiederkehrenden Services“, sagt Tobias Schneiderbauer, Co-Autor der Studie.

90 Prozent der befragten Logistiker stehen TaaS interessiert gegenüber.

„Für Hersteller und Zulieferer aus der Truckbranche werden neue Kompetenzen, beispielsweise im Softwarebereich, aber auch Kooperationen und Partnerschaften mit Tech-Playern zunehmend wichtig, um an den zukünftigen Wertsteigerungen der Branche zu partizipieren“, so Schneiderbauer.

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