Deutscher Logistik-Preis: In die Höhe gestapelt - Boxbay gewinnt

Da stapel mir doch einer ne Box! Das Boxbay-System der SMS Group überzeugte beim Deutschen Logistik-Preis und setzte sich im Finale gegen Konzepte von Volkswagen Group Components und Heureka Business Solutions durch.

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Logistik-Preis 2022: Im Boxbay-Konzept lagert jede Stahlbox im Hochregallager in einem eigenen Fach, der Zugriff auf die Stahlboxen erfolgt ohne Umstapeln. (Foto: Boxbay)
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Logistik-Preis 2022: Im Boxbay-Konzept lagert jede Stahlbox im Hochregallager in einem eigenen Fach, der Zugriff auf die Stahlboxen erfolgt ohne Umstapeln. (Foto: Boxbay)
Redaktion (allg.)
(erschienen bei LOGISTIK HEUTE von Matthias Pieringer)

Das Konzept „Boxbay“ ist am Abend des 19. Oktober auf dem Deutschen Logistik-Kongress in Berlin mit dem Deutschen Logistik-Preis 2022 prämiert worden. Wie die Bundesvereinigung Logistik mitteilte, die den Deutschen Logistik-Preis vergibt, stoßen Häfen weltweit an ihre Grenzen: Flächen reichen demnach nicht aus, um das Wachstum des Warenverkehrs zur bewältigen, Durchlaufzeiten sind zu hoch, ebenso wie Lärm- und Lichtemissionen und die Energieverbräuche in den Terminals. Jetzt gibt es laut der Würdigung eine Lösung, die all diese Probleme adressiert. Das Konzept Boxbay wurde vom Anlagenbauer SMS Group entwickelt und konnte sich bereits in einem Pilotprojekt in Dubai beweisen.

Lagerkapazität für Container verdreifachen

Die Lagerkapazität eines Containerterminals auf gleicher Fläche verdreifachen und das aufwendige und unproduktive Umstapeln komplett vermeiden: Diese Lösung komme, wie die BVL meldete, in einer Zeit, in der aufgrund immer größerer Schiffe bei einem Hafenstopp auch immer mehr Container gelöscht, zwischengelagert und wieder geladen werden müssten. Gleichzeitig habe sich die durchschnittliche Verweilzeit eines Containers auf den Terminals auch aufgrund der bekannten Lieferkettenprobleme kontinuierlich gesteigert. Um Lieferketten robuster zu gestalten, benötigen die Terminals eine größere Pufferkapazität, die auf den begrenzten Flächen mit herkömmlichen Prozessen meist nicht geschaffen werden könne, hieß es.

„Wenn wir auf die Geschichte des Containers zurückblicken, hat sich seit seiner Einführung 1956 nichts Wesentliches geändert“, sagte Carsten Heide, Leiter Projektmanagement beim SMS-Tochterunternehmen Amova.

Das wie ein Hochregallager funktionierende Boxbay-Konzept für Container sämtlicher Standardmaße soll die Prozesse auf den Terminals nun umkrempeln: Zum einen können statt höchstens sechs Containern nun bis zu elf der Boxen übereinander gelagert werden. Vor allem aber liegen diese separat und nicht direkt aufeinander, sodass Umstapelungen komplett entfallen können. Die Stahlboxen können an mehreren Seiten von Boxbay ein- und ausgelagert werden. Ein umlaufendes Transportsystem, welches die Gassen untereinander verbindet, schafft Flexibilität und Geschwindigkeit beim Umschlag.

Pilotanlage in Dubai

Im Januar 2021 ging als Proof of Concept der Partner SMS Group und DP World eine erste Anlage im Hafen von Dubai in Betrieb. Bei einem vollständigen Ausbau der 230 Meter langen, 26 Meter breiten und 50 Meter hohen Pilotanlage lassen sich den Angaben zufolge wasserseitig 500 Ein- und Auslagerungen pro Stunde sowie landseitig 300 Ein- und Auslagerungen pro Stunde realisieren. Die kaiseitige Umschlagtechnologie mit den vorhandenen Containerbrücken kann dabei wie bisher weitergenutzt werden.

