Bayern: Minister Bernreiter stellt Güterverkehrskonzept vor
Was lange währt wird endlich gut? 2021 startete das bayerische Verkehrsministerium mit der Erarbeitung eines neuen Güterverkehrskonzepts, das vor allem die Effizienz der Warentransporte verbessern soll und das erwartete Wachstum nachhaltig gestalten soll. Finalisiert sollte es – so der ursprüngliche Plan – im Frühjahr 2023 sein. Doch es verzögerte sich. Dabei könnte, wer bei der Präsentation am Freitag dem Bayerischen Staatsminister Christian Bernreiter zuhörte, zweifeln inwieweit der Freistaat ein solches Güterverkehrskonzept überhaupt nötig hat.
„In Bayern funktioniert der Güterverkehr bereits hervorragend“, betonte der Minister.
Dennoch will er den Güterverkehr für die Zukunft in der Fläche einfach, digital und modern gestalten. Der stete Anstieg des Transportaufkommens und die damit verbundenen Umweltbelastungen stellten den Freistaat Herausforderungen, so Bernreiter.
„Mit unserem bayerischen Güterverkehrskonzept wollen wir den Warentransport zukunftssicher machen und den Verkehr noch effizienter und nachhaltiger gestalten.“
Mit Digitalisierung und der Dekarbonisierung warten zwei großer Herausforderungen auf die Branche, die zugleich viel Potenzial bergen.
Bernreiter plädierte daher dafür, „die Stärken der einzelnen Verkehrsträger bestmöglich zu kombinieren“.
Dafür allerdings sei eine gute Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger – also Straße, Schiene, die Binnenschifffahrt und der Luftverkehr – notwendig. Ihre jeweilige Stärke müsse intelligent genutzt werden. Das Binnenschiff soll in diesem Zusammenspiel in erster Linie Massengüter schultern. Bei größeren Lieferungen sowie beim Transport von frischen Lebensmitteln setzt Bernreiter auf den Lkw. Um Stau zu reduzieren und den Fahrermangel zu lindern, könnte auf langen Strecken der Zug fungieren, der mühelos 40 Trailer transportieren kann. Und in den Innenstädten sollen Lastenräder für Pakete oder kleinere Paletten zum Zuge kommen.
Auf diese Weise soll das intelligente Ineinandergreifen der unterschiedlichen Ladungsträger den Warentransport in Bayern sicherstellen. Denn, so Bernreiter weiter, der Güterverkehr sei entscheidend für das florieren der Wirtschaft in Bayern.
„Ohne Warentransport bleiben die Regale leer, und ohne eine gut funktionierende Logistik können wir weder produzieren noch exportieren. Ohne die Branche hätten wir Stillstand.“
Die Vernetzung der Verkehrsträger bedeutet allerdings auch, dass bei vielen Warenbewegungen das Transportmittel gewechselt werden muss. Gerade das ist oft sehr aufwendig. Besserungen verspricht sich Bernreiter von einer guten und ausreichend dimensionierten Infrastruktur für alle Verkehrsträger.
Dafür brauche es genügend Verknüpfungspunkte zwischen den Verkehrsnetzen sowie die digitale Integration aller Verkehrsträger, sodass die transportierten Waren und die dazugehörigen Daten einfach und zuverlässig übergeben werden können. Auch Fachkräfte in der Transportbranche seien nötig, damit die anfallenden Aufgaben kompetent und zuverlässig erledigt werden können. Hier adressiert der Minister sehr klar nach Brüssel und Berlin. Speziell vom Bund fordert er finanzielle Unterstützung beim Bau von Terminal für den kombinierten Verkehr, Railport, Gleisanschlüssen und öffentlichen Ladestellen im Güterverkehrsnetz. Die Bayerische Staatsregierung setze sich auf nationaler und europäischer Ebene dafür ein, dass der kombinierte Verkehr für alle Beteiligten so einfach wie möglich gestaltet werde.
Bei der Erarbeitung des Güterverkehrskonzepts sollten Workshop-Runden, in denen überwiegend Vertreter der Wirtschaft saßen, für Praxisnähe sorgen. Die Präsentation nutzten ebenjene Branchenvertreter, um zu betonten, dass das jetzt vorgelegte Konzept nur der Anfang sein könne. Als Geschäftsführerin des LBS – Landesverband bayerischer Spediteure, steht Sabine Lehman stellvertretend für die bayerischen Unternehmen. Sie machte klar:
„Wir betrachten das Konzept als Ausgangspunkt und wünschen, dass wir weiter daran arbeiten“, machte.
Die Branchenvertreterin betonte außerdem, dass die Branche an einem nachhaltigen Güterverkehr nicht vorbeikommt. Dafür aber brauche es den Ausbau des Schienennetzes, bei dem wiederum Bernreiter auf den Bund deutete. Der sei hier zuvorderst in der Pflicht, weil er die wesentlichen Maßnahmen für den Netzausbau im Bundesverkehrswegeplan festlegt. Bernreiter forderte die Bundesregierung auf, eine leistungsfähige und maximal anwohnerfreundliche Schieneninfrastruktur für den Schienengüterverkehr in ganz Bayern und insbesondere auch im Brennernordzulauf zu schaffen.
Im Straßenverkehr sind, da waren sich alle Anwesenden einig, neben Engpassbeseitigungen zusätzlich der Ausbau der Rast- und Parkmöglichkeiten entlang der Autobahnen erforderlich. Auch das liegt zuvorderst in den Händen des Bundes. Beim Ausbau der Wasserstraßeninfrastruktur nennt der Minister den Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen sowie die Fahrrinnenvertiefung des Untermains von der Rheinmündung bis Aschaffenburg als besonders relevant. Zudem müssten die Wehre und Schleusen erneuert werden.
Konkret wird es mit den drei Pilotprojekten, die das Konzept auflistet. Wobei ersteres – das „Slotsystem“ für den Brennerzulauf – nicht so ganz neu ist. Es soll noch in diesem Jahr starten und setzt auf verpflichtende Buchungen, die Staus in den kritischen Zeiten entzerren sollen. Die Details dazu werden aktuell noch in einer Arbeitsgruppe zwischen Bayern, Tirol und Südtirol sowie mit Experten aus der Praxis ausgearbeitet.
Ein weiteres Pilotprojekt zielt darauf ab, Modellvorhaben für Güterverkehrszentren zu etablieren, um neue Verknüpfungsstellen für den Güterverkehr zu schaffen. Als mögliche Projekte werden Umschlagpunkte für die letzte Meile, neue Güterverkehrszentren, Umschlagterminals für den Kombinierten Verkehr, Verbesserungen der Hafennutzung oder ungewöhnliche monomodale Umschlagspunkte genannt.
Die Fachkräftegewinnung soll im dritten Pilotprojekt ein runder Tisch fördern. Er startete bereits im vergangenen Jahr. Ziel sei es, so heißt es im Konzept, ein Positives Selbstbild für Fahrerinnen, Fahrer sowie von der Arbeit der Logistiker in Gesellschaft zu entwickeln. Zudem sollen die Rahmenbedingungen der Arbeit sowie Aus und Weiterbildung verbessert werden. LBS-Geschäftsführerin Sabine Lehmann geht an dieser Stelle noch ein Stück weiter:
„Wir müssen das Wissen um logistische Abläufe möglichst früh in die Schulen bringen“, fordert sie.
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