Bis 800 Kilometer Tagesreichweite: MANs Fernverkehrs-Lkw als seriennaher Prototyp

Während in Berlin MAN Truck & Bus mit einem seriennahen Prototypen seines schweren e-Lkw die nächste Stufe der Elektromobilität zündet, kündigt Bundesverkehrsminister Volker Wissing einen zweiten Förderaufruf für alternative Nutzfahrzeuge an, bleibt dabei jedoch konkret im Ungewissen.

Probefahrt im Prototypen: Bundesverkehrsminister Volker Wissing durfte im seriennahen vollelektrischen Fernverkehrs-Lkw von MAN mitfahren. (Foto: C. Hartttmann)
Probefahrt im Prototypen: Bundesverkehrsminister Volker Wissing durfte im seriennahen vollelektrischen Fernverkehrs-Lkw von MAN mitfahren. (Foto: C. Hartttmann)
Christine Harttmann

Ursprünglich wollte Volker Wissing nur ein paar kleine Runden mit dem ersten seriennahen Prototypen eine schweren Elektro-Lkw von MAN Bus & Truck mitfahren – als kurze Probefahrt sozusagen. Doch dann standen gut 100 Menschen – Kunden, Politiker und Journalisten – im Hangar 5 des ehemaligen Flughafens Berlin Tempelhof und lauschten, wie sich der Minister ein paar leise und kleine Runden weit mit dem vollelektrischen Fernverkehrs-Lkw chauffieren ließ. Und sie hörten, wie er einen neuen Förderaufruf für alternative Antriebe versprach und ein klares Bekenntnis zu emissionsfreier Mobilität im Straßengüterverkehr aussprach.

Eine der technischen Besonderheiten des Elektro-Löwen, der 2024 sein Marktdebut feiern soll, ist seine Vorbereitung für künftiges Megawattladen. ABB E-Mobility will diese Ladetechnologie in den nächsten drei Jahren zur Marktreife bringen. Beide Unternehmen – der Anbieter von Ladelösungen für Elektrofahrzeuge und der Lkw-Bauer – erklärten, wie sie die nächste Stufe der Elektromobilität zünden wollen: mit der Einsatztauglichkeit eines schweren Lkw-Fernverkehr mit Tagesreichweiten zwischen 600 und 800 Kilometern. Außerdem machen die beiden Unternehmen mit ihrem klaren Bekenntnis zur Elektromobilität deutlich, dass die Industrie bereit ist. Es liege an der Politik die Rahmenbedingungen für den emissionsfreien Straßengüterverkehr zu schaffen, sind sich beide Unternehmen einig.

Damit war der Bundesverkehrsminister gefragt. Auch er hob hervor, dass zur Erreichung der Klimaziele die Dekarbonisation des Straßengüterverkehrs unerlässlich sei. Zu einem Drittel ist er für die Emissionen im Verkehrssektor verantwortlich. Wissing setzt daher auf den Markthochlauf von klimafreundlichen Nutzfahrzeugen und den Aufbau einer entsprechenden Hochleistungs-Ladeinfrastruktur. Fördern und fordern, so das bekannte Mantra.

„Mit bis zu 80 Prozent werde die alternativen Antriebe aktuell gefördert. Und das Interesse ist sehr groß.“

Darauf will er nun reagieren. Von der Bühne herunter kündigt der Minister einen zweiten Förderaufruf an. Im Juni werde der folgen. Details will Wissing allerdings nicht nennen. Der Entwurf sei noch in der Abstimmung in der Koalition. Was der Minster aber konkret verspricht, ist eine auf den Hochlauf der Elektromobilität abgestimmte Infrastruktur bis 2030.

„Das von uns geförderte Projekt zum Hochleistungsladen für E-Lkw an der A2, liefert dabei zentrale Erkenntnisse. Wichtig ist jetzt, schnell mehr E-Lkw auf die Straße zu bekommen.“

Für den Münchner Nutzfahrzeug-Spezialisten reklamierte dann dessen Vorstandsvorsitzender Alexander Vlaskamp eine führende Rolle, was die Umsetzung Seitens der Industrie betrifft:

„Wir gehen mit gutem Beispiel voran.“

Der für 2024 avisierte MAN Elektro-Lkw soll – das zeichnet ihn als besonders aus – Megawattladefähig sein. Nur so schafft er die fernverkehrstauglichen Tagesreichweiten zwischen 600 und 800 Kilometern. Perspektivisch wären laut dem Truck-Chef sogar bis 1.000 Kilometer möglich. Dafür ist aber noch einige Arbeit nötig:

„Der beschleunigte Ausbau der Ladeinfrastruktur ist die einzige Möglichkeit, die Verkehrswende herbeizuführen und die Klimaziele zu erreichen.“

Vlaskamp hob hervor, warum MAN für zukünftige CO2-freie Nutzfahrzeugflotten auf batterieelektrische Antriebsstränge setzt: Niedrige Betriebskosten und die beste Energiebilanz.

„Als Teil der Traton Group engagieren wir uns daher auch selbst bereits in einem Joint Venture mit Industriepartnern für Aufbau und Betrieb eines öffentlichen Hochleistungsladenetzes mit europaweit mindestens 1.700 Ökostrom-Ladepunkten als Ziel.“

Beim Megawattladen kommt dann auch ABB E-Mobility ins Spiel. CEO Frank Mühlon verspricht, es zügig auf den Markt bringen zu wollen.

„Unser Anspruch ist es, Elektromobilität in allen Bereichen zu ermöglichen.“

Damit aber mit voller Kraft geladen werden kann, ist eine neue Leistungstechnologie mit mehr als 1.000 Volt nötig, sagt der Firmenchef. Daran arbeitet der Anbieter von Ladelösungen jetzt.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, diese neue Technologie innerhalb von drei Jahren zur Marktreife zu führen.“

Auch für die Einführung der Megawatt-Ladetechnologie ist ein verbindlicher und einheitlicher Standard zentral. Deutschland könnte hier Maßstäbe setzen: Über 20 Partner aus Industrie und Wissenschaft, darunter MAN und ABB, arbeiten im Projekt Hochleistungs-Laden. Entlang der Bundesautobahn A 2 entstehen an vier Standorten je zwei Hochleistungs-Ladepunkte mit Megawatt Charging System (MCS). Das Projekt werde Basis für einen flächendeckenden Ausbau sein, sagt Mühlon.

„Der Weg zur Marktreife werden wir dadurch gemeinsam beschreiten.“

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