CONFERENCE DAYS 2024: E-Mobilität mit Renault Trucks
Vom 3-Tonnen Transporter bis zum schweren 44-Tonnen Lkw: Renault Trucks bietet als erster und bisher einziger OEM-Hersteller jedes Segment seiner Nutzfahrzeuge auch vollelektrisch an. Viele Lkw der Renault E-Tech-Reihe sind derzeit bereits im Einsatz. Wie sich die Fahrzeuge dort bewähren und wie der französische Truckhersteller die Kunden bei ihrem Umstieg auf die Elektromobilität unterstützt, war das Gesprächsthema in einer Session der diesjährigen CONFERENCE DAYS für die Transport- und Logistikbranche.
Geladen waren zwei Experten zum Thema. Im Interview mit der Pressesprecherin von Renault Trucks Deutschland Kim-Maylin Kühn berichtete zunächst der im Bereich E-Lkw erste Kunde von Renault Trucks Deutschland von seinen Praxiserfahrungen mit dem batterieelektrischen Transportfahrzeug. Anschließend erläuterte der Energy Transition Specialist Till Saliari, wie Renault Trucks mit seinem langfristigen Konzept zur Nachhaltigkeit die Unternehmen bei ihrem Umstieg auf die E-Mobilität begleitet.
Gelungene Umsetzung
„Als das Thema damals aufkam haben wir uns wegen der kurzen Fahrstrecken sofort überlegt, wie wir die Elektromobilität bei uns umsetzen könnten. Wir haben es dann mit Pkw ausprobiert, das hat wunderbar funktioniert. Als dann die ersten E-Lkw auf den Markt kamen haben wir auch gleich einmal untersucht, ob das für uns passt“,
sagt Jens Ullmer. Der Bereichsleiter Logistik bei der Full-Service-Dienstleistungsorganisation UDO, einem Tochterunternehmen des Tübinger Universitätsklinikums, war 2021 erster E-Lkw-Kunde von Renault Trucks. UDO beschäftigt rund 900 Mitarbeiter in den Bereichen Catering, Gebäudereinigung, Lagermanagement und Logistik. Die gesamte Flotte enthält rund 100 Fahrzeuge, darunter 70-80 Pkw, neun Lkw und einige Transporter. Elektrifiziert sind davon derzeit 25 Pkw und zwei Lkw.
Der Bereich Logistik mit Zentrallager und Zentralküche liegt nur etwa sechs Kilometer vom Klinikum entfernt, erfordert also nur geringe Reichweiten und eignet sich daher ideal für den Einsatz batterieelektrischer Fahrzeuge. Bei der Entscheidung für die Marke gab es 2021 noch nicht viel Auswahl unter den Lkw-Herstellern, „Renault war eigentlich Vorreiter“, sagt Ullmer. „Und auch weil die Werkstatt in der Nähe liegt sind wir in Kontakt gekommen und haben es damit einmal probiert.“
Ideal für kurze Strecken
Renault konnte damals die Fahrzeuge auch ausliefern. Ein weiterer Vorteil bei den E-Lkw von Renault Trucks liegt darin, dass keine komplexe, also Schnelllade-Infrastruktur für die E-Fahrzeuge benötigt wird. Es reichen die handelsüblichen Wallboxen mit AC-Strom. So musste das Logistikunternehmen neben der Stromversorgung für seine E-Pkw, die am Standort erfolgt, nicht auch noch in Extra-Anlagen für seine Lkw investieren. Aufgrund der kurzen Strecken halten die batterieelektrischen Laster den ganzen Tag aus, bei einer täglichen Streckenleistung von insgesamt 100 bis 120 Kilometern. Geladen wird in der Regel über Nacht, tagsüber nur wenn die Solaranlage Strom erzeugt. Eine Vollladung, so Ullmer, dauert an der AC-Anlage rund 4-6 Stunden.
