DHL-Studie: Die Globalisierung trotzt den Krisen

DHL hat den neuen „DHL Global Connectedness Index 2022“ vorgelegt. Am höchsten global vernetzt waren demnach wieder die Niederlande.

Der DHL Global Connectedness Index untersucht, wie sich internationale Waren- und Personenströme entwickelt haben. (Grafik: DHL)
Der DHL Global Connectedness Index untersucht, wie sich internationale Waren- und Personenströme entwickelt haben. (Grafik: DHL)
Nadine Bradl
(erschienen bei LOGISTIK HEUTE von Therese Meitinger)

DHL und die Stern School of Business der New York University haben am 15. März den neuen „DHL Global Connectedness Index 2022“ herausgegeben. Der Index ist ein detaillierter Bericht über den aktuellen Stand und die Perspektiven der Globalisierung. Er analysiert laut einer Pressemitteilung Daten aus 171 Ländern und Territorien und zeigt die weltweiten Handels-, Personen-, Kapital- und Informationsströme auf.

Der Bericht legt DHL zufolge dar, dass internationale Ströme trotz der jüngsten Schocks, wie der Covid-19-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine, bemerkenswert robust waren. Nach einem leichten Rückgang im Jahr 2020 erreichte der kombinierte DHL Global Connectedness Index 2021 wieder Werte über dem Niveau vor der Pandemie. Die derzeit verfügbaren Daten deuteten auf einen weiteren Anstieg im Jahr 2022 hin – trotz langsameren Wachstums mancher Ströme, heißt es vonseiten DHL. Der internationale Warenhandel lag demnach Mitte 2022 zehn Prozent über dem Niveau vor der Pandemie. Auslandsreisen lagen 2022 noch 37 Prozent unter dem Wert von 2019, haben sich aber im Vergleich zu 2021 verdoppelt.

„Die neuesten Daten des DHL Global Connectedness Index widerlegen eindeutig den Eindruck, dass die Globalisierung rückläufig sei“, sagt John Pearson, CEO von DHL Express. „Globalisierung ist nicht nur ein Schlagwort, sondern ein kraftvoller Motor, der unsere Welt zum Besseren verändert hat.“

Geopolitische Rivalität zwischen China und den USA

Der DHL Global Connectedness Index belegt nach Ansicht von DHL in vielen Bereichen eine Entkopplung zwischen den USA und China. Betrachtet man elf Arten von Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströmen (wie Warenexporte, M&A-Transaktionen und wissenschaftliche Forschungszusammenarbeit), zeigt sich: Der Anteil Chinas an den globalen Strömen der USA ist dem Report zufolge seit 2016 in acht von elf Bereichen zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum ist der US-Anteil an den globalen Strömen Chinas in sieben von zehn Bereichen, in denen Daten für China verfügbar sind, gesunken. In einigen dieser Bereiche war der Rückgang stark. Dennoch bestünden zwischen den USA und China weiterhin deutlich stärkere Ströme als zwischen allen anderen Länderpaaren, die keine gemeinsame Grenze haben, so die Studienautoren. Außerdem gehe aus den Daten hervor, dass die Entkopplung zwischen den USA und China bislang nicht zu einer breiteren Fragmentierung globaler Ströme zwischen rivalisierenden Länderblöcken geführt habe.

Keine Anzeichen für Trend zur Regionalisierung

Analysen im DHL Global Connectedness Index zeigen DHL zufolge zudem, dass die häufig vorhergesagte Verlagerung von Globalisierung zu Regionalisierung – zumindest bisher – nicht eingetreten ist. Die Entfernung, die Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme durchschnittlich zurückgelegt haben, ist demnach während der letzten 20 Jahre gestiegen. Handelsströme erstreckten sich sogar während der Covid-19-Pandemie über größere Entfernungen. Die einzige Kategorie, die sich in letzter Zeit klar in Richtung Regionalisierung verlagert hat, waren dem Index zufolge Personenströme. Dies gehe auf die starke Veränderung des Reiseverhaltens während der Covid-19-Pandemie zurück.

„Ob bei Handelsmustern in Zukunft eine verstärkte Regionalisierung zu beobachten sein wird, bleibt offen“, sagt Steven Altman, Senior Research Scholar und Leiter der DHL Initiative on Globalization am Center for the Future of Management der NYU Stern. „Viele Unternehmen und Regierungen legen ihren Fokus auf Nearshoring, um Lieferketten zu regionalisieren. Regionalisierung kann erhebliche wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Andererseits findet mehr als die Hälfte des gesamten Handels schon jetzt innerhalb von Regionen statt. Die Vorteile des Fernhandels sind nach wie vor bedeutend, insbesondere angesichts der anhaltend hohen Inflation, des verlangsamten Wirtschaftswachstums und der wieder gesunkenen Containerfrachtraten.“

Im Länder-Ranking des DHL Global Connectedness Index 2022 waren die Niederlande wieder das Land mit dem höchsten globalen Vernetzungsgrad. Den zweiten Platz im Gesamtranking belegte Singapur. Im Verhältnis der internationalen Ströme zu den Binnenströmen war Singapur führend. Das Vereinigte Königreich wies die global am breitesten verteilten Ströme auf. Unter den 55 Ländern mit dem höchsten globalen Vernetzungsgrad sind Länder aus allen Regionen der Welt zu finden.

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