Conti: Autonome AGVs für Fertigung

Ein autonomes AGV soll den Materialtransport in der Produktion optimieren und nutzt den Technologie-Know-How aus dem automatisierten Fahren. Geplant ist eine Serienproduktion.

Selbst ist der Transporter: Mit einem autonom agierenden Transportfahrzeug will Conti die Prozesse in der Fertigung optimieren - und sieht große Potenziale auch in der Logistik. | Foto: Conti
Selbst ist der Transporter: Mit einem autonom agierenden Transportfahrzeug will Conti die Prozesse in der Fertigung optimieren - und sieht große Potenziale auch in der Logistik. | Foto: Conti
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

Das Technologieunternehmen Continental hat ein autonom fahrendes Transportfahrzeug entwickelt, um die Effizienz der eigenen Produktion weiter zu steigern. In der Fertigung von Bremssystemen etwa ließen sich mit den autonomous Automated Guided Vehicles (aAGV) Schwerlasten von über einer Tonne transportieren. Diese Technologielösung fügt sich in den Rahmen der Industrie 4.0-Strategie des Zulieferkonzerns. Ziel sei es, durch digitalisierte Prozesse und Datenflüsse mit hoher Transparenz und Planbarkeit, kurzen Durchlaufzeiten, geringen Beständen sowie hoher Flexibilität die gesamte Wertschöpfungskette zu optimieren, so die Aussage.

Der Anbieter sieht in der Entwicklung eigener aAGV ein großes Potenzial. Dies gelte sowohl für Industrie 4.0-Anwendungen als auch für Geschäftsfelder wie Logistik und für viele andere Anwendungsfelder, bei denen der autonome Transport von Waren zur Effizienzsteigerung eingesetzt werden könne. Inzwischen zeigten aAGV Tag für Tag ihre Leistungs- und Tragfähigkeit an Continental-Standorten in Zvolen (Slowakei) und Frankfurt am Main. Die ersten Roboterfahrzeuge im Entwicklungsstadium seien dort im Probebetrieb autonom zwischen Start- und Zielort unterwegs und transportierten dabei Material für die Bremsenfertigung. Die aAGV orientieren sich selbst und weichen Hindernissen flexibel aus.

Sensorik: Know-How-Transfer aus autonomen Fahrzeugen

Möglich sei diese Eigenentwicklung unter anderem durch einen Technologie-Transfer aus dem Pkw-Bereich geworden. Das Know-how über "hochgradig zuverlässige automobile Umgebungssensoren" wie Radar, Kamera, Ultraschall und Lidar, sowie die Sensorfusion und Modellierung einer Fahrumgebung sei ein entscheidender Baustein für die aAGV-Entwicklung gewesen, so der Anbieter weiter.

„Effizienzsteigerung in der Fertigung ist ein wichtiger Beitrag zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit“, glaubt Alexander Schmitt, Leiter des Segments Actuation & Future Products in der Geschäftseinheit Hydraulische Bremssysteme des Geschäftsfeldes Autonomous Mobility and Safety.

Er sieht die Eigententwicklung zugleich als Geschäftsidee über das eigene Unternehmen hinaus. Fahrerlose Transportfahrzeuge spielten für den Materialfluss in einer digitalisierten Fabrik eine wichtige Rolle, führt der Anbieter weiter aus. Sie reduzierten manuelle Aktivitäten wie das Gabelstaplerfahren, beschleunigen den Transport, liefern Transparenz, welche Güter sich gerade wo befinden und sorgen so für insgesamt planbarere Abläufe. Aktuell sieht  Conti im Markt zwar mobile Transportroboter, die überwiegend nicht autonom fahren und sich nur auf festen Routen zwischen programmierten Start- und Zielpunkten bewegen würden. Jede Änderung bedeute allerdings aufwändige Umprogrammierung, Zeit und zusätzliche Kosten für bauseitige Anpassungen.

„Die Marktrecherche war ernüchternd: Wir haben keine autonomen Transportfahrzeuge gefunden, die unseren Anforderungen entsprechen“, bilanziert Schmitt.

Bei der Konstruktion, Fertigung und Montage der aAGV habe das Projektteam wiederum auf die Erfahrung aus dem Automobilbereich aufbauen können. Kombiniert wurden Technologien wie Sensoren aus dem Pkw-Bereich mit Steuerungstechnik, Mechatronik und klassischem Maschinenbau. Lediglich der elektrische Antriebsstrang und die Software für die Steuerung des Fahrzeuges basierten auf am Markt verfügbaren Technologien.

Praxiserkenntnisse sollen in die Serie einfließen

Um das aAGV bereits im Entwicklungsstadium besonders wartungsfreundlich zu konstruieren, nutzte das Entwicklerteam seine Erfahrung aus der industriellen Produktion. Die Erkenntnisse aus dem laufenden Probebetrieb unter realen Bedingungen sollen jetzt als Rückmeldung in die geplante Serienversion einfließen, die Serienfertigung soll im Anschluss beginnen. Perspektivisch ist geplant, das System zu einem späteren Zeitpunkt auch außerhalb von Continental anzubieten.

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