CONFERENCE DAYS 2024: Aspekte auf dem Weg in den elektrischen Transport

Bei den CONFERENCE DAYS 2024 gab ein Experte des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck wichtige Einblicke in die Elektrifizierung einer Lkw-Flotte. Sein Fazit: es funktioniert, aber es gibt dabei einiges zu beachten!

Hagen Hildebrand, eMobility Kundenberater der Daimler Truck AG, führte unter reger Beteiligung der Zuhörer souverän durch die einstündige Session „Einfacher Einstieg in die E-Mobilität: Der Beratungsansatz von Mercedes-Benz Trucks“. | Bild: HUSS-VERLAG
Hagen Hildebrand, eMobility Kundenberater der Daimler Truck AG, führte unter reger Beteiligung der Zuhörer souverän durch die einstündige Session „Einfacher Einstieg in die E-Mobilität: Der Beratungsansatz von Mercedes-Benz Trucks“. | Bild: HUSS-VERLAG
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei LOGISTRA von Tobias Schweikl)

Im Rahmen der CONFERENCE DAYS 2024, einer fünftägigen digitalen B2B-Veranstaltung für die Branchen Logistik & Intralogistik, Truck & Bus sowie Automotive & Taxi, widmete sich der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck dem Einstieg in die Elektromobilität bei den Lkw. Hagen Hildebrand, eMobility Kundenberater der Daimler Truck AG widmete sich in einer einstündigen Session dem Thema „Einfacher Einstieg in die E-Mobilität: Der Beratungsansatz von Mercedes-Benz Trucks“.

„Unsere Beratung beginnt eigentlich immer mit der Routenanalyse“, so Hagen Hildebrand.

Daraus ließen sich dann auch bereits die technischen Aspekte und die Anforderungen an die Fahrzeuge ableiten. Danach ginge es laut Hildbrand dann direkt in die Ausarbeitung möglicher Ladeszenarien. Soll öffentlich geladen werden oder im eigenen Depot und welche Ladeleistungen würden benötigt. Der Flaschenhals hier sei in der Praxis oft die vorhandene Ladeleistung an den Standorten.

Sind diese Fragen geklärt, so der E-Mobility-Experte, geht es weiter in die Analyse des Last- & Energiemanagements. Hier ließen sich, anders als beim Diesel, die Betriebskoste durch intelligente Ladelösungen deutlich beeinflussen. Als Beispiele nennt Hildebrand etwa die Einbeziehung eigener Photovoltaik-Anlagen aber auch Batteriespeicher. Aber auch die nutzbare öffentliche Ladeinfrastruktur müsse betrachtet werden. Hildebrand verweist hier auf das Joint-Venture Milence, in dem Daimler Truck, Traton Group und Volvo Group an einer entsprechenden europäischen Ladinfrastruktur arbeiten.

Erst wenn all die oben genannten Punkte analysiert und bewertet sind, sei eine Aussage möglich, ob sich für einen Anwender der Einstieg in die Elektromobilität bereits rechne. Entscheidend sei in diesem Zusammenhang eine TCO-Betrachtung, etwa über einen Zeitraum von fünf Jahren.

Die Technik funktioniert

Von der Fahrzeugtechnik aus betrachtet, steht dem Einstieg laut dem Daimler-Truck-Experten nichts mehr im Wege. Seit 2021 ist man mit dem eActros 300/400 auf dem Markt, im Jahr 2022 folgte der Econic. In 2023 kam dann der eActros 300 SZM als Sattelzugmaschine (auch für Kühlauflieger) sowie der eCanter Next Generation. Und in 2024 sei man mit dem eActros 600 unmittelbar vor der Serien-Auslieferung. Das Fahrzeug ermögliche dann Reichweiten (ohne Zwischenladen) auch voll beladen bis 500 Kilometer. Perspektivisch arbeite man bis zum Ende des Jahrzehnts dann noch am GenH2-Truck, der mit flüssigem Wasserstoff Reichweiten jenseits der 1.000 Kilometer ermöglichen soll.

Grundsätzlich verfolgt Daimler Truck bei der Dekarbonisierung des Transports eine zweigleisige Strategie aus batterieelektrischen und Brennstoffzellen-Lkw. Die BEV-Lkw eActros und Econic sind dabei für den eher urbanen Einsatz vorgesehen. Der (auch internationale) Fernverkehr soll künftig die Domäne des GenH2-Brennstoffzellen Lkw werden. Der eActros 600 ist in diesem Szenario das Bindeglied zwischen Verteiler- und Fernverkehr.

