EIT-Studie: E-Bikes und LEVs sind Hebel für Net Zero in der EU

Eine Verlagerung des Verkehrs auf Elektroleichtfahrzeuge in Europa kann bis 2030 30 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen einsparen und die Rohstoffabhängigkeit bei der Batterieproduktion verringern.

Leichtelektrofahrzeuge, E-Bikes und Pedelecs könnten einen massiven Beitrag zur Klimaneutralität in der EU leisten, rechnet jetzt eine Studie von EIT vor. | Foto: Swobbee
Leichtelektrofahrzeuge, E-Bikes und Pedelecs könnten einen massiven Beitrag zur Klimaneutralität in der EU leisten, rechnet jetzt eine Studie von EIT vor. | Foto: Swobbee
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Eine neue Studie der EU-Initiativen EIT Urban Mobility und EIT InnoEnergy kommt zu dem Schluss, dass nur etwa zwei bis drei Prozent der geplanten Batterie-Produktionskapazität in der EU nötig wären, um die mehr als 25 Millionen Elektrische Leichtfahrzeuge wie etwa E-Bikes auszustatten, die bis 2030 auf den europäischen Straßen erwartet werden. Alleine damit könnten 30 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen eingespart werden und zur Schließung der EU-Lücke von 165 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen beitragen, so die Wissenschaftler. Darüber hinaus könne die Förderung der Produktion von Batterien für Elektrische Leichtfahrzeuge in Europa die derzeitige Abhängigkeit von Importen aus außereuropäischen Ländern erheblich verringern, da bisher 95 % dieser Batterien aus Asien bezogen werden.

„Elektrische Leichtfahrzeuge ergänzen den öffentlichen Verkehr und spielen eine Schlüsselrolle beim Übergang zur Geteilten Mobilität in Städten. Sie können die Elektrifizierung des Straßenverkehrs beschleunigen. Es ist dringend notwendig, die Industrie für E-Leichtfahrzeuge und ihre Batteriewertschöpfungskette als strategische Aktivposten für die nachhaltige urbane Mobilität in Europa zu betrachten", erklärt Bernadette Bergsma, Direktorin für Kommunikation und EU-Angelegenheiten bei EIT Urban Mobility, und betont, dass sofortige Maßnahmen erforderlich seien. 

Elektrische Leichtfahrzeuge wie E-Bikes, E-Scooters und E-Mopeds, würden immer mehr zu einem Teil der modernen städtischen Mobilität. 2022 wurden in Europa etwa 10 Millionen dieser Fahrzeuge verkauft. Die europäische Nachfrage nach Batterien für E-Leichtfahrzeuge wird sich bis 2030 verdreifachen und bis 2040 noch einmal verdoppeln. Für Elektroautos ist eine europäische Batterie-Produktionskapazität von 1.144 bis 1.800 Gigawattstunden (GWh) bis 20230 geplant. Diese übersteigt jedoch bei weitem den prognostizierten Batteriebedarf von 317 bis 696 GWh. 

Verlagerung auf E-Leichtfahrzeuge reduziert Ressourcen massiv

Nach der Studie würde ein kleiner Teil dieser Überkapazität ausreichen, um eine Verlagerung des Verkehrs auf E-Leichtfahrzeuge zu erreichen. Nur etwa zwei bis drei Prozent der geplanten Batterie-Produktionskapazität in der EU wären nötig, um die mehr als 25 Millionen Elektrischen Leichtfahrzeuge zu versorgen, die bis 2030 auf den europäischen Straßen erwartet werden. Im Vergleich zu Elektroautos liegt der voraussichtliche jährliche Batteriebedarf für E-Leichtfahrzeuge gerade mal bei 36 GWh im Jahr 2030 und bei 71 GWh im Jahr 2040. Außerdem benötigt die Batterieproduktion für Elektrische Leichtfahrzeuge 10 bis 30 Mal weniger Rohstoffe als für Elektroautos. 

Nachhaltige Mobilität und Emissionsminderung

Elektrische Leichtfahrzeuge haben das Potenzial, einen wesentlichen Teil des städtischen Mobilitätsbedarfs mit weniger Energie und CO₂-Fußabdruck zu decken. Ein positiver Nebeneffekt wäre dadurch auch die vermehrte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel undSharingsysteme. 3 % der Kurzstreckenfahrten (weniger als 8 km), die derzeit noch mit dem Pkw zurückgelegt werden, könnten durch Elektrische Leichtfahrzeuge ersetzt werden: Die Maßnahme würde zu einer Einsparung von bis zu 30 Millionen Tonnen CO₂ führen und dazu beitragen, die für Europa prognostizierte Emissionslücke für den Verkehr von 165 Millionen Tonnen CO₂ zu schließen.

Verbesserte Batteriewertschöpfungskette kommt allen zugute

Die Studie ergab zudem, dass Elektrische Leichtfahrzeuge in naher Zukunft die idealen Abnehmer von Batteriezellen sein werden, hier insbesondere für zylindrische Zellen, die bei den meisten Elektrischen Leichtfahrzeugen Standard sind. Zylindrische Zellen können darüber hinaus aber auch jenseits der Elektromobilität verwendet werden, zum Beispiel für Drohnen, Elektrowerkzeuge, Batteriespeicher für Privathaushalte und Laden von Elektrofahrzeugen. 

Der Innovationsbedarf des Sektors für Elektrische Leichtfahrzeuge werde der gesamten Branche zugutekommen, so die Überzeugung der Autoren. Die Studie prognostiziert, dass verbesserte Batterietechnologien Elektrische Leichtfahrzeuge erschwinglicher machen und damit die Akzeptanz bei den Verbrauchern erhöht wird. Darüber hinaus kann die Förderung der Produktion von Batterien für Elektrische Leichtfahrzeuge in Europa die derzeitige Abhängigkeit von Importen aus außereuropäischen Ländern erheblich verringern, da bisher 95 % dieser Batterien aus Asien bezogen werden. 

Effizienz des Batteriepass erhöhen

Von entscheidender Bedeutung sei zudem, die Effizienz des Batteriepasses zu fördern, um Reparaturen, Wiederverwendung und das Recycling von Batterien zu erleichtern. Gleichzeitig sollten klarere Sicherheitsstandards und Haftungsgarantien für effektive Reparaturen eingeführt werden. Durch Investitionen in die Konstruktion von Batteriepaketen für eine vereinfachte Demontage und Kreislauffähigkeit wird die Nachhaltigkeit von Elektrischen Leichtfahrzeugen weiter gestärkt.

Jennifer Dungs, Global Head of Mobility bei EIT InnoEnergy erklärt, man habe Batterien in den Mittelpunkt zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs gestellt und treibe die industrielle Entwicklung der Europäischen Batterie-Allianz (EBA250) voran und habe vor kurzem den neuen 500 Millionen EUR schweren "EBA Strategic Battery Materials Fund" angekündigt.

"Es muss jedoch noch mehr getan werden, um die Akzeptanz alternativer, schnell wachsender Mobilitätslösungen zu fördern - Elektrische Leichtfahrzeuge sind eine niedrig hängende Frucht mit massiven Auswirkungen auf Europas Netto-Null-Ziele", findet Dungs.

Die Verfasser der Studie fordern die EU auf, Elektrische Leichtfahrzeuge in ihre allgemeine Industriestrategie aufzunehmen, um den Übergang zu nachhaltiger Mobilität zu unterstützen. Sie betonen, dass das Wachstum dieses Sektors und die gesamte Wertschöpfungskette, einschließlich der Batterien, gefördert werden sollten. Die Studie schlägt außerdem vor, Innovationen in der Batterietechnologie und der Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Verbesserungen bei der Batteriesicherheit, geringere Kosten und bessere Leistung, zusammen mit Regeln für Reparatur, Wiederverwendung und Recycling, sollen das weitere Wachstum des Sektors für Elektrische Leichtfahrzeuge sichern.

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