Brenner: Verbände schreiben Brandbrief an Europäische Kommission

Der Zusammenbruch des alpenquerenden Straßengüterverkehrs am Brenner müsse abgewendet werden, fordert darin unter anderem der BGL. Die Befürchtungen speisen sich aus der ab 2025 beginnende Sanierung der Luegbrücke, die dann längerfristig nur noch einspurig in jede Fahrtrichtung befahrbar sein wird.

Ein Sanierungsfall: die Luegbrücke auf dem österreichischen Abschnitt der Brennerautobahn. (Foto: Pixabay)
Ein Sanierungsfall: die Luegbrücke auf dem österreichischen Abschnitt der Brennerautobahn. (Foto: Pixabay)
Christine Harttmann

Vor dem Hintergrund der geplanten einspurigen Verkehrsführung auf der Luegbrücke ab dem 1. Januar 2025 appelliert der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) gemeinsam mit anderen europäischen Verbänden an die Europäische Kommission, den freien Warenverkehr auf dieser wichtigen europäischen Hauptverkehrsachse auch in den kommenden Jahren sicherzustellen. Blockabfertigungen und Fahrverbote dürften nicht weiter ausgeweitet werden, so die zentrale Forderung. Stattdessen müssten konstruktive europäische Lösungen gefunden werden.

Unterstützung wünscht sich der BGL von der Europäischen Kommission. In einem gemeinsamen Schreiben mit acht weiteren europäischen Verbänden sowie dem Weltverband IRU fordert er diese auf, die Initiative zu ergreifen, um einen Kollaps des alpenquerenden Güterverkehrs ab dem 1. Januar 2025 zu verhindern.

Die Brennerroute ist Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) und liegt auf dem Skandinavien-Mittelmeer-Korridor und wird jährlich von rund 14,3 Millionen Pkw und rund 2,5 Millionen Lkw befahren. Sie ist damit eine der wichtigsten Fernverkehrsachsen mit herausragender Bedeutung für den europäischen Binnenmarkt.

Zugleich ist die Situation auf der Strecke insbesondere für Lkw schon lange schwierig, weshalb der BGL die aus seiner Sicht ursächlichen einseitigen Transitbeschränkungen Österreichs regelmäßig kritisiert. Diverse Maßnahmen wie Sommer- und Winterfahrverbote, Nachtfahrverbot, Sektorales Fahrverbot und Blockabfertigungen wird der Verkehr immer wieder massiv eingeschränkt. Nun fürchtet nicht nur der BGL, dass die jetzt angekündigte einspurige Verkehrsführung am Brenner zu einem regelrechten Zusammenbruch der Versorgung mit Gütern zwischen Italien und den Staaten nördlich der Alpen führen könnte.

Die Verlagerung von Teilen des Verkehrs auf den Kombinierten Verkehr, der zumindest theoretisch eine Alternative wäre, versuchen die Transportunternehmen versuchen seit Jahren. Sie stoßen allerdings dabei jedoch auf erhebliche Schwierigkeiten. Auch weist der BGL stetig auf die fehlenden Kapazitäten hin. Der Brenner-Basistunnel befindet sich noch im Bau und die Planungen für den Brenner-Nordzulauf auf deutscher Seite sind bis heute nicht abgeschlossen. Umschlagsterminals sind überlastet und schaffen auch keine nennenswerte Abhilfe.

„Die Zeitfenster, an denen der Lkw-Transitverkehr durch Tirol möglich ist, ist auf Grund der vielen Beschränkungen in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Eine entscheidende Lösung kann hier sein, den Verkehr zeitlich zu entzerren“, meint BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt.

Die europäischen Transportverbände fordern daher eine Aufhebung oder zumindest Lockerung des Lkw-Nachtfahrverbots, um den Verkehr in den Tagstunden zu entlasten. Zudem sollten Alternativen zur einspurigen Verkehrsführung geprüft werden. Hierbei gelte es unbedingt die Verkehrssicherheit besonders zu berücksichtigen.

„Der freie Personen- und Warenverkehr sind die Grundpfeiler für ein Funktionieren des Binnenmarktes und für den Wohlstand in der Europäischen Union“, unterstreicht Engelhardt die Brisanz des Themas. „Angesichts der europäischen Dimension und weitreichenden Auswirkungen halten wir es für dringend notwendig, dass die Europäische Kommission die Initiative ergreift und gemeinsam mit den österreichischen Behörden und den angrenzenden Nachbarstaaten an Lösungsmöglichkeiten und europäisch abgestimmten Ausweichrouten arbeitet.“

Der alpenquerende Verkehr müsse in den kommenden Jahren sowohl wirtschaftlich als auch sozial-verträglich bewältigt werden können. Die europäischen verbände sähen sich hier auch gegenüber íhren Mitgliedsunternehmen in einer gemeinsamen Verpflichtung. Daher sei es wichtig, politisches Handeln einzufordern.

Die Luegbrücke auf der Brennerautobahn A13 soll ab dem 1. Januar 2025 für mehrere Jahre nur noch einspurig in jede Fahrtrichtung befahrbar sein. Begründet wird dies mit dem schlechten baulichen Zustand der Brücke. Bis zum Jahr 2030 soll eine neue Brücke die bisherige Brücke ersetzen.

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