City-Logistik: Barcelona erhebt "Amazon-Steuer"

Gegen die Verdrängung von kleineren Geschäften und das hohe Verkehrsaufkommen durch Paketfahrzeuge geht die katalanische Kommune jetzt vor und erhebt eine 1,25-prozentige Steuer auf die Bruttoerlöse großer Online-Händler. Ausnahme: Packstationen. Damit will man auch den Verkehr von Zustellfahrzeugen entlasten.

Eine Steuer für Online-Großhändler, die den Straßenraum für die Zustellung nutzen, ohne dafür zu zahlen, erhebt Barcelona seit kurzem - und will damit die Belieferung nachhaltiger machen. | Foto: Amazon
Eine Steuer für Online-Großhändler, die den Straßenraum für die Zustellung nutzen, ohne dafür zu zahlen, erhebt Barcelona seit kurzem - und will damit die Belieferung nachhaltiger machen. | Foto: Amazon
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

Die katalanische Metropole Barcelona hat eine sogenannte Amazon-Steuer für große Online-Händler beschlossen, die für nachhaltigere City-Logistik und die Stärkung des lokalen Handels sorgen soll. Mit der 1,25-prozentigen Abgabe auf die Bruttoerlöse will die Kommune auch den Verkehr entlasten und bessere Luftqualität sicherstellen. Befreit von der Regelung sind allerdings Packstationen, an denen die Kunden die Waren selbst abholen. Es sei schlicht nicht nachhaltig, dass ein Päckchen, das 300 Gramm wiege, von einem tonnenschweren Fahrzeug ausgeliefert wird, erklärte Stadtrat Jordi Martí bei der Vorstellung des Projekts. Daher auch die Ausnahme für die Paketstationen. Im Vorfeld durchgeführte Studien hätten ergeben, dass die 8.300 Stellplätze für das Be- und Entladen von Lieferwagen einen Wert von 2,6 Millionen Euro pro Jahr darstellten - Erlöse, die der Stadt bisher nicht zugute kämen.

Die Stadt hatte den Schritt über drei Jahre vorbereitet und gründlich rechtlich prüfen lassen. Die Steuer soll „eine Änderung der Gewohnheiten hin zu einem nachhaltigen Modell fördern“, erklärte der stellvertretende Bürgermeister Jaume Collboni im Dezember 2022. Als weiteres Ziel hat man die Angleichung der Wettbewerbsbedingungen ausgerufen zwischen stationären Geschäften – die häufig Steuern zahlen - und E-Commerce-Anbietern – die keine Steuern zahlen, wenn sie außerhalb der Stadt ansässig sind.

„Der E-Commerce beansprucht den öffentlichen Raum sehr stark“, meint auch Politiker Jordi Castellana laut dem Portal Politico. Lieferungen an die Hausadresse eines Empfänger erforderten zahlreiche Transporter. Hinzukämen viele „gescheiterte Zustellungen“, in Summe schlecht für die Luftqualität. Barcelona müht sich seit Jahren, die europäischen Grenzwerten zu halten. Mit der Abgabe wolle man auch ein Umdenken anregen, Verbraucher sollten mehr Sammelstellen nutzen, statt sich Waren liefern zu lassen. Der Geltungsbereich der Steuer umschließt allerdings die B2C-Lieferung, nicht aber die B2B-Lieferung an Unternehmen, Abholstellen, Geschäfte oder Lagereinrichtungen.

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