Brennertransit: Schnelle Maßnahmen gegen die Stagnation

Im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Transport Logistic 2019 diskutierten Experten über das Thema „Innovationen für den Gütertransit am Brenner“. Quintessenz: Rasche Effizienzsteigerungen sind möglich und machbar.

Auf dem Podium (v.l.n.r.): Karl Fischer, Geschäftsführer LKZ Prien GmbH, Moderator Kurt Metz, Mirko Pahl, CEO der TX Logistik AG, Dr. Frank Albers, Geschäftsführer/Managing Director Sales & Marketing Fahrzeugwerk Bernard Krone | Foto: LKZ Prien
Auf dem Podium (v.l.n.r.): Karl Fischer, Geschäftsführer LKZ Prien GmbH, Moderator Kurt Metz, Mirko Pahl, CEO der TX Logistik AG, Dr. Frank Albers, Geschäftsführer/Managing Director Sales & Marketing Fahrzeugwerk Bernard Krone | Foto: LKZ Prien
Torsten Buchholz

Einig waren sich die Referenten, dass dringender Handlungsbedarf für den Güterverkehr durch das bayrisch-österreichische Inntal besteht. Zeitnah umsetzbare Lösungen seien notwendig, um die gegenwärtige Stagnation bei der Verkehrsentwicklung im Inntal mit Blockabfertigung und Fahrverboten der Tiroler Landesregierung und dem Handlungsdruck von Transportwirtschaft und Bevölkerung zu beenden.

Karl Fischer, Geschäftsführer Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien, erklärte auf der Pressekonferenz, die im Vorfeld eines gemeinsam von der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (DVWG) Südbayern und dem LKZ Prien veranstalteten Fachforum zum Thema „Innovation statt Stagnation im Brennertransit - Marktfähige Praxislösungen für den Kombinierten Verkehr“ stattfand:

„Es kann in Europa im 21. Jahrhundert nicht mehr sein, dass mit der Blockabfertigung und Fahrverboten der freie Warenverkehr behindert wird und die Folgen auf dem Rücken der Fahrer und der Bevölkerung im bayerischen Inntal ausgetragen werden.“

Fischer forderte, dass man jahrzehntelange Erfahrungen aus der Produktion und dem Lean Management viel mehr im Schienenverkehr anwenden müsse., um vorhandene Ressourcen besser nutzen zu können. Das Bayerische Verkehrsministerium verfolge hier das Ziel einer Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene von zehn Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre. Der Brennerkorridor ist einer der wichtigsten und höchstfrequentiertesten alpenquerende Übergang im europäischen Güterverkehr. Dabei hat der Lkw laut Fischer einen Anteil am Modalsplit am Brenner von 71 Prozent, die Bahn von 29 Prozent.

Da in Österreich die Rollende Landstraße (RoLa) zwischen Wörgl und Brenner Lkw auf die Schiene verlagert, seien es im bayerischen Inntal nur 22 Prozent. Somit bestehe ein riesiges Potenzial für die Verlagerung von der Straße auf die Schiene. Zudem zwinge das erwartete Wachstum des Gütertransports die Transportwirtschaft zur Neugestaltung der Logistikketten. Auch die Treibhausgasemissionen müssten gemäß der Pariser Klimakonferenz von 2015 um 95 Prozent gesenkt werden. Andere Wirtschaftszweige hätten Beiträge zur CO2 Reduzierung erbracht, der Ausstoß im Verkehr stagniere auf hohem Niveau. Der Schienengüterverkehr sei hier die Lösung, da er 80 Prozent weniger CO2 ausstoße.

Für das Ziel des Bayerischen Verkehrsministeriums, am Brenner in den nächsten fünf Jahren jährlich zwei Prozent des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene zu verlagern, müssten zusätzlich 20 Güterzüge je Richtung und Tag für den Schienengüterverkehr angeboten werden. Damit sei die Kapazität auf dieser Strecke erreicht. Für die notwendige effiziente und wirtschaftliche Abwicklung der gesamten Transportkette vom Verlader bis zum Empfänger müsse man alle Akteure an einen runden Tisch bringen: Politik, Verbände, Verlader, Transporteure, Spediteure, Eisenbahnverkehrsunternehmen, Terminal- und Infrastrukturbetreiber sowie Sattelanhänger- und Wagonhersteller. Nur so würden sich die Komponenten einer effizienten Logistikkette erfolgreich bündeln, um die gleiche Qualität wie ein durchgehender Straßentransport zu erreichen.

Die Projekte Breco.Train, Breco.Hub, Breco.QM, Future Trailer und Future Wagon würden diese notwendigen Optimierungen mit den verschiedenen Beteiligten auf den Weg bringen. Die „Zutaten“ seien dabei die passenden Rahmenbedingungen technischer, organisatorischer, betrieblicher, infrastruktureller sowie politischer und rechtlicher Art.

Mit dem Projekt Breco.Train wurde vom LKZ Prien bereits ein marktfähiges Konzept entwickelt, das die gewonnenen Erkenntnisse aus den Projekten NiKrasa und Future Trailer einbezieht. Die heute nur zu rund 80 Prozent ausgelasteten Güterzüge werden mit nicht-kranbaren Sattelanhängern und der Umschlagplatte NiKRasa aufgefüllt. Eine weitere gravierende Optimierung sei das Flügeln und Kuppeln. Dabei werden in Breco.Hubs im Raum Oberbayern und Tirol durch Ankuppeln einzelner Wagengruppen die Zuglängen Richtung Norden von 550 Meter auf 740 Meter verlängert und Richtung Süden entsprechend verkürzt. Damit wird die Verlagerung von 240.000 Lkw-Fahrten innerhalb von fünf Jahren ohne bedeutende Investitionen in die Infrastruktur realisierbar.

Dr. Frank Albers, Geschäftsführer/Managing Director Sales & Marketing, Fahrzeugwerk Bernard Krone, sagte aus Sicht eines Trailerherstellers auf der Pressekonferenz:

„Wir sorgen dafür, dass die Sattelanhänger so gebaut werden, dass diese ohne Probleme mit der Schiene transportiert werden können.“

Auch Operateure für den Schienengüterverkehr sind bereit. Mirko Pahl, CEO der TX Logistik AG, erklärte:

„Unser Unternehmen ist in der Lage sehr kurzfristig weitere Verkehre von Straße auf die Schiene zu verlagern, dazu fehlen aber vor allem Terminalkapazitäten und entsprechende politische Weichenstellungen.“

 

 

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