Daimler Truck: Die Zukunft liegt in Batterie und Wasserstoff

Schwierige Umstände und trotzdem ein gutes Ergebnis: Die Verantwortlichen bei Daimler Truck zeigen sich auf der Hauptversammlung positiv. Der klare Fokus liege in der Neuausrichtung auf alternative Antriebe - schon in diesem Jahr.

Erste Hauptversammlung der Daimler Truck Holding AG (v.l.n.r.): Jochen Goetz, Martin Daum, Joe Kaeser. (Bild: Daimler Truck)
Erste Hauptversammlung der Daimler Truck Holding AG (v.l.n.r.): Jochen Goetz, Martin Daum, Joe Kaeser. (Bild: Daimler Truck)
Nadine Bradl

Daimler Truck hat am 22. Juni erstmals als unabhängiges börsennotiertes Unternehmen zur Hauptversammlung geladen. Große Freude bei den Managern des DAX40-Unternehmens, die jedoch getrübt wurde, wie Joe Kaeser gleich zu Beginn sagte:

"Als Vorsitzender des Aufsichtsrats eröffne ich die ordentliche Hauptversammlung 2022 der Daimler Truck Holding AG und übernehme satzungsgemäß den Vorsitz. Zuvor möchte ich jedoch betonen, dass heute der 119. Tag ist, an dem ein Krieg mit den Methoden des 20. Jahrhunderts mitten in Europa stattfindet. Ich selbst bin Jahrgang 1957 und hatte wie viele andere das Privileg, nie einen Krieg erleben zu müssen. Ich hoffe für uns alle, dass dieses Glück auch den jüngeren Generationen erhalten bleibt. Dem ukrainischen Volk gehört unsere volle Solidarität, den Angehörigen der Opfer dieses barbarischen Krieges unsere Anteilnahme."

Schritt nach vorne

Das Unternehmen verfolgte nach eigenen Angaben im ersten Jahr seiner Unabhängigkeit trotz großer externer Unsicherheitsfaktoren konsequent weiter die klare Strategie, sein Ertragspotential voll auszuschöpfen. Damit habe Daimler Truck die Voraussetzungen geschaffen, um den technologischen Wandel hin zu emissionsfreiem, sicherem und automatisiertem Fahren zu meistern.

2021 konnten folgende Kennzahlen erreicht werden:

  • Ein Absatz von 455.400 Lkw und Bussen, das ist ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr;
  • ein Umsatz von 39,8 Milliarden Euro, ein Plus von 10 Prozent;
  • ein bereinigtes EBIT von 2,6 Milliarden Euro, das ist signifikant höher als im stark von COVID-19 geprägten Vorjahr;
  • eine bereinigte Umsatzrendite im Industriegeschäft von 6,1 Prozent – 4,2 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr sowie
  • eine Liquidität zum Jahresende in Höhe von 6 Milliarden Euro.

"Ich denke, diese Eckdaten zeigen deutlich: Nach dem harten COVID-Jahr 2020 haben wir 2021 wieder einen großen Schritt nach vorne gemacht und darauf können wir sehr stolz sein", sagte Martin Daum, Vorstandsvorsitzender.

Es wäre aber noch mehr drin gewesen, betonte Daum:

"Diese starken Ergebnisse haben wir 2021 in einem anhaltend schwierigen Umfeld erreicht. Ich arbeite seit mehr als drei Jahrzehnten in der Nutzfahrzeug-Branche, aber ein Jahr mit so vielen Produktionsunterbrechungen hatte ich bislang noch nicht erlebt."

Lieferkettenprobleme

Hauptgrund seien die gravierenden Engpässe in der Lieferkette, vor allem bei Halbleitern, gewesen. Davon seien im vergangenen Jahr viele Branchen und Unternehmen betroffen gewesen - eben auch Daimler Truck.

"In der Folge konnten wir die Nachfrage nach unseren Produkten nicht vollumfänglich bedienen. Zumal die Nachfrage das ganze Jahr über sehr stark war. Das bedeutet: Ohne diese Schwierigkeiten in der Lieferkette hätten wir noch deutlich mehr Fahrzeuge ausliefern können – und wir hätten noch weitaus erfolgreicher abschneiden können", so Daum weiter.

Besser wurde die Situation auch mit dem Jahreswechsel nicht, damit hatten die Manager bei Daimler Truck allerdings gerechnet:

"Wir hatten schon frühzeitig gesagt, dass das erste Quartal voraussichtlich das schwächste Quartal dieses Jahres sein würde. Und danach sieht es Stand heute nach wie vor aus. Denn die Lieferengpässe des vergangenen Jahres haben sich weiter verschärft und unser Geschäft zwischen Januar und März spürbar gebremst", sagte Daum.

