BWVL: Positionspapier zum Erhalt der Qualität der Qualifikation von Berufskraftfahrern
In einem gemeinsamen Positionspapier möchten fünf Branchenvertreter Vorschläge unterbreiten, wie die Qualität der Fahreraus- und -weiterbildung auch für die Zukunft auf hohem Niveau gesichert werden könnte. Zudem sollen zeitgemäße Maßnahmen zur Entbürokratisierung sowie zur Digitalisierung des Unterrichts beitragen und dabei helfen, Anreize für ein attraktives Berufsbild zu setzen sowie bestmögliche Rahmenbedingungen für Fahrpersonal, Ausbildungsstätten und Arbeitgeber zu bieten.
In Summe gehe es um einen weiteren Beitrag zur Bekämpfung des Mangels an geeigneten, qualifizierten Berufskraftfahrerinnen und -Fahrern – bei sinkenden Kosten und gleichbleibend hoher Ausbildungsqualität.
Das Positionspapier unterzeichnet haben der Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) e. V., der Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) e. V., die Deutsche Fahrlehrer-Akademie e. V. (DFA), die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e. V. (BVF) sowie Moving International Road Safety Association e. V..
Verfasst wurde es von Vertretern der Angebots- und Nachfrageseite des Systems der Berufskraftfahreraus- und -weiterbildung, demnach würden ganzheitliche Lösungsansätze verfolgt, so die Beteiligten.
Konsortialstudie der Uni St. Gallen
Man sehe sich in der Konsortialstudie „Begegnung von Kapazitätsengpässen im Straßengüterverkehr – Fokus Personal“ bestätigt, die von der Universität St. Gallen, der Technischen Universität Dresden und dem Institut für Angewandte Logistik der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt FHWS durchgeführt wurde.
Als Hauptursachen würden in der Studie lange, unattraktive und wenig planbare Arbeitszeiten, fehlende gesellschaftliche Wertschätzung und ein wenig attraktives Berufsimage, ein unattraktives Gehalt im Vergleich zu anderen Berufsgruppen und Branchen sowie zu wenig Nachwuchs beim Fahrpersonal bedingt durch den demografischen Wandel und das Aussetzen des Wehrdienstes genannt.
Das derzeitige System der Aus- und Weiterbildung von Berufskraftfahrerinnen und -Fahrer sei darin hingegen nicht als relevante Ursache für den Fahrpersonalmangel identifiziert worden. Unter den 18 vorgeschlagenen Lösungsansätzen zur Beseitigung des Fahrermangels befände sich darum auch keine Reform von Ausbildungen.
Aus- und Weiterbildung als wichtiger Faktor
Die Unterzeichnenden des Positionspapiers seien dennoch der Meinung, dass Maßnahmen zur Entbürokratisierung und Digitalisierung im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Berufskraftfahrerinnen und -Fahrern sinnvoll und möglich sind.
Es ginge nicht nur darum, konkrete Anreize zu schaffen und einen positiven Effekt auf alle Beteiligten im System der Aus- und Weiterbildung zu erzielen, sondern auch einen Beitrag zu leisten zur Gewinnung von Fahrpersonal. Zugleich würden Kosten reduziert, Qualität gefördert, Zugänge und digitale Prozesse erleichtert sowie Nachhaltigkeit vorangetrieben.
Welche Maßnahmen werden aber konkret vorgeschlagen?
Entbürokratisierung voranbringen
- Die vereinfachte Umschreibung von ausländischen Fahrerlaubnissen von Staaten, die ein gewisses „Mindestniveau“ in Ausbildung und Prüfung gewährleisten, sollte auf Basis einer EU-weit einheitlichen Staatenliste erfolgen.
- Die Prüfung zur beschleunigten Grundqualifikation sollte in mehreren Fremdsprachen abgelegt werden können.
- Der Datenaustausch mit dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Register sollte durch die Schaffung von Schnittstellen erleichtert werden (Digitalisierung stärken).
Anreize schaffen
- Die Einführung von begleitetem Fahren ab 17 Jahren im Rahmen der Berufskraftfah-rer-Ausbildung sollte geprüft werden.
- Die Fördermittel für Aus- und Weiterbildung müssen laut den fünf Branchenvertretern mindestens in jetzigem Umfang fortgeschrieben werden, um weiterhin ausreichend Fahrpersonal ausbilden zu können und die Unternehmen der Transport-, Logistik- und Personenverkehrsbranche weiterhin finanziell zu entlasten.
- Die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten durch Jobcenter, Agentur für Arbeit (Personen- und Güterverkehr) und BALM (Güterverkehr) sollten stärker bekannt und transparent gemacht werden.
Digitalisierung des Unterrichts ermöglichen
- Die in der Richtline 2018/645 genannten 12 Stunden Unterricht in der Weiterbildung in Form von Online-Unterricht (synchrones Lernen) und E-Learning (asynchrones Lernen) sollten im Rahmen eines Blended Learning-Ansatzes (Verbindung von Präsenzphasen mit Selbstlernphasen) ermöglicht werden.
- Die Weiterbildung sollte weiter unter der Regie derselben Ausbildungsstätte erfolgen. Eine Umsetzung kohärent zur Optimierung der Fahrschülerausbildung (OFSA II) sei zu empfehlen.
- Die Ausweitung beziehungsweise Einführung des Einsatzes von leistungsfähigen Simulatoren in der Aus- und Weiterbildung sollte geprüft werden.
Qualität und Quantität
Den Fahrschul- und Logistikverbänden zufolge sei es unerlässlich, Führerschein-Ausbildung und (beschleunigte) Grundqualifikation in Deutschland auf einem hohen Qualitätsniveau zu erhalten.
Eine Reduzierung der Ausbildungsanforderungen sei nicht zielführend zur Beseitigung des Fahrermangels an und könnte zu Unfällen, unwirtschaftlicherem Fahren und höheren CO2-Emissionen führen - was wiederum dem Image der gesamten Branche schade. Quantität dürfe nicht zu Lasten von Qualität und damit von Verkehrssicherheit und Umwelt gehen, so die eindrückliche Warnung.
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