Renault Trucks deckt mit seinem E-Tech grob drei Einsatzbereiche ab. Der E-Tech T mit einer Reichweite von 300 Kilometern und einem zulässigen Gesamtgewicht von 44 Tonnen dient der regionalen Verteilung, der E-Tech C ist die Variante für den städtischen Baustellenverkehr mit gleicher Leistung. Bei UDO ist der in drei Versionen erhältliche E-Tech D für den Stadt- und Vorstadtverkehr im Einsatz, ein 16-Tonner in der Konfiguration mit Trockenkoffer und Ladebordwand. Der E-Lkw enthält 4 Batteriepakete mit je 66 kWh, also mit rund 260 kWh an Kapazität. Doch es hat gedauert, bis der erste E-Lkw Anfang 2023 endlich ausgeliefert werden konnte. Die größte Hürde bei der Umsetzung, so Ullmer, seien die bürokratischen Abläufe zum Erhalt der Fördermittel gewesen:
„Das hat am Ende 1,5 bis 2 Jahre gedauert, bis das Fahrzeug dann auf dem Hof stand. Es gab sehr viele Rückfragen und Unterlagen auszufüllen. Das ganze Gebiet war einfach für alle noch Neuland.“
Auf die Frage, wie die Fahrer auf die neue Technologie reagiert hätten, angesichts der noch heute existierenden Vorbehalte gegenüber der Elektromobilität, bestätigt Ulmer:
„Die Fahrer waren erst mal nicht begeistert – da war große Skepsis, ob das überhaupt funktioniert. Aber das hat sich völlig gedreht. Wenn es heute darum geht den E-Lkw zu fahren, sind alle hellauf begeistert. Das ist einfach ein schönes Fahren.“
Es gebe sogar mittlerweile einen Wettbewerb unter den Fahrern, wer am wenigsten Strom benötigt beziehungsweise mit einer Ladung am weitesten kommt.
Fazit des Logistikers:
„Man sollte es einfach ausprobieren, mit ein oder zwei Fahrzeugen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist das auf jeden Fall gut machbar“.
Das Unternehmen plant jedenfalls schon jetzt, seinen Fuhrpark irgendwann zu 100 Prozent entweder elektrisch „oder mit anderen alternativen Energien“ zu betreiben.
Langfristiges Konzept erarbeiten mit 360-Grad-Ansatz
Auch E-Lkw-Experte Till Saliari rät zur Besonnenheit, wenn es um die erstmalige Anschaffung von E-Lkw geht. „Erst einmal an ein oder zwei Fahrzeugen probieren, ob es passt und wie es funktioniert. Man muss nicht gleich den ganzen Fuhrpark umstellen“.
Wichtig sei aber auch, so betont der Energy Transition Specalist von Renault Trucks, von Anfang an die längerfristigen Ziele ins Auge zu fassen. Hierfür bietet das Unternehmen, das seit 2001 zur schwedischen Volvo Group gehört, umfassende Beratungsleistungen an. Man könne mit seinem Angebot an elektrifizierten Lkw bereits auf Erfahrungen zurückgreifen, die man natürlich auch teilen wolle. Vermittelt wird der Erfahrungsschatz anhand eines Konzepts, das einen „360 Grad“ beziehungsweise „ganzheitlichen Ansatz“ verfolgt.
Fokus auf EU-Regularien
Dieser Lösungsansatz bezieht auch gerade die Fragestellungen mit ein, die nicht nur mit technischen Dingen zu tun haben wie Batteriehaltbarkeit oder Eignung für den jeweiligen Zweck. Auch die Ladeinfrastruktur und die Verfügbarkeit von Service Centern wird berücksichtigt. Eine besondere Herausforderung für die Unternehmen stellen jedoch auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen wie beispielsweise Maut, EU-Regularien und vorhandene Fördermittel dar.