Dennoch sei man mit den Ergebnissen des ersten Quartals mit einem Absatz von 109.300 Lkw und Bussen (Plus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal) und einem Umsatz von 10,6 Milliarden Euro (Plus von 17 Prozent) unter den gegebenen Umständen zufrieden.

Dem restlichen Jahr 2022 blickt man dennoch positiv entgegen: Es werde ein Absatz von 500.000 bis 520.000 Einheiten erwartet, gegenüber 455.400 im Vorjahr. Der Umsatz soll bei 48 bis 50 Milliarden Euro liegen, gegenüber 39,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Eine Konjunktureintrübung - wie derzeit weltweit erwartet - könne man bei Daimler Truck abfedern.

"Vielen Kunden konnten wir zuletzt weniger Fahrzeuge liefern als sie eigentlich kaufen wollten. Dadurch sind sie mit ihrer Flottenerneuerung so weit in Rückstand, dass sie nun dringend neue Lkw brauchen und Neuanschaffungen nicht weiter aufschieben können. Wir beobachten deshalb keine Stornierungen", berichtete Daum.

2030: 60 Prozent emissionsfreie Fahrzeuge

Für die langfristigen Ziele bis 2025 sei man voll auf Kurs. Vor allem seien Komplexität und Fixkosten reduziert worden. Ein weiteres wichtiges Thema sei allerdings die nachhaltige Mobilität, bei der sich Daimler Truck hohe Ziele gesteckt hat, so der Vorstandsvorsitzende:

"Wir haben eine klare Ambition: Ab 2039 wollen wir in Nordamerika, Europa und Japan nur noch Fahrzeuge verkaufen, die im Fahrbetrieb emissionsfrei sind. Schon 2030 sollen emissionsfreie Fahrzeuge bis zu 60 Prozent unseres weltweiten Absatzes ausmachen. Und bei den Bussen gehen wir noch einen Schritt weiter: Stadtbusse wollen wir in Europa ab 2030 nur noch vollelektrisch anbieten."

Batterie-elektrisch viel vor

Basis seien zwei Energiequellen: Batterie oder Wasserstoff. Bei der Batterie sei man schon weit gekommen. In Nordamerika sind der Transporter der Marke Freightliner und der Schulbus Jouley in Serie, in Europa der schwere Lkw Mercedes-Benz eActros und der Stadtbus eCitaro. Zudem sei der leichte Lkw FUSO eCanter im täglichen Einsatz – in Asien ebenso wie in Europa und Nordamerika. Ein breites Portfolio an batterie-elektrischen Fahrzeugen, das aber im Lauf dieses Jahr weiter ausgebaut werden soll.

"Beispielsweise mit unserem schweren Lkw Freightliner eCascadia, für den wir bereits einen ersten Großauftrag über 800 Einheiten erhalten haben. Oder mit unserem Entsorgungsspezialisten Mercedes-Benz eEconic, den wir in den nächsten Monaten in Europa auf den Markt bringen. In Lateinamerika kommt ein elektrisches Fahrgestell für Busse. Und es wird auch ein neues Modell unseres FUSO eCanter geben", sagte Daum.

2023 soll dann beispielsweise der mittelschwere Lkw Freightliner eM2 hinzukommen. Ebenfalls 2023 folge der eCitaro Range Extender, der über ein zusätzliches Brennstoffzellen-System verfügen wird. Damit soll der Stadtbus eine Reichweite von 400 Kilometern schaffen.

Für 2024 ist der Mercedes-Benz eActros LongHaul geplant. Die Langstrecken-Version des jetzigen eActros soll eine Reichweite von rund 500 Kilometern haben. Er wird auf der diesjährigen Messe IAA Nutzfahrzeuge vorgestellt. 

Wasserstoff: Ohne wird es nicht gehen

Rein batterie-elektrisch wird der Transportsektor allerdings nicht unterwegs sein, meint der Vorstandsvorsitzende. Und so setzt Daimler Truck auf einen zweiten, alternativen Antrieb:

"Wir sind als Daimler Truck allerdings überzeugt, dass Lkw und Busse künftig nicht ausschließlich von Batterien angetrieben werden. Sie werden auch von Brennstoffzellen angetrieben werden. Genauer gesagt: von wasserstoff-basierten Brennstoffzellen. Denn für ein Gelingen der Energiewende muss Europa grüne Energie importieren, transportieren und lagern können. Und das Medium, das dies ermöglicht, ist Wasserstoff."

In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts soll der Brennstoffzellen-Lkw in Serie gehen. Mit seinen beiden Wasserstoff-Tanks soll er dabei eine Reichweite von 1.000 Kilometern haben.

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