Belgien: Hafen Antwerpen mit ersten Anzeichen auf Erholung

Im belgischen Seehafen ist der Gesamtumschlag im ersten Halbjahr 2020 um 4,9 Prozent gesunken. Der Containerumschlag verzeichnete jedoch einen leichten Anstieg.

Das Terminal MPET Deurganckdok am Hafen Antwerpen. Foto: Hafen Antwerpen/Dries Luyten
Das Terminal MPET Deurganckdok am Hafen Antwerpen. Foto: Hafen Antwerpen/Dries Luyten
Daniela Sawary-Kohnen

Nach Angaben der Antwerp Port Authority ist der Gesamtumschlag im Hafen von Antwerpen von Januar bei Juni 2020 um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen. Dennoch gebe es erste Anzeichen einer Erholung.

Nach einem starken ersten Quartal habe der Hafen einen Rückgang aller Güterströme mit Ausnahme des Containersegments verzeichnet. So habe der Containerverkehr im ersten Quartal des Jahres einen Zuwachs erlebt, habe aber ab April dann die Auswirkungen der gecancelten Abfahrten zu spüren bekommen, hieß es.

Im Zeitraum Januar bis Juni 2020 erreichte der Containerumschlag trotzdem einen leichten Anstieg mit einem Plus von 0,4 Prozent in TEU (Zwanzig-Fuß-Standardcontainer) gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit April und Mai 2019 als absoluten Rekordmonaten.

Laut der Hafengesellschaft sei die Anzahl der Schiffsanläufe zurückgegangen, was jedoch einerseits durch ein durchschnittlich höheres Volumen pro Schiff und andererseits durch zusätzliche Anläufe außerhalb der normalen Fahrpläne kompensiert worden sei. Zuwächse in der Corona-Krise seien im Umschlag von pharmazeutischen Produkten, im E-Commerce und im Umschlag von gesunden Lebensmitteln erzielt worden.

Eine leichte Erholung verzeichnete im Juni das Breakbulk-Segment. So war der Umschlag von Eisen und Stahl als der wichtigsten Frachtgruppe innerhalb dieses Segments im Juni der bisher beste Monat des Jahres 2020. Jedoch zeigte das gesamte erste Halbjahr einen Rückgang von insgesamt 33,1 Prozent. Insgesamt verzeichnete das Breakbulk-Segment von Januar bis Juni im Vergleich zu 2019 einen Rückgang von insgesamt 29 Prozent, wobei die ein- und ausgehenden Verkehre in gleichem Maße betroffen waren. Seit Mitte 2019 wirken sich globale Handelsfragen anhaltend negativ auf die Güterströme im konventionellen Breakbulk aus.

Die Automobilbranche hatte bereits im letzten Jahr mit der Einführung strengerer Vorschriften für Pkw-Emissionen in Europa zu kämpfen. Dieser Trend setzte sich in diesem Jahr fort. Ab März kamen zudem die Auswirkungen der Corona-Krise hinzu, die im Neuwagenbereich zu weniger Exporten aus Europa und Importen aus Asien sowie einem Stillstand im Gebrauchtwagengeschäft aufgrund der Reisebeschränkungen führten. Der RoRo-Umschlag sank um 21,8 Prozent.

Der Massengutumschlag zeigte sich aufgrund gesunkener Energienachfrage rückläufig. Während der Kohleumschlag im ersten Quartal noch zunahm, kam dieser im zweiten Quartal zum Erliegen. Das führte zu einem Rückgang des Dry-Bulk-Umschlags im ersten Halbjahr 2020 um 13,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dieser Rückgang ist laut der Hafengesellschaft zum einen auf das wachsende Angebot an Erneuerbarern Energien zurückzuführen, dieden Bedarf an Kohle verringerte, zum anderen auf die geringere Nachfrage nach Kohle aus der Stahlindustrie und schließlich auch auf den Basiseffekt des starken zweiten Quartals im Vorjahr. Düngemittel, die den größten Anteil des Dry-Bulk-Volumens ausmachen, wuchsen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 leicht um ein Prozent.

Das Liquid Bulk ging im ersten Halbjahr um 7,5 Prozent zurück, was auf die Kombination aus Corona-Krise und Preiskämpfen auf dem Ölmarkt zurückzuführen ist, wodurch die Nachfrage nach Ölprodukten stark reduziert wurde. Erst im Zuge der Lockerungen der Corona-Maßnahmen und der Erholung des Ölpreises ist der Treibstoffumschlag im Mai und Juni wieder angestiegen. Auch die Chemie verzeichnete hauptsächlich aufgrund der geringeren Nachfrage vor allem aus dem Automobilsektor einen Rückgang von 8,9 Prozent.

Insgesamt liefen den Hafen Antwerpen in den vergangenen sechs Monaten 6.797 Seeschiffe an. Das ist ein Rückgang von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitrau. Die Bruttotonnage dieser Schiffe sank um 7,9 Prozent auf 193 Millionen.

Nach Gesprächen mit der Antwerpener Hafengemeinschaft über die Folgen der Corona-Krise hatte die Hafenbehörde beschlossen, einen Zahlungsaufschub für die Seeschifffahrts- und Binnenschifffahrtsabgabensowie für die Domänenkonzessionen zu gewähren.

Für das dritte Quartal erwartet man für den Hafen Antwerpen weiterhin Blanc Sailings, sieht aber gleichzeitig erste Anzeichen einer Erholung und eines Aufschwungs der europäischen Wirtschaft. Der Hafen Antwerpen unternehme alle Anstrengungen, um den effizienten Hafenbetrieb weiterhin zu gewährleisten, so die Antwerp Port Authority. Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens Antwerpen:

Der Hafen Antwerpen ist ein Welthafen, der dem Rhythmus der europäischen und der Weltwirtschaft folgt. Die Auswirkungen der durch die Corona-Krise verursachten Unterbrechung der globalen Lieferkette waren ab dem zweiten Quartal zu spüren und werden sich in diesem Jahr auf den gesamten Güterumschlag auswirken. Der Hafen Antwerpen behauptet sich gut in der Hamburg − Le-Havre – Range, weil er in vielen Segmenten aktiv ist, nicht von einem einzigen Kontinent abhängt und aufgrund seiner Rolle als größter integrierter Chemie-Cluster Europas.

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