Arval Fuhrparkbarometer: Fuhrparks im Wandel

Das mittlerweile 17. Arval Mobility Observatory Barometer 2021 zeigt aktuelle Flotten- und Mobilitätstrends. Trotz und wegen Covid bleiben Dienstwagen attraktiv und vor allem die Zahl der Vans bis 3,5 Tonnen stieg massiv an.

Die Fuhrpark-Trends "Elektrisch, nachhaltig und vernetzt" setzen sich laut Arval-Fuhrparkbarometer 2021 teils beschleunigt fort. | Foto: Arval
Die Fuhrpark-Trends "Elektrisch, nachhaltig und vernetzt" setzen sich laut Arval-Fuhrparkbarometer 2021 teils beschleunigt fort. | Foto: Arval
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Arval hat wieder seine jährlich durchgeführte Umfrage für Mobilitätstrends veröffentlicht. Wir sprachen mit Katharina Schmidt, Head of Consulting, Arval Mobility Observatory & Leitung Fuhrpark zu den Besonderheiten der Entwicklung 2021. Insgesamt wurden 5.197 Flottenverantwortliche aus 20 Ländern wurden dazu im Zeitraum von November 2020 bis Dezember 2020 befragt – davon 300 aus Deutschland.

Auf Basis der Ergebnisse definiert das Arval Mobility Observatory Flotten- und Mobilitätsbarometer 2021 interessante Kernerkenntnisse für den deutschen Markt: Erwartbar war, dass die Covid-Krise die Fuhrparks und Mobilitätsangebote von Unternehmen beeinflusst hat. Interessant war laut Schmidt vor allem die Beschleunigung der Einführung alternativer Technologien und dass in dem Zusammenhang die Nutzung alternativer Mobilitätslösungen signifikant ansteigt. Das hängt laut Schmidt auch damit zusammen, dass die Friday-for-Futures-Bewegung voll bei den Unternehmen angekommen sei und diese massiv an ihren CO2-Emissionen arbeiteten. Interessant ist darüber hinaus, dass der Einsatz vernetzter Fahrzeuge nimmt zunimmt.

Doch gehen wir mit Katharina Schmidt die einzelnen Punkte im Detail durch: Klar war, dass die Folgen von Covid-19 deutlich zu spüren waren: Die durchschnittliche Fuhrparkgröße ist gegenüber zwar gegenüber 2020 zurückgegangen, was laut Schmidt jedoch hauptsächlich an einer kleineren maximalen Fuhrparkgröße der in diesem Jahr befragten Unternehmen liegt. Hierzulande sind die Fuhrparks mit 106 Fahrzeugen im Vergleich dennoch nach wie vor größer als im europäischen Durchschnitt mit 85 Fahrzeugen. Das liege auch an der Größe der Unternehmen generell: Denn nur in Deutschland, Italien, Frankreich und UK finden sich zahlenmäßig genug Unternehmen, die überhaupt über 1.000 Mitarbeiter aufweisen und dort Fuhrparks betreiben. Interessant ist auch, dass die Untersuchung von Arval jetzt auch Schweden, Russland und Brasilien mit umfasst – um laut Schmidt auch den internationalen Abgleich von Trends auf eine breitere Basis zu stellen.

Trotz Covid planen mehr Unternehmen, den Fuhrpark aufzustocken als abzubauen

Doch trotz Covid-19 planen in den kommenden drei Jahren vier von zehn der befragten Unternehmen, ihre Fuhrparks weiter auszubauen. Lediglich acht Prozent beabsichtigen einen Abbau. Damit ist der Anteil der Unternehmen, die eine Erweiterung planen, sogar noch größer als vor der Krise. Allerdungs handelt sich dabei vor allem um Großunternehmen, die für die wirtschaftlichen Auswirkungen weniger anfällig und deshalb zuversichtlicher als kleinere Unternehmen sind. Hier spielt auch mit hinein, dass viele Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor stammen und hier (auch) im Online-Business unterwegs sind, wo vor allem die Van-Flotten vergrößert werden (müssen).

