BGL: Konjunkturanalyse zeigt wie stark das Transportgewerbe unter Druck steht
Der BGL befragte für seine Konjunkturanalyse über das 1. Quartal 2022 insgesamt 400 Unternehmen, 232 (= 58,0 Prozent) antworteten. Im deutschen Transportlogistikgewerbe war im Berichtsquartal die wirtschaftliche Lage geprägt von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, vor allem der Kraftstoffpreisexplosion. Diese konnte teilweise in den Frachtpreisen weitergegeben werden, was für deutliche Umsatzanstiege sorgte – dennoch kamen die Betriebsergebnisse stark unter Druck. So stieg denn auch der Geschäftslage-Saldo (= Durchschnitt aus Umsatz- und Betriebsergebnis-Saldo) groteskerweise gegenüber dem Vorquartal von -12½ auf -1 Prozentpunkte.
Ein Drittel mit schlechtem Betriebsergebnis
Die Prognosen für das dem Berichtsquartal folgende Halbjahr sind laut BGL mit „zurückhaltend“ zu bewerten. Im Vergleich zum Vorquartal reduzierten im 1. Quartal 2022 8½ Prozent aller befragten Betriebe ihre Fuhrparkkapazität, nur 5 Prozent erhöhten sie. Bei 12 Prozent der Unternehmen sanken im Berichtszeitraum im Vergleich mit dem Vorquartal die Umsätze, bei 35½ Prozent stiegen sie. 33 Prozent der Unternehmen bewerteten im 1. Quartal 2022 ihr Betriebsergebnis als schlecht, lediglich 8 Prozent als gut. Die Fahrzeugauslastung sank bei 10½ Prozent der Betriebe, bei 19½ Prozent stieg sie. Im Berichtsquartal ging bei 19 Prozent der Fahrpersonalbestand zurück, bei nur 8 Prozent stieg er.
Gesamtkosten steigen
94½ Prozent der befragten Firmen kämpften im 1. Quartal 2022 mit gestiegenen Gesamtkosten, 72 Prozent mit höheren Personalkosten, 84½ Prozent mit gestiegenen Fahrzeugkosten und 98½ Prozent mit erhöhten Treibstoffkosten. Mehr als jeder siebte Betrieb war mit einer gesunkenen Zahlungsmoral seiner Kunden konfrontiert.
Der Saldo der Gesamtkostenentwicklung stieg im 1.Quartal 2022 auf den höchsten Wert seit dem 2. Quartal 2008, und zwar von +88 Prozentpunkten (Pp) im Vorquartal auf jetzt +92 Pp. Dabei stieg der Anteil der Betriebe mit gestiegenen Gesamtkosten von 88½ Prozent im 4. Quartal 2021auf jetzt 94 Prozent; der Anteil der Betriebe mit gefallenen Gesamtkosten erhöhte sich von ½ Prozent auf 2 Prozent. Höhere Personalkosten verzeichneten 72 Prozent (im Vorquartal 60 Prozent), 84½ Prozent (im Vorquartal 76 Prozent) gestiegene Fahrzeugkosten und 98½ Prozent (im Vorquartal 92½ Prozent) erhöhte Treibstoffkosten.
Betriebe erwarten weiter steigende Kosten
Für das dem Berichtsquartal folgende Halbjahr erwarteten noch im Vorquartal 87 Prozent jetzt 86½ Prozent der Betriebe steigende Gesamtkosten und ½ Prozent nach im Vorquartal 1½ Prozent sinkende (Saldo = +86 Pp; im Vorquartal: +85½ Pp). 73 Prozent (im Vorquartal 76½ Prozent) der Unternehmen erwarteten höhere Personalkosten, 76½ Prozent (75 Prozent) steigende Fahrzeugkosten und 71 Prozent (im Vorquartal 88 Prozent) erhöhte Treibstoffkosten.
Betriebsergebnisse: Saldo fällt auf den drittschlechtesten Wert seit neun Jahren
Der Betriebsergebnis-Saldo fiel im 1. Quartal 2022 von –21Prozentpunkten (Pp) auf –25 Pp und damit auf den dritt schlechtesten Wert seit neun Jahren. Nach 10½ Prozent im Vorquartal bewerteten im Berichtsquartal nun 8 Prozent der befragten Unternehmen ihr Betriebsergebnis als gut und 33 Prozent – nach 31½ Prozent im Vorquartal – als schlecht. Im gleichen Vorjahresquartal lag dieser Saldo bei –15½ Pp.
Der Betriebsergebnis-Prognosewert für das dem Berichtsquartal folgende Halbjahr erhöhte sich im 1.Quartal 2022 gegenüber der Prognose aus dem Vorquartal von –26 Pp auf –23 Pp. Optimistische Erwartungen hegten im Berichtsquartal nur noch 7½ Prozent (im Vorquartal 8½ Prozent),pessimistische dagegen 30½ Prozent (nach 34½ Prozent im 4. Quartal 2021). Vor einem Jahr lag dieser Prognose-Saldo noch bei+/–0 Pp.
Umsätze: Saldo mit dem besten Wert seit fast elf Jahren
Der Umsatz-Saldo schnellte im 1. Quartal 2022 aufgrund der diversen Kostenexplosionen und deren teilweise Weitergabe von –4 Prozentpunkten (Pp) im 4. Quartal 2021 auf jetzt +23½ Pp und damit auf den höchsten Wert seit dem 2. Quartal 2011. Im Berichtsquartal waren die Umsätze bei 35½ Prozent (nach 15 Prozent im Vorquartal) der befragten Unternehmen gestiegen; gefallen waren sie –nach 19 Prozent im Vorquartal – bei 12 Prozent. Im gleichen Vorjahresquartal lag der Wert des Umsatz-Saldos coronabedingt noch bei –10½ Pp.
Der Prognosewert zu den Umsatzerwartungen für das dem Berichtsquartal folgende Halbjahr stieg gegenüber demjenigen aus dem Vorquartal von +7½ Pp auf +21½ Pp. 30½ Prozent (im 4. Quartal 2021: 24 Prozent) erwarteten steigende Umsätze, dagegen prognostizierten – nach 16½ Prozent im Vorquartal – 9 Prozent sinkende Umsätze. Vor Jahresfrist lag dieser Saldo coronabedingt noch bei +29½ Pp.
Fahrzeugauslastung: Saldo erreicht besten Wert für ein 1. Quartal seit elf Jahren
Im 1. Quartal 202 stieg der Fahrzeugauslastungs-Saldo nach +7 Prozentpunkten (Pp) im Vorquartal auf jetzt +9½ Pp und damit auf den besten Wert für ein 1. Quartal seit elf Jahren. Bei 19½ Prozent der befragten Unternehmen war die Auslastung im Vergleich zum Vorquartal gestiegen (nach 17 Prozent im 4. Quartal 2021), gesunken war sie stattdessen bei 10½ Prozent (im Vorquartal bei 10 Prozent). Im gleichen Vorjahresquartal lag dieser Saldo coronabedingt noch bei –7 Pp.
Der Saldo zur erwarteten Fahrzeugauslastung für das dem Berichtsquartal folgende Halbjahr stieg gegenüber der Prognose aus dem 4. Quartal 2021 von –3 Pp auf +2½. Der Anteil der positiven Erwartungen stieg gegenüber der Prognose aus dem Vorquartal von 9½ Prozent auf 12½ Prozent, der Anteil der negativen Einschätzungen sank von 12½ Prozent auf 9½ Prozent. Im letzten Jahr zur gleichen Zeit lag dieser Saldo coronabedingt noch bei +24½ Pp.
Fahrpersonalbestand: Saldo kaum weniger negativ
Im 1. Quartal 2022 erhöhte sich der Fahrpersonalbestands-Saldo gegenüber dem Vorquartal zwar von –13½ Prozentpunkte (Pp) auf –11 Pp, dennoch war dies der zweit schlechteste Wert für ein 1. Quartal seit neun Jahren. 8 Prozent der befragten Betriebe (im 4. Quartal 2021: 3½ Prozent) erhöhten ihren Fahrpersonalbestand gegenüber dem Vorquartal, bei 19 Prozent – nach 16½ Prozent im 4. Quartal 2021 – ging er zurück. Im gleichen Vorjahresquartal lag dieser Saldo noch bei –2 Pp.
Für das dem Berichtsquartal folgende Halbjahr erhöhte sich der Prognose-Saldo zur Fahrpersonalbestandsentwicklung im 1. Quartal 2022 gegenüber der Prognose vom 4. Quartal 2021 geringfügig von –2½ Pp auf nunmehr –1½ Prozent. Nach im Vorquartal 12 Prozent erwarteten nun 13½ Prozent der Unternehmen einen erhöhten Fahrpersonalbestand. Von einem niedrigeren Fahrpersonalbestand gingen dagegen 12 Prozent aus – nach14½ Prozent im Vorquartal. Der Referenzwert im Vorjahr für diesen Prognose-Saldo betrug noch +10 Pp.
Fuhrparkkapazität: Saldo erneut tiefer im Minus
Der Fuhrparkkapazitäts-Saldo sank im 1. Quartal 202 von –3½ Prozentpunkten (Pp) im Vorquartal auf jetzt –4 Pp und damit auf den dritt schlechtesten Wert für ein 1. Quartal seit neun Jahren. Wie im Vorquartal gaben auch diesmal 5 Prozent der Unternehmen an, ihre Fuhrparkkapazität gegenüber dem Vorquartal erhöht zu haben, 8½ Prozent haben (im Vorquartal 9½ Prozent) diese verringert. Im gleichen Quartal des Vorjahres lag dieser Saldo bei –5 Pp.
Der Saldo der Fuhrparkkapazitäts-Prognose für das dem Berichtsquartal folgende Halbjahr sank minimal von –3 Pp im Vorquartal auf –3½ Pp. 7 Prozent (im Vorquartal 6½ Prozent) aller Unternehmen planten die Erhöhung ihrer Fuhrparkkapazität, während 10½ Prozent (im Vorquartal 9½ Prozent) eine Reduzierung vorsahen. Vor Jahresfrist lag dieser Wert noch bei +7½ Pp.
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