Unternehmen „von öffentlichem Interesse in der EU“ müssen zum Beispiel schon seit einigen Jahren über ihre Nachhaltigkeit Bericht erstatten. Diese Berichtspflicht wurde nun von der EU-Kommission erheblich ausgeweitet auf größere Unternehmen mit der neuen EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD, Corporate Sustainability Reporting Directive). Laut Angaben sind die Mitgliedsstaaten verpflichtet, die neuen Vorschriften bis Mitte 2024 umzusetzen.
„Die ganz großen Unternehmen werden mit der Corporate Sustainability Reporting Directive gezwungen, nicht nur einen Finanzbericht abzugeben, sondern auch ihre CO2-Emissionen transparent zu machen und Rechenschaft darüber abzulegen, wie sie diese in den nächsten Jahren reduzieren wollen“,
sagt Saliari. Die Kunden stünden vor einem Berg an Fragen und wüssten nicht, wie sie das Problem angehen sollten – hier könne Renault Trucks zur Seite stehen.
Große Auswahl
Zum Probieren macht es das Unternehmen den Interessenten leicht: zur Auswahl stehen elektromobile Varianten mit verschiedenen Aufbauten unterschiedlicher Leistung – Kühlfahrzeuge, Trockenkoffer, Kipper und seit Neuestem auch kommunale Fahrzeuge mit niedrigem Einstieg oder Sattelzugmaschinen. „E-Mobilität ist sehr vielseitig“. Da die Reichweiten sehr stark von Faktoren wie Beladung und Topographie sowie Einsatzart abhängen, sind allgemeine Angaben hierzu schwierig und erfolgen in der Regel eher pauschal. Grundsätzlich, so Saliari, seien mit den Fahrzeugen aber viele Alltagsanwendungen bereits gut abdeckbar.
Einige Beispiele: Der E-Tech D mit 250 PS kommt mit 4 Batteriepaketen gut 300 Kilometer weit. Vom Platz her möglich, aber eigentlich nicht erforderlich, seien auch 6 Pakete, wobei sich die Nutzlast bei mehr Batteriepaketen verringert. Der E-Tech D-Wide mit Opti-Driver Getriebe hat zwei E-Motoren und kommt im Dauerbetrieb auf 350 PS, im Spitzenbetrieb auf 500 PS. Ganz neu im Portfolio und ebenfalls als Demofahrzeug zu testen ist der E-Tech D-Wide LEC mit 500 PS-Elektromotor für den kommunalen Einsatz. Und der E-Tech T als Sattelzugmaschine mit drei E-Motoren und ebenfalls Opti-Driver-Getriebe kommt mit sechs Batteriepaketen rund 250 bis 300 Kilometer weit. „Mehr ist in der Regel gar nicht notwendig, weil der Kunde mit den verfügbaren Reichweiten klarkommt“. Mit dem vergleichsweise geringen Leergewicht muss der Kunde laut Saliari in Bezug auf die Nutzlast keine Abstriche machen im Vergleich zum Diesel-Pendant.
360-Grad-Konzept
Bei dem Beratungskonzept wird zunächst die Zielsetzung des Kunden eruiert und dann ganz individuell eine Lösung erstellt. Stehen bei dem Ziel, die E-Mobilität umzusetzen, für das Unternehmen zum Beispiel eher die EU-Regularien im Fokus oder die nachhaltige Ausrichtung? Je nachdem wird dann an einer Komplettlösung gearbeitet anhand der individuellen Bedingungen (Größe des Fuhrparks, Routen) sowie der vorhandenen Ladeinfrastruktur. Dabei kommt ein Reichweitensimulationstool zum Einsatz, das die Verbräuche recht realitätsnah errechnen kann. Am Ende erfolgt eine Vollkostenbetrachtung mit voraussichtlichen Gesamtbetriebskosten und den Unterschieden zum Diesel-Einsatz.
Die Kunden erhalten bei Übergabe eine Einweisung in die Fahrzeuge und werden umfassend mit den betrieblichen und technischen Abläufen vertraut gemacht. Auf Wunsch wird der Betrieb der E-Lkw anhand von Berichten umfassend durchleuchtet: wie gut rekuperiert wurde, wieviel verbraucht wurde, wieviel geladen wurde und auch wie und ob überhaupt die Batterie altert – Saliari: „wir sehen eigentlich, dass die Batteriealterung wesentlich langsamer voranschreitet“ – das wird alles gemeinsam angesehen. „Wir wollen, dass der Kunde sich gut fühlt mit seinem Schritt“. Bestandteil des Konzepts ist auch ein gemeinsamer Plan für die nächsten rund 10 Jahre.
Dekarbonisierungsziele im Blick
Auf die langfristige Einsatzplanung zielen dann die Projekte zur Dekarbonisierung, auf die die Politik derzeit stark fokussiert. In diesem Bereich nimmt man die gefahrenen Routen genauer unter die Lupe, daraus lässt sich die voraussichtliche Dauer für eine schrittweise Umstellung der Flotte errechnen. So wird dann ein CO2-Reduktionsplan über mehrere Jahre erstellt, „um CO2-Emissionen schon frühzeitig zu verringern“.
Dabei werden auch andere Antriebskonzepte miteinbezogen wie der Betrieb von Diesel-Lkw mit HVO (Hydrotreated Vegetable Oil, hydriertes Pflanzenöl) – „Wir gehen auf verschiedene Szenarien ein und können dann gemeinsam einen Plan entwickeln.“ Mit den Berechnungstools ist es laut Saliari möglich, Prognosen in Bezug auf künftige Leistungserfordernisse und damit auch einen Ausblick auf zukünftig nötige Investitionen in die Standorte abzugeben. Auch im Gespräch mit Netzbetreibern für die Zurverfügungstellung der erforderlichen Energiemengen oder der Bereitstellung von Transformatoren bietet Renault Trucks Unterstützung an. Generell, so Saliari, stehe die Orientierung am Kunden an oberster Stelle.
„Wir empfehlen unsere Lösungen den Kunden nur wenn wir uns selbst sicher sind, dass das funktioniert. Es ist nicht unser Interesse, dem Kunden einen E-Lkw hinzustellen und er ist am Ende nicht zufrieden. So wird die Transformation für die ganze Transportbranche nicht funktionieren können.“
Hier komme den Kunden das breite Produktportfolio von Renault Trucks entgegen und die Ausrichtung an einer zielgerichteten Unterstützung genau dort, wo noch Probleme bestünden.
Das Netz wird sich laut dem Experten dezentraler gestalten. "Familienhäuser werden zu Produzenten und die Energie kommt ins Netz". Es sei wichtig, sich auf die technologischen Veränderungen frühzeitig einzustellen und sich auf einen gemeinsam Lernweg zur Transformation zu machen. Dabei steht eine weitblickende Prognose der in den kommenden Jahren erwartbaren Rahmenbedingungen für die Unternehmen im Zentrum. „Hier wollen wir als Renault Trucks unsere Kunden nicht allein lassen sondern bestmöglich unterstützen.“ Viele, die zu Beginn skeptisch waren in Bezug auf die E-Mobiltät, seien begeistert und wollten nicht mehr zurück. Der Trend zu E-Mobilität auch weltweit sei eindeutig, untermauert Saliari das Engagement des Konzerns.
Die CONFERENCE DAYS des HUSS VERLAGs, in dem unter anderen auch die Zeitschrift PROFI Werkstatt erscheint, sind eine fünftägige digitale B2B-Veranstaltung für die Branchen Logistik & Intralogistik, Truck & Bus sowie Automotive & Taxi. Das Event dauert von 10. bis 14. Juni 2024 und dient der Wissensvermittlung und dem Networking. Weitere Informationen zur kostenfreien Teilnahme und zum Programm der CONFERENCE DAYS 2024 finden Sie unter https://conference-days.de. Auf der Plattform werden bis auf weiteres alle Sessions als Aufzeichnung zur Verfügung stehen.
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