Aber auch der sichere Weg zur Arbeit hat laut Schmidt an Bedeutung gewonnen: Drei von zehn der befragten Unternehmen erklärten, sie wollen ihren Mitarbeitenden mit den Firmenwagen einen sicheren Arbeitsweg ermöglichen. Und nach wie vor sei der Dienstwagen ein begehrtes Mittel beim Recruiting, wie Schmidt aus eigener Erfahrung zu berichten weiß: Am Firmenstandort Oberhaching vor den Toren Münchens wird die Aussicht auf einen Arval-Dienstwagen nach wie vor honoriert – auch bei der jüngeren Generation, der man generell bisweilen eine gewisse „Dienstwagenmüdigkeit“ nachsagt.

Das war abzusehen: Die Einführung alternativer Technologien beschleunigt sich

Wenig überrascht zeigt sich Schmidt, dass sich die Einführung alternativer Technologien in den Fuhrparks fortsetzt. Das gilt sowohl für Hybridfahrzeuge (HEV), Plug-in Hybride, als auch für rein elektrische Fahrzeuge: So nutzen bereits sieben von zehn der befragten Unternehmen alternative Antriebe - insbesondere Großunternehmen - oder planen deren Einsatz für die Zukunft. Interessant ist, dass die Fuhrparkverantwortlichen sogar davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren mehr als drei von zehn Fahrzeugen einen BEV-Antrieb haben werden. „Fuhrparkverantwortliche hinterfragen verstärkt den Energiemix ihrer Flotte. Die Gründe liegen in den wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 und einer nachhaltigen Fuhrparkausrichtung. Im Vordergrund stehen dabei einerseits das Budgetgleichgewicht und andererseits die Erfüllung der CSR-Verpflichtungen“, erklärt Katharina Schmidt und sie ergänzt:

„Die Nutzung alternativer Antriebe wie HEV, PHEV und BEV können sich positiv auf ein ausgeglichenes Budget und die CSR-Ziele auswirken. Unternehmen profitieren von reduzierten Energiekosten und Steuervorteilen. Außerdem tragen Fahrzeuge ohne Emissionen wesentlich zum Firmenimage bei. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen sich weiterhin bemühen werden, ihre CO2-Bilanz zu reduzieren, weil immer mehr Menschen sozial verantwortliche und umweltfreundliche Marken unterstützen - eine Entwicklung, die durch die Krise verstärkt wurde.“

Starker Trend: Die Nutzung alternativer Mobilitätslösungen steigt signifikant

Auch wenn der Dienstwagen vor allem in Deutschland begehrt bleibt, arbeiten die Flotten verstärkt auch an der Nutzung alternativer Mobilitätsformen. Schmidt erklärt dazu:

„Im vergangenen Jahr äußerten sich etwas mehr als die Hälfte der befragten Fuhrparkmanager dahingehend, alternative Mobilitätslösungen eingeführt zu haben. Die Krise zeigt sich also als Treiber und macht die Mobilität für Unternehmen zu einem strategischen Thema.“

Auch hier erwartet Schmidt eine Fortsetzung des eingeschlagenen Weges, zumal auch Mischformen denkbar sind. Es gebe mittlerweile durchaus Mitarbeiter, die beim Dienstwagen einen Schritt zurückgehen und sich dafür ein Mobilitätsbudget on top auszahlen lassen. Schmidt prognostiziert:

„Die Zukunft dafür sieht rosig aus. Vier bis fünf von zehn Fuhrparkverantwortlichen gaben sogar an, dass alternative Mobilitätslösungen ihre Firmenwagen in den nächsten Jahren ergänzen könnten.“

Als Reaktion darauf setzen Flottenverantwortliche vor allem auf individuelle Lösungen wie privates Autoleasing (28 Prozent), aber auch kurz- oder mittelfristige Mietlösungen werden stark genutzt (35 Prozent). Bei der populärer werdenden Miete schränkt Schmidt aber ein, dass diese oft mit hohen Kosten verbunden sein und (noch) teils starre Laufzeiten, Angebote oder Kilometerleitungen umfasse –und gerade bei hohen Kilometerleistungen oder längeren Vertragslaufzeiten (drei Jahre und mehr) Nachteile gegenüber dem klassischen Leasing habe. Dafür bietet sie eben verstärkt kurzfristige Mobilität.   

Zusätzlich planen Unternehmen laut Schmidt auch für die Zukunft. Das zeige das wachsende Interesse an gemeinsam genutzten Mobilitätslösungen – wenn in Deutschland auch in geringerem Maße als im Rest Europas. So kann für den Bereich Corporate Carsharing eine Zunahme von 27 Prozentpunkten in der aktuellen und der geplanten Nutzung verzeichnet werden. Nicht weniger als 47 Prozent der befragten Unternehmen setzen bereits auf dieses Konzept oder planen den Einsatz in den kommenden drei Jahren. In diesem Zusammenhang ist bei einem von zwei Unternehmen eine App für das Buchen von Mobilitätslösungen im Gespräch.

Die "Telematik" weicht dem umfänglicheren Thema „Connected Cars“

Ein weiterer klarer Trend: Auch deutsche Unternehmen setzen verstärkt auf Connected Cars. So nutzt knapp die Hälfte der befragten Unternehmen Leichtlastkraftwagen und vier von zehn Unternehmen Personenkraftwagen mit Vernetzungstechnologien. Im Vordergrund stehen hierbei nach wie vor allem Daten der Telematik, wie Ortung, Fahrzeitenauswertung, Verbrauchsauswertung und Sicherheitsthemen. Vor allem Vans dürfen meist nicht privat oder von Dritten genutzt werden. Neben den Entwicklungen rund um BEV beschleunigt auch hier die Pandemie und der damit einhergehende digitale Ausbau den Trend. Darüber hinaus zählen Umweltaspekte (41 Prozent), betriebliche Effizienz (41 Prozent), Lokalisierung von Fahrzeugen (51 Prozent) und Reduzierung der Fuhrparkkosten (39 Prozent) zu den wichtigsten Hebeln für eine Einführung, insbesondere bei großen Unternehmen. „Auch wenn wir hier deutliche Entwicklungen nach oben wahrnehmen, gibt es doch bedeutende Unterschiede zwischen kleinen und großen Unternehmen“, so Schmidt. Sie ergänzt:

„Bei größeren Unternehmen haben sich vernetzte Fahrzeuge weitgehend durchgesetzt. Sieben von zehn Organisationen mit mehr als 100 Mitarbeitenden setzen auf Conntected Cars. Bei kleinen Unternehmen mit zehn bis 99 Angestellten sind es knapp 50 Prozent. Nur bei sehr kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden muss noch Überzeugungsarbeit geleistet werden: Nur knapp 21 Prozent der Befragten nutzen entsprechende Technologien.“

Ein großer Hemmschuh sei hier vor allem in Deutschland auch der Datenschutz, wie Schmidt aus der Praxis weiß. Leider überwögen hier bei der Betrachtung immer die möglichen Risiken vor den möglichen Benefits. Trotzdem zieht Schmidt in Summe eine erfreuliche und interessante Bilanz, die Yaël Bennathan, Leiter des Arval Mobility Observatory auf internationaler Ebene bestätigt:

„Die globale Umfrage bestätigt die Trends hin zu elektrifizierten Fahrzeugen und alternativen Mobilitätslösungen, die wir bereits in den letzten drei Jahren beobachten konnten. Die Corona-Pandemie ermutigt Flottenverantwortliche, ihren Mitarbeitenden nachhaltigere und flexiblere Lösungen anzubieten. Auch EU-Vorschriften und lokale Steueranreize verstärken den Bedarf an nachhaltigen Mobilitätsoptionen. Flexibilität nährt das Bedürfnis, den Mitarbeitenden einen sicheren Arbeitsweg zu bieten und deren Mobilität auch weiter zu fördern, natürlich unter Einhaltung der lokalen Mobilitätsbeschränkungen."

Was bedeutet das?

Die Trends zu Digitalisierung und Elektrifizierung der Flotten halten ungebrochen an. Und obwohl eine starke Tendenz festzustellen ist, auch alternative Mobilitätslösungen und Sharingoptionen in Flotten einzubinden, bleibt der klassische Firmenwagen nach wie vor ein beliebtes Instrument beim Recruiting von Mitarbeitern – gerade und vor allem am Pkw-Standort Deutschland.

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