Akkus: EU will sauberere Herstellung

Brüssel will eine nachhaltige Batterieproduktion und -verwertung aufziehen. Sammel- und Verwertungsquote speziell seltener Rohstoffe soll steigen.

Saubere Produktion, saubere Verwertung: In Daimlers Vorzeige-Akku-Fabrik in Kamenz wird bereits nach hohen Nachhaltigkeitsstandards produziert. | Foto: Daimler
Saubere Produktion, saubere Verwertung: In Daimlers Vorzeige-Akku-Fabrik in Kamenz wird bereits nach hohen Nachhaltigkeitsstandards produziert. | Foto: Daimler
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die Europäische Kommission hat im Rahmen ihrer "Green-Deal"-Strategie eine Modernisierung der EU-Vorschriften für Batterien angekündigt und will diese über ihren gesamten Lebenszyklus nachhaltig, leistungsfähig und sicherer machen. Konkret präsentierte die Kommission einen Vorschlag, dass Batterien mit möglichst geringen Umweltauswirkungen aus Materialien hergestellt werden, die unter vollständiger Einhaltung der Menschenrechte sowie sozialer und ökologischer Standards gewonnen wurden, wie es wörtlich heißt. "Batterien müssen langlebig und sicher sein und am Ende ihrer Lebensdauer sollten sie umgenutzt, wiederaufbereitet oder recycelt werden, sodass wertvolle Materialien in die Wirtschaft zurückfließen", befindet die europäische Regierung.

„Die Kommission legt einen neuen zukunftsfähigen Rechtsrahmen für Batterien vor, mit dem sie dafür sorgen will, dass es nur die umweltfreundlichsten, leistungsfähigsten und sichersten Batterien auf den EU-Markt schaffen", erklärte Kommissionsvizepräsident Maroš Šefčovič.

Dieser ehrgeizige Rahmen für die transparente und ethische Beschaffung von Rohstoffen, den CO2-Fußabdruck von Batterien und das Recycling sieht er als wesentliches Element, "um in diesem kritischen Sektor eine offene strategische Autonomie zu erreichen und unsere Arbeit im Rahmen der Europäischen Batterie-Allianz zu beschleunigen."

Konsequente Ergänzung der E-Mobilitäts-Offensive

Zuvor hatte die EU-Kommission bereits eine neue Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität vorgelegt und will 30 Millionen Elektroautos auf Europas Straßen bis 2030 haben. In den kommenden Jahren werde der Bedarf an Batterien in der Automobilbranche also rasant steigen. Bisher gebe es keine oder nur unzureichende Anforderungen an Herstellung, Effizienz, Recycling und Entsorgung dieser Batterien, analysierte der Grüne EU-Parlamentarier Sven Giegold. 

"Dieser Vorschlag für grüne Batterien ist eine Chance die Akzeptanz der Elektromobilität dauerhaft zu stärken", so sein Urteil.

Erstmals werde es spezielle Recyclingziele für Lithium und Kobalt geben. Ab 2026 müssen 90 Prozent des Kobalts, Nickels und Kupfers recycelt werden sowie 35 Prozent des verwendeten Lithiums. Ab 2030 steigen die Ziele auf 95 Prozent für Kobalt, Nickel und Kupfer und auf 70 Prozent für Lithium. Ein neuer “Batterie-Pass” soll dafür sorgen, dass Batterien und Rohstoffe rückverfolgbar sind und recycelt werden. So wird jede Industrie- und Autobatterie individuell identifizierbar, lobt Giegold den Vorschlag.

Förderung nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit in Europa

Die Kommission schlägt verbindliche Anforderungen für alle Batterien, sprich für Industrