Analyse: Autobahnbau befördert Stau

Fakten statt Behauptungen im schwelenden Ampel-Streit Autobahnen: Die Verkehrsdaten von acht Ausbaustrecken zeigen erstmals die überwiegend negativen Folgen zusätzlicher Autobahnspuren. Mehr Straßen sorgen also nicht wie von FDP und Union oft proklamiert, für Entlastung, sondern für das Gegenteil. Klima wird mehrfach geschädigt.

Von wegen Engpassbeseitigung: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. Diese Weisheit von Automanager Daniel Goeudevert scheint sich in der Realität zu bewahrheiten, wie jetzt auch eine Greenpeace-Studie nachwies. | Foto: Greenpeace
Von wegen Engpassbeseitigung: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. Diese Weisheit von Automanager Daniel Goeudevert scheint sich in der Realität zu bewahrheiten, wie jetzt auch eine Greenpeace-Studie nachwies. | Foto: Greenpeace
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Wie eine Auswertung der NGO Greenpeace auf Basis der Daten des Navigationsanbieters TomTom zeigt, senkt die Autobahnerweiterung um zusätzliche Spuren nicht das Staurisiko. In der Umgebung der Autobahnen werden Staus nach einem Ausbau sogar häufiger. Verglichen in der Analyse wurden Pkw-Geschwindigkeiten auf acht Ausbaustrecken im Jahr vor dem Bau und im zweiten Jahr nach dem Abschluss der Bauarbeiten. Die Analyse weist erstmals systematisch nach, dass die Beseitigung sogenannter Engpässe auf Autobahnen weitere Engpässe schafft.

"Die Datenanalyse entzaubert die Mär von der Engpassbeseitigung. Breitere Autobahnen sorgen für mehr Verkehr und noch mehr Stau. Das schadet dem Klima und verschwendet Steuergelder, die wir dringend für den Ausbau der klimafreundlichen Bahn brauchen. Auf diesen Ausbau sollte die Bundesregierung all ihre Planungskapazitäten konzentrieren", appelliert Benjamin Gehrs, Greenpeace-Verkehrsexperte und Autor der Studie.

Im anhaltenden Koalitionsstreit, ob Autobahnen künftig beschleunigt und so mit weniger strikten Umweltauflagen gebaut werden sollen, sei zuletzt oft von Engpassbeseitigung die Rede gewesen, so die NGO. Beschleunigt gebaut werden sollen demnach Autobahnabschnitte, durch die sich der Verkehrsfluss angeblich verbessert. Die Analyse zeigt dagegen: Während die Durchschnittsgeschwindigkeit nach dem Ausbau insgesamt leicht stieg, ging sie bei den langsamsten fünf Prozent der erfassten Pkw in vier von acht Fällen zurück – ein Zeichen für verstärkte Staubildung nach den Erweiterungen. Auf umliegenden Hauptstraßen kam es in sechs von acht Fällen zu mehr Verkehrsstörungen.

Die Analyse untersucht die Durchschnittsgeschwindigkeit aller erfassten Pkw, die maximale Geschwindigkeit der langsamsten fünf Prozent und die minimale Geschwindigkeit der schnellsten fünf Prozent. Demnach sind die größten Profiteure eines Ausbaus Schnellfahrer:innen außerhalb der Stoßzeiten. In sieben von acht untersuchten Fällen stieg der Wert für die schnellsten fünf Prozent überdurchschnittlich. Der Ausbau von Autobahnen schade dem Klima demnach auf mehrfache Weise, moniert Greenpeace: Er erzeugt zusätzlichen Verkehr, häufigere Staus und fördert außerhalb der Stoßzeiten hohe Geschwindigkeiten.

"Damit entfällt ein oft bemühtes Argument für den Autobahnausbau: Die CO₂-Emissionen ließen sich durch zusätzliche Fahrspuren reduzieren, weil der Verkehr bald flüssiger fließe. Das Gegenteil ist richtig: Weil der Ausbau zusätzlichen Verkehr hervorruft, stockt es zu Stoßzeiten auf und neben der Strecke häufiger - steigende CO₂-Emissionen sind die Folge", urteilt die NGO.

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