Daimler Truck: Rückgänge bei Umsatz und Gewinn erwartet
Der Konzern musste wegen der ausbleibenden Erholung der Auftragseingänge in Europa seine optimistischen Zielsetzungen vom Jahresanfang im Juli kappen. Inzwischen macht auch das China-Geschäft zunehmend Ärger, auf die Anteile eines Gemeinschaftsunternehmens und Forderungen in dem Land nahm Daimler Truck jüngst Abschreibungen vor.
Die neue Vorstandschefin Karin Radström kann sich aber immerhin auf das brummende Lkw-Geschäft in Nordamerika und das anziehende, aber vergleichsweise kleine Busgeschäft verlassen. Die Schwedin hat zusammen mit der seit einigen Monaten amtierenden Finanzchefin die Aufgabe, in den kommenden Jahren die Profitabilität des Schwerlast-Weltmarktführers deutlich zu erhöhen. So hat es Aufsichtsratschef Joe Kaeser den beiden ins Pflichtenheft geschrieben.
Erwartungen zu Jahresbeginn herabgesetzt
Daimler Truck rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von 53 bis 55 Milliarden Euro. Zu Jahresbeginn hatten die Schwaben noch jeweils zwei Milliarden Euro mehr für möglich gehalten. Dazu sollen 460.000 bis 480.000 Fahrzeuge verkauft werden. Die Prognosespanne für die zentrale Kennzahl der Profitabilität - die bereinigte Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern im Industriegeschäft, also ohne Finanzdienstleistungen gerechnet - senkte Daimler Truck auf 8 bis 9,5 Prozent (VJ: 9,9). Auch beim Finanzmittelfluss rechnet der Konzern jetzt nicht mehr mit einem leichten Anstieg, sondern nur noch mit dem Vorjahresniveau.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte 2024 deutlich zurückgehen. Bereinigt um Sondereffekte wird mit einem leichten Rückgang gerechnet (VJ: 5,49 Mrd Euro). "Leicht" heißt bei Daimler Truck in diesem Kontext zwischen 5 und 15 Prozent, mit "deutlich" werden mehr als 15 Prozent Veränderung bezeichnet.
Im dritten Quartal setzte der Konzern 114.917 Fahrzeuge ab, das waren 11 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im wichtigen und lukrativsten Markt Nordamerika stiegen die Verkäufe allerdings leicht. Bei der von Radström selbst geführten Marke Mercedes-Benz, die vor allem in Europa und vertreten ist, ging es um mehr als ein Viertel nach unten.
Das sagen Analysten
Die von Bloomberg befragten Fachleute erwarten im Schnitt einen Umsatzrückgang um gut 6 Prozent auf 13 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte demnach um 8 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro gesunken sein. Die bereinigte operative Gewinnmarge (Ebit) im Fahrzeuggeschäft - also ohne die Finanzdienstleistungen - taxieren die Experten auf 8,6 Prozent nach 9,8 Prozent ein Jahr zuvor.
Die ersten Prognosen des Konkurrenten Volvo für den nordamerikanischen Markt im kommenden Jahr dürften vor allem Daimler Truck in die Karten spielen, schrieb Jefferies-Analyst Michael Aspinall. Schließlich seien die Schwaben dort am stärksten involviert. Gegenüber dem in diesem Jahr teils sehr schwachen deutschen Markt könne sich man im kommenden Jahr auch mit Einsparungen besser stellen. Zudem sei die Aktie im Branchenvergleich günstig bewertet.
Auch Nick Housden von der kanadischen Bank RBC verwies auf wohl günstige Bedingungen in Nordamerika angesichts der jüngsten Zahlen von Logistikkonzernen. Ein stabilisierter Frachtmarkt dort komme vor allem Daimler Truck zugute, schrieb er.
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