Brenner: Kapazitätsengpässe behindern Verlagerung auf die Schiene
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hat sich im Projekt „Klimafreundlicher Brennertransit“ zum Ziel gesetzt, Möglichkeiten für eine Verlagerung auf die Schiene im Alpentransit aufzuzeigen. Erste Ergebnisse des vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr geförderten Projektes zeigen, wo angesetzt werden muss.
„Unternehmen verzichten wegen der längeren Transportzeiten, teils unpünktlichen Güterzügen und hohen Kosten im Kombinierten Verkehr häufig auf die Verlagerung auf die Schiene. Wir brauchen daher nicht nur einen schnelleren Streckenausbau und mehr Terminalkapazitäten, sondern auch eine Verbesserung bei Kostenstrukturen und transparentere Informationsmöglichkeiten, um die Logistikplanung zu erleichtern. Dabei muss ein Ausgleich zwischen Mobilitätsbedarf und Umweltschutz stattfinden“, fordert vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Blockabfertigung, Stau, Baustellen
Den Ergebnissen der Umfrage zufolge wird die Route über den Brenner von den meisten Unternehmen der verladenden Industrie- und Handelsunternehmen weiterhin aufgrund ihrer Kürze favorisiert. Jedoch sehen sich die Unternehmen in ihrem Tagesgeschäft mit Blockabfertigungen, Staus und Baustellen sowie einem allgemein hohen Verkehrsaufkommen konfrontiert.
Christian Bernreiter, Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr: „Wir müssen weiter gemeinsam an der Bewältigung des Brenner-Transits durch eine stärkere Verlagerung von der Straße auf die umweltfreundlichere Schiene arbeiten. Denn es geht einerseits um den Schutz des sensiblen Alpenraumes und der Anwohner des gesamten Korridors zwischen München und Verona und anderseits um die Aufrechterhaltung des Wirtschaftsverkehrs und erträgliche Arbeitsbedingungen für die Lkw-Fahrerinnen und -fahrer. Bayern arbeitet hier seit geraumer Zeit mit unterschiedlichen Akteuren an innovativen Lösungsansätzen."
Möglichkeiten ausschöpfen
In dem aktuell geförderten Projekt der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft werde nun Industrie und Handel angesprochen, um mehr Güter auf die Schiene zu bringen. Dazu müssten sie mit den notwendigen Voraussetzungen der Transportverlagerung auf die Schiene vertraut gemacht werden. Nur so könnten auch sie ihre Möglichkeiten im Sinne einer nachhaltigen Transportabwicklung ausschöpfen.
Aufgrund der Blockabfertigung an der Grenze zwischen Bayern und Österreich leiden die Unternehmen unter langen Staus und Wartezeiten und haben entsprechende wirtschaftlichen Einbußen zu verzeichnen.
„Die Warenverkehrsfreiheit in Europa wird massiv eingeschränkt. Nicht nur die Blockabfertigung, sondern auch das sektorale Fahrverbot und Nachtfahrverbot müssen beendet werden, hierfür muss sich auch die EU einsetzen“, so Brossardt.
Für die Verlagerung des Güterwarenverkehrs auf die Schiene im Alpentransit ist nach Ansicht der vbw auch ein schnellerer Ausbau der Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel notwendig.
„Die zügige Fertigstellung wird der Wirtschaft Planungssicherheit geben und gleichzeitig Umwelt sowie die vom Durchgangsverkehr betroffenen Anwohner entlasten“, sagte Brossardt.
LKZ Prien will Handlungsempfehlungen bereitstellen
Das Projekt führt das Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien durch. Ergebnis werden unter anderem konkrete Handlungsempfehlungen sein, wie heute schon eine Verlagerung von Verkehren auf die Schiene erleichtert werden kann.
LKZ-Geschäftsführerin Dr. Petra Seebauer ergänzt: „Die Umfrage sowie die Gespräche mit verladenden Unternehmen zeigen, dass eine deutliche Erhöhung von Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit auf der Schiene gefordert wird, genauso aber auch ein enges Zusammenspiel der beiden Verkehrsträger Straße und Schiene sowie insgesamt zwischen allen beteiligten Akteuren. Zugleich bedarf es weiterer Rahmenbedingungen, unter anderem eines geringeren Planungs- und Dispositionsaufwands für effiziente und nachhaltige Lösungen im Kombinierten Verkehr, transparenter Kostenstrukturen auf Niveau wie beim Straßengütertransport, politischer Anreizsysteme für die Ertüchtigung privater Gleisanschlüsse sowie eines einfachen und barrierefreien Zugangs zum Schienennetz.“
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