BALM-Studie Kombinierter Verkehr: Potenziale, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Der Kombinierte Verkehr in Deutschland bietet großes Potenzial, doch viele Unternehmen nutzen ihn nicht. Laut einer BALM-Umfrage nennen sie hohe Kosten, geringe Flexibilität und organisatorische Hürden als Hauptprobleme. Verbesserungen bei Infrastruktur und Pünktlichkeit sind gefragt.

Güterbahnhöfe - sie sind der Dreh- und Angelpunkt des Kombinierten Verkehrs. (Foto: Pixabay)
Güterbahnhöfe - sie sind der Dreh- und Angelpunkt des Kombinierten Verkehrs. (Foto: Pixabay)

Viel Potenzial, aber auch Herausforderungen – das attestiert die aktuelle Marktbeobachtung Güterverkehr dem Kombinierten Verkehr in Deutschland. Die Mehrheit der Logistikunternehmen und Unternehmen der verladenden Wirtschaft nutzt den Kombinierten Verkehr nicht. In einer vom Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) in Auftrag gegebenen Umfrage gaben knapp 62 Prozent der Logistikunternehmen und rund 55 Prozent der Unternehmen der verladenden Wirtschaft an, derzeit nicht im Kombinierten Verkehr aktiv zu sein. Besonders bemerkenswert: 59 Prozent der Befragten haben den Kombinierten Verkehr bisher noch nie genutzt.

Insgesamt beteiligten sich 657 Unternehmen an der Umfrage, darunter Transport- und Logistikwirtschaft sowie Unternehmen der verladenden Wirtschaft. Ziel war es, ein aktulles Stimmungsbild zu ermitteln. Die Ergebnisse hat das BALM am 15. Januar 2025 unter dem Titel Marktbeobachtung Güterverkehr - Stimmungsbild Kombinierter Verkehr veröffentlicht.

Nutzung und Verbreitung

Deutliche Unterschiede zeigen sich in der Nutzungshistorie: Während 63 Prozent der Gütertransportunternehmen und 52 Prozent der Speditionen den Kombinierten Verkehr bisher nicht eingesetzt haben, liegt der Anteil unter Eisenbahnverkehrsunternehmen (29 Prozent) und Binnenschifffahrtsunternehmen (33 Prozent) deutlich niedriger. Von den Unternehmen, die den Kombinierten Verkehr in der Vergangenheit genutzt haben, liegt die letzte Nutzung bei 16 Prozent mehr als fünf Jahre und bei 17 Prozent sogar noch weiter zurück.

Aktuelle Nutzungsmuster

Unter den Unternehmen aus dem Bereich Verkehr und Lagerei sind es 38 Prozent, die zumindest auch auf den kombinierten Verkehr setzen, in der verladenden Wirtschaft sind es 45 Prozent. Besonders hohe Nutzungsquoten verzeichnen Eisenbahnverkehrsunternehmen (81 Prozent) und Binnenschifffahrtsunternehmen (67 Prozent). Im Gegensatz dazu greifen lediglich 28 Prozent der Güterkraftverkehrsunternehmen auf diese Transportform zurück. Innerhalb der verladenden Wirtschaft bevorzugt vor allem das produzierende Gewerbe den Kombinierten Verkehr, während das Baugewerbe diese Transportmethode kaum nutzt.

Die Kombination aus Straßen- und Schienenverkehr wird von 77 Prozent der befragten Unternehmen als wichtigste Variante genannt. Bevorzugte Ladeeinheiten sind ISO-Container, gefolgt von kranbaren Sattelanhängern, Wechselbehältern, Tank-/Silo-Containern sowie nicht kranbaren Sattelanhängern.

Image und Bewertungen

Das Image des Kombinierten Verkehrs wird von den meisten Unternehmen neutral wahrgenommen. Besonders positiv bewerten Eisenbahnen und Binnenschifffahrtsunternehmen diese Transportform, während Speditionen und Güterkraftverkehrsunternehmen sich eher indifferent zeigen. Innerhalb der verladenden Wirtschaft betrachten Unternehmen des produzierenden Gewerbes den Kombinierten Verkehr besser als Unternehmen aus dem Baugewerbe. Positiv hervorgehoben werden vor allem die Klima- und Umweltfreundlichkeit sowie die Sicherheit.

Kritikpunkte und Hindernisse

Die wichtigsten Kritikpunkte sind der hohe organisatorische Aufwand, die mangelnde Flexibilität durch feste Routen und Fahrpläne, die hohen Kosten und die oft unzureichende Pünktlichkeit. Unternehmen der verladenden Wirtschaft beklagen darüber hinaus ein geringes Transportvolumen sowie die Langsamkeit des Systems. Auch die fehlende Eignung bestimmter Transportgüter und Kapazitätsprobleme an Umschlagterminals werden als Barrieren genannt.

Entwicklungspotenzial und Forderungen

77 Prozent der bereits aktiven Nutzer sehen Möglichkeiten, das Transportvolumen im Kombinierten Verkehr zu erhöhen. Auch langfristig gehen viele Unternehmen von einer steigenden Nutzung aus, insbesondere im Bereich der Eisenbahn- und Binnenschifffahrtsunternehmen sowie im produzierenden Gewerbe.

Zur Verbesserung schlägt die Branche eine Reihe von Maßnahmen vor: Der Ausbau der Schieneninfrastruktur, eine Erhöhung des Streckenangebots und der Abfahrtsfrequenzen sowie die Senkung der Kosten stehen dabei im Vordergrund. Auch eine Optimierung der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit wird als essenziell betrachtet.

Fazit

Der Kombinierte Verkehr bietet große Chancen für die Transportbranche, insbesondere in Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz. Allerdings stehen diese Potenziale einer Reihe von Herausforderungen gegenüber, die adressiert werden müssen. Die Ergebnisse der BALM-Befragung verdeutlichen, dass eine verstärkte Nutzung nur durch gezielte Investitionen in Infrastruktur und organisatorische Rahmenbedingungen erreicht werden kann. Entscheidend wird es sein, die Bedürfnisse der Nutzer besser zu verstehen und passgenaue Lösungen für eine breitere Adaption zu schaffen.

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