Bayerische Logistikverbände: Grenzschließungen sorgen für weitreichende Störungen

Die bayerischen Logistikverbände LBS und LBT reagieren mit Unmut und Unverständnis auf die wieder eingeführten Grenzkontrollen in Bayern. Die deutsche Abschottungspolitik störe internationale Lieferketten, gefährde mittelständische Unternehmen und stehe nicht im Zeichen der EU-Werte.

Völlig überlaufene Teststation an der A22. (Foto: LBT e.V.)
Völlig überlaufene Teststation an der A22. (Foto: LBT e.V.)
Radosveta Angelova

Die Logistikverbände LBS und LBT sprechen sich vereint dafür aus, die Grenzschließungen sollten rückgängig gemacht werden. Sowohl die Grenzschließungen zwischen Bayern einerseits sowie Tschechien und Tirol andererseits hätten für weitreichende Störungen im internationalen Warenverkehr gesorgt, ohne einen ersichtlichen Nutzen als Covid 19-Maßnahme zu repräsentieren. Die einseitige und unvermittelte Vorgehensweise Deutschlands habe zur Folge getragen, dass zunächst Tirol, folglich auch Italien ihrerseits ebenfalls eingeführte Kontrollen und Streckenschließungen entlang des Brennerpass sowie der italienischen Brennerautobahn A22 nordwärts ab Verona eingeführt hätten und somit wichtige Transitrouten für den Transport gesperrt hätten.

Sabine Lehman, Geschäftsführerin LBS und Sebastian Lechner, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied LBT üben Kritik an vermeintlich wiederholten politischen Fehltritten:

 „Seit Sonntagnacht wiederholt sich hier das Szenario, welches die EU bereits vor einem Jahr an den Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs gebracht hatte und eigentlich schon als überwunden gegolten hat. Damit ist eine der wichtigsten europäischen Transitrouten aufgrund der einsamen Entscheidung Deutschlands, sich gegenüber seinen Nachbarn wieder abzuschotten, praktisch lahmgelegt.“

Besonders zu bedauern sei, dass offenbar seitens der Politik aus den vergangenen Monaten wenig gelernt wurde. Gewünschte Maßnahmen wie mehr zeitlicher Vorlauf, eine Abstimmung mit den Nachbarn, eine bessere Kommunikation und Information der betroffenen Regionen und Branchen, sowie die Organisation der notwendigen Testmöglichkeiten wurden in den politischen Entscheidungen Deutschlands nicht wiedergespiegelt, so die bayerischen Logistikverbände. Somit erleide die Transport- und Logistikbranche neben den bereits fatalen Folgen der Corona-Krise einen weiteren Rückschlag.

„Die Hauptlast tragen jedoch wieder einmal die mittelständischen Speditionen und Transportunternehmen sowie das betroffene Fahrpersonal“, so die Verbände LBS und LBT. „Die Unternehmen werden gezwungen, entweder unabsehbare Wartezeiten in Italien oder Umwege von 200 Kilometern und mehr in Kauf zu nehmen.“

Entlang der Autobahn A22 sowie an den Grenzübergängen zwischen Bayern und Tschechien sei es besonders schwierig: Die von der Politik eingeforderten Schnelltests bei Einreise würden teils bei zweistelligen Minustemperaturen und ohne Mindestabstände der Wartenden durchgeführt. Die Bedingungen zum sicheren Testen seien dabei in der Praxis nicht gegeben, sodass die Lkw-Fahrer ohne Not einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt würden. Die Verbände forderten die Politik daher auf, zu einer vernünftigen Vorgehensweise in der Grenzfrage zurückzukehren.

Sabine Lehman und Sebastian Lechner:

 „Niemand bestreitet die Gefahr, welche von dem mutierten Virus ausgeht, aber mit der aktuellen Vorgehensweise vermindert die deutsche Politik nicht das Infektionsgeschehen, sondern setzt das Fahrpersonal mutwillig einem erheblich erhöhten Ansteckungsrisiko aus. Darüber hinaus werden Lieferketten zerrissen und das betroffene Logistikgewerbe wieder einmal einer existenzgefährdenden Belastungsprobe ausgesetzt. Wir fordern daher die Bundesregierung auf, die Grenzschließungen zu Tschechien und Tirol umgehend rückgängig zu machen. Grenzschließungen sind gerade in der gegenwärtigen Situation der europäischen Volkswirtschaften der falsche Weg.“

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