Die Boxen werden anschließend von den im Terminal eingesetzten Transportsystemen übernommen und bis zur Aufnahmeposition des Boxbay-Lagers transportiert. Dort übernehmen leistungsfähige Regalbediengeräte die Container und transportieren sie über Gassen zu den Regallagerplätzen von Boxbay. Unter dem Lager befindet sich ein umlaufendes schienengebundenes Paletten-Transportsystem, das die Container zur landseitigen Lkw- oder Bahnübergabestation bringt oder sie abholt.

Aussagen in diesem Video müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Gärten an der Außenverkleidung möglich

Im Gegensatz zu vielen konventionellen Systemen werde Boxbay vollständig emissionsfrei mit elektrischer Energie betrieben und könne in Verbindung mit grünem Strom CO2-frei arbeiten, hieß es. Das Dach der Anlage lässt sich laut den Angaben optional mit einer großflächigen Fotovoltaikanlage ausrüsten, die den Strom für den Betrieb der Anlage produziert oder sogar einen Energieüberschuss erwirtschaftet. Ebenso können vertikale Gärten an der Außenverkleidung die Luft reinigen und die Umgebungstemperatur senken. Durch die Kapazitätserweiterung ohne zusätzliche Flächen lassen sich zusätzliche Landerschließungen und schwerwiegende Eingriffe in Natur und Ökosystem vermeiden.

Auch relevant für die Gesellschaft

Das Boxbay-Konzept überzeugte die Jury, in der auch unser Schwestermagazin LOGISTIK HEUTE mit Chefredakteur Matthias Pieringer vertreten ist, und setzte sich am Ende klar gegen die Mitbewerber durch. Die Juryvorsitzende Dr. Ursula Weidenfeld hob in ihrer Laudatio hervor, dass das Projekt neben der Innovation auch den neueren Kriterien für den Deutschen Logistik-Preis wie gesellschaftliche Relevanz und Verbesserung der Resilienz entspricht:

„Beim Boxbay-Projekt ist es am offensichtlichsten: Wir sehen eine Verdichtung von Containerflächen auf ein Drittel, Lärm- und Lichtschutz, Stromerzeugung über den eigenen Bedarf hinaus, die Einbindung existierender Hafenumschlagtechnologien und den wahlfreien Zugriff auf jeden Container. Obwohl Boxbay in Dubai noch eine Testanlage ist, erfüllt der gesamte Anlagenkomplex schon jetzt alle Kriterien und Ziele des Deutschen Logistik-Preises“, so Weidenfeld.

Finalisten: Heureka und Volkswagen Group Components

Ebenfalls ins Finale des Deutschen Logistik-Preises 2022 waren zwei Konzepte von Volkswagen Group Components in Braunschweig und Heureka Business Solutions in Mannheim. Bei VW geht es um die Produktion und Logistik der Batteriesysteme für E-Autos. Angefangen vom Transport per Bahn und E-Lkw über das hoch automatisierte Materialflusssystem bis zu automatischen Verladungen zeigt sich hier laut der Würdigung ein beeindruckendes und innovatives Gesamtkonzept. Heureka bewarb sich mit einem neuen Konzept für die Healthcare-Logistik im Klinikum Mannheim. Die Bewerbung stellt die Optimierung der Intralogistik mithilfe künstlicher Intelligenz und eines digitalen Zwillings vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderung eines großen Klinikbetriebs vor.

Preisträger der Vorjahre

  • 2021 DB Cargo, Voestalpine, LogServ, CargoServ
     
  • 2020 dm-drogerie markt GmbH & Co. KG
     
  • 2019 BMW Group
     
  • 2018 KOMSA AG und LogistikPlan GmbH
     
  • 2017 Bosch
     
  • 2016 AGCO - Your Agricultural Company zusammen mit der 4flow AG
     
  • 2015 BLG Logistics mit Engelbert Strauss
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