Berlin-Brandenburg will Lieferkette elektrisch gestalten

Wie ganzheitliche Elektromobilität im Güterverkehr per Binnenschiff, Lkw und Lastenrad funktionieren könnte, wollen Logistikunternehmen in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg anhand eigener Projekte demonstrieren.
Einer der Forschungsbereiche in Brandenburg: die Verbesserung des Stromabnehmers auf dem eHighway. (Foto: Siemens)
Einer der Forschungsbereiche in Brandenburg: die Verbesserung des Stromabnehmers auf dem eHighway. (Foto: Siemens)
Christine Harttmann

Die Logistikdienstleister Behala, Meyer & Meyer Logistik und Siemens haben dafür unterschiedliche Projekte initiiert. Die dabei gesammelten Erfahrungen sollen, so die Idee, helfen, die Elektromobilität weiter zu entwickeln. Gerade wegen ihrer geografischen Lage hält Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Wirtschaftförderung Land Brandenburg, die Hauptstadtregion für prädestiniert, derartige Tests durchzuführen: „Berlin ist Metropole, Brandenburg Flächenland. Wenn wir beides zusammennehmen, lässt sich beinahe jedes Szenario in diesen Anwendungsbereichen testen.“

Hinzu kommt, dass alle am Versuch beteiligten Unternehmen die Elektromobilität gerne stärker in ihre logistischen Prozesse integrieren würden, wenn es denn die passenden Angeboten seitens der Nutzfahrzeughersteller gäbe. „Um Verteilerverkehre und Containernachläufe elektrisch abzubilden, müssen die Hersteller in diese Technik investieren und sie weiterentwickeln“, erklären Klaus-Günter Lichtfuß, Leiter Logistik der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (Behala) und Dr. Clemens Haskamp, Aufsichtsratsmitglied des Textillogistikers Meyer & Meyer übereinstimmend.

Beide Logistikdienstleister treiben die Elektromobilität bereits mit eigenen Projekten voran. Bei Meyer & Meyer ist geplant, ab 2018 testweise mit einem elektrischen Wechselbrücken-Lkw einen Pendelverkehr zwischen Potsdam und Peine aufzubauen. Anstelle von on-bord-Akkus ist der 20-Tonner mit Wechselbatterien ausgestattet. Das soll Flexibilität und Planungsfreiheiten, ähnlich wie beim Dieselfahrzeug, gewährleisten. Indem die Wechselstationen in der Aufladephase zusätzlich primäre Regelleistung auf dem Strommarkt anbieten, soll in dem Projekt die Rentabilität verbessert werden.

„Zwischenstation ist das 150 Kilometer entfernte Magdeburg. Dort sollen die Batterien innerhalb von 15 Minuten getauscht werden. Diese dienen während der Ladezeit auch der Netzstabilisierung“, konkretisiert Haskamp, der in dem Projekt zwei Lösungsansätze verfolgt: „Wir wollen den 3-Schichtbetrieb mit Wechselbatterien erproben und Erfahrungen mit Dual-Use im Energieverbund sammeln.“ Der Pendelverkehr mit dem Elektro-Lkw ist Bestandteil des mit Bundesmitteln geförderten Projekts „RouteCharge“, das aufzeigen soll, dass sich weiträumige Lieferketten bis 300 Kilometer mit einem elektrischen Nutzfahrzeug abdecken lassen.

Mit ganz anderen Dimensionen hinsichtlich der technischen Leistungsfähigkeit setzt sich Klaus-Günter Lichtfuß von der Behala auseinander. Er will in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin im Projekt „Elektra“ Schiffstransporte elektrifizieren. Spätestens im Jahr 2020 oder 2021 wollen die Projektpartner das mit Akkumulatoren, Wasserstoff und Brennstoffzellen betriebene Schubboot auf dem Wasser erproben. Zusätzlich beteiligt sich Behala auf der letzten Meile an dem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Projekt „KoMoDo“. Bis zu vier Standorte werden dabei als gemeinsam genutzte Mikro-Depots errichtet. Mit Lastenrädern beliefern die beteiligten Unternehmen von dort dann ausgewählte Bereiche.

Auf hochfrequentierte Pendelstrecken und den Lkw-Fernverkehr richtet Benjamin Wickert, Head of Business Development eHighway von Siemens, sein Augenmerk. In der Uckermark erprobt er mit seinem Team auf einer 2,1 Kilometer langen Teststrecke unter realistischen Autobahnbedingungen den Oberleitungs-Lkw, ein Hybridfahrzeug, das auch Straßen nutzen kann, die nicht elektrifiziert sind. Zwei Teststrecken auf öffentlichen Straßen hat Siemens ebenfalls bereits installiert: eine in Schweden, die andere in Kalifornien. Einer der Forschungsbereiche in Brandenburg: die Verbesserung des Stromabnehmers. Dabei sollen Komplexität, Kosten und Gewicht reduziert, sowie die Verfügbarkeit des Systems weiter erhöht werden.

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