Zahlen und Fakten: eActros 600

In Zahlen liest sich der eActros 600 so:

  • 22 Tonnen Nutzlast (evetuell 25 Tonnen, wenn eine Auflastung von der Politik ermöglicht wird)
  • 500 Kilometer Reichweite ohne Nachladen bei voller Zuladung
  • 1,2 Mio. Kilometer bzw. zehn Jahre Lebensdauer dank robuster LFP-Batteriezellen (Lithium-Eisenphosphat)
  • 20 bis 80 Prozent Ladestand (State-of-Charge SoC) in 30 Minuten beim Megawattladen (MCS)

„Die Batterietechnik entwickelt sich zurzeit sehr spannend, da wird viele kommen“, gibt der E-Lkw-Experte Hildebrand auch einen kleinen Ausblick auf die Zukunft.

Weil der eActros keine Kardanwelle mehr habe, seien auch die Rekuperationsfähigkeiten des E-Lkw bemerkenswert. Als Richtwert gibt der Spezialist beim eActros 600 rund 1,2 kWh pro gefahrenem Kilometer an.

Aspekte auf dem Weg zur Elektrifizierung

Wer mit der Elektrifizierung seines Lkw-Fuhrparks beginnen will, sollte sich lauf Hildebrand mehrere Aspekte genauer anschauen. Wichtig sei zunächst die Machbarkeit, weil vorhandene Routen oft nicht 1:1 auf E-Lkw übertragbar seien. Die Reichweite an sich sei dabei in den meisten Fällen gar nicht das entscheidende Problem. Die 500 Kilometer des eActros 600 decken bereits viele Anwendungen ab.

Entscheidender sei die Ladeinfrastruktur. Bei den öffentlichen Lademöglichkeiten ist laut Hildebrand derzeit viel Bewegung im Markt. Etliche Tankstellen stellten bereits um und böten bereits Lkw-Ladestellen an. Die künftige Ladeinfrastruktur von Milence und anderen Playern tue ein Übriges. Allerdings seien die Preisniveaus beim öffentlichen Laden unterwegs noch sehr unterschiedlich. Die Ladesäulenverordnung schreibe mittlerweile vor, dass man überall auch mit Karte zahlen können müsse. Die günstigste Variante dürfte das aber nicht sein.

Für das eigene Depot sei noch mehr Planung nötig. Hier geht es nicht nur darum, welche Ladepunkte man wo anbringt. Auch der gesamte Energieverbrauch und die grundsätzliche Depotplanung spielten in diesen Aspekt mit ein. Unter anderem sei die Entfernung der Ladepunkte zum Hausanschluss wichtig zur Minimierung von Übertragungsverlusten. Über ein intelligentes Energiemanagement lasse sich zudem viel Geld sparen. Hildebrand nennt hier vor allem das Kappen der Spietzenleistung, das so genannte „Peak Shaving“.

Last but not Least geht es dann um den eigenen Netzanschluss. Dieser sei immer noch und immer wieder ein leidiges Thema. Dennoch sieht Hildebrand auch hier Bewegung. Sein Tipp: frühzeitig den Kontakt zum eigenen Netzbetreiber suchen.

„Basis der Elektrifizierung ist die Analyse des Fahrzeugeinsatzes und der Energieversorgung am Depot“, so die Einschätzung des Experten.

Preisniveaus von Ladeinfrastruktur

Bei den Kosten für eine eigene Ladetechnik nennt der Experte drei Leistungsniveus mit unterschiedlichen Kosten:

  • 40 bis 80 kW Lader: Kosten zwischen 20.000 und 40.000 Euro, ein Lkw braucht damit mehr 8 Stunden, bis er voll ist.
  • 150 bis 300 kW Lader: Kosten zwischen 50.000 und 70.000 Euro, ein Lkw braucht damit mehr 4 Stunden, bis er voll ist.
  • 400 bis 600 kW Lader: Kosten zwischen 80.000 und 130.000 Euro, ein Lkw braucht damit mehr 2 Stunden, bis er voll ist.

Hintergrund: Conference Days

Die CONFERENCE DAYS 2024 des HUSS-VERLAGS, in dem auch LOGISTRA erscheint, sind eine fünftägige digitale B2B-Veranstaltung für die Branchen Logistik & Intralogistik, Truck & Bus sowie Automotive & Taxi. Im Mittelpunkt stehen vom 10. bis 14. Juni die Wissensvermittlung zu aktuellen Themen sowie das Networking. Weitere Informationen zur kostenlosen Teilnahme und zum Programm der CONFERENCE DAYS 2024 sind zu finden unter https://conference-days.de. Bis auf Weiteres ist jede Session als Aufzeichnung im Programm auf der Plattform abrufbar.

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