Elektro-Lkw: MAN und E.ON bauen europaweites Ladenetz auf
E.ON und MAN Truck & Bus gehen gemeinsam einen entscheidenden Schritt beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge in Deutschland und Europa. Im Rahmen ihrer neuen Kooperation werden der Energiekonzern und der Nutzfahrzeughersteller europaweit rund 170 Standorte mit rund 400 Ladepunkten für das öffentliche Laden von Elektro-Lkw errichten. Wie MAN am Mittwoch im Rahmen eines Presseabends in München vorab mitteilte, werden die Ladestandorte entlang des bestehenden MAN-Servicenetzes entstehen. Dort soll das öffentliche Laden unabhängig von der Marke des E-Lkw möglich sein.
Rund 125 Standorte sind allein in Deutschland geplant. Damit entstehe hierzulande das bislang größte flächendeckende öffentliche Ladenetz für schwere Nutzfahrzeuge, teilte MAN mit. Weitere Standorte bauen E.ON und MAN in Österreich, Großbritannien, Dänemark, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn auf.
Mit Elektromobilität raus aus den Emissionen
„Europa hat sich zum Ziel gesetzt, die Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge bis zum Jahr 2040 um 90 Prozent zu senken. Elektromobilität ist dafür ein zentraler Schlüssel“, erklärte Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender der E.ON SE auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Essen am heutigen Donnerstag. „Wir investieren massiv, um der Infrastruktur für den elektrischen Schwerlastverkehr einen entscheidenden Schub zu geben und die Weichen für eine nachhaltige Logistik und grüne Lieferketten zu stellen. Nahezu alle großen Hersteller setzen heute bei ihren Entwicklungen auf Elektromobilität. Für den endgültigen Durchbruch brauchen wir eine flächendeckende, leistungsfähige Ladeinfrastruktur, die von Anfang an europäisch gedacht ist. Wir freuen uns, hier gemeinsam mit MAN voranzugehen.“
Grundstein für öffentliches Ladenetz für Elektro-Lkw gelegt
Alexander Vlaskamp, Vorsitzender des Vorstands der MAN Truck & Bus SE, fügt hinzu:
„Damit die Mobilitätswende gelingt, benötigen wir bis 2030 rund 50.000 Ladepunkte für schwere Nutzfahrzeuge in Europa. Natürlich leisten wir als Hersteller von Elektro-Lkw dazu unseren Beitrag.“
Mit der Kooperation werde ein weiterer Grundstein für ein öffentliches Ladenetz gelegt.
„Allerdings benötigen wir zu dessen großflächigem Aufbau weiterhin dringend die Unterstützung durch die Politik“, so Vlaskamp weiter.
Laden im MAN Servicenetz
Die neuen Standorte befinden sich an strategisch ausgewählten MAN Servicestützpunkten, vorwiegend in Industriegebieten mit hohem Lkw-Aufkommen oder in der Nähe von Autobahnen. So lässt sich das öffentliche Laden gut in den Betriebsalltag integrieren. Das Layout der Standorte ist speziell für das Laden von Elektro-Nutzfahrzeugen ausgelegt: Dazu gehört unter anderem eine Durchfahrtsmöglichkeit durch die Ladebucht, so dass Lkw und Busse nicht rangieren müssen. Um die öffentliche Zugänglichkeit unabhängig von der jeweiligen Fahrzeugmarke zu gewährleisten, werden die Ladestationen möglichst in von den MAN Servicebetrieben getrennten Bereichen installiert - mit eigenen Ein- und Ausfahrten für den Ladebereich. Auch tagsüber können die Fahrerinnen und Fahrer die vorhandene Infrastruktur wie Sanitäranlagen und Aufenthaltsräume nutzen.
Der Aufbau der speziell für Elektro-Nutzfahrzeuge wie Lkw, Busse und Transporter konzipierten Standorte folgt einem modularen Ansatz. In einem ersten Schritt werden die Standorte mit jeweils mehreren 400 kW-Ladepunkten ausgestattet. Damit kann ein durchschnittlicher Elektro-Lkw in rund 45 Minuten Strom für eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern tanken. Eine spätere Umrüstung der Standorte auf das Megawatt-Ladesystem MCS ist vorgesehen.
Mehr Tempo beim Ausbau der Lkw-Ladeinfrastruktur
Bis Ende 2025 sollen die ersten 80 Standorte des neuen Ladenetzes entstehen. Sukhjinder Singh, Geschäftsführer der E.ON-Tochter E.ON Drive Infrastructure:
„Die Partnerschaft mit MAN Truck & Bus ist ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft im Schwerlastverkehr. Durch die Kombination des flächendeckenden MAN-Servicenetzes mit der Expertise von E.ON im Bereich der Ladeinfrastruktur, setzen wir einen neuen Standard für die Elektromobilität im Nutzfahrzeugsektor.“
Friedrich Baumann, im Vorstand der MAN Truck & Bus SE zuständig für Sales und Customer Solutions:
„Mit unserem neuen eTruck bringen wir in diesem Jahr das für nahezu alle Anwendungsgebiete passende Fahrzeug in die Serienproduktion. Die Resonanz ist äußerst positiv. Doch darüber, ob unsere Kunden auch wirklich vom Diesel- auf den Elektroantrieb umsteigen, entscheidet letztlich die passende Ladeinfrastruktur. Ich freue mich daher, dass wir die Elektrifizierung unseres Service-Netzwerks nun gemeinsam mit E.ON in Angriff nehmen.“
Klimaneutral bis 2045
Die politischen Ziele zur Dekarbonisierung des Verkehrs in Deutschland und Europa sind klar: Die Bundesregierung will die Treibhausgasemissionen des schweren Straßengüterverkehrs in Deutschland bis 2030 um 55 Prozent senken und bereits 2045 klimaneutral sein. Die EU einigte sich zuletzt darauf, die CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge bis 2035 um 65 Prozent und bis 2040 um 90 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 zu senken. Die Industrie investiert vor diesem Hintergrund massiv in Fahrzeuge und Infrastruktur.
Bei MAN nimmt die Elektrifizierung des Produktportfolios weiter Fahrt auf. Der erste serienreife Elektro-Lkw mit einer Tagesreichweite von bis zu 800 Kilometern steht für 2024 in den Startlöchern. Der elektrische Stadtbus wird im kommenden Jahr mit einem Produktupdate an Reichweite gewinnen. Ebenfalls 2025 will MAN eine erste Testflotte elektrischer Reisebusse auf die Straße bringen.
Elektrifizierungs-Expertise
E.ON bietet unterdessen als Full-Service-Anbieter für Elektromobilitäts- und Ladelösungen schon heute Zugang zu einem flächendeckenden Netz aus europaweit mehr als 500.000 Pkw-Ladepunkten. Unternehmen und Kommunen profitieren außerdem von individuell konzipierter Ladeinfrastruktur und Elektrifizierungsstrategien für ihre Flotten. Darüber hinaus bringt E.ON seine Expertise von der Finanzierungs- und Standortanalyse bis hin zum Netzanschluss ein. Der Ausbau und die Digitalisierung der Netze sind nicht nur für die künftige Versorgung mit erneuerbaren Energien essenziell, sondern auch Voraussetzung für eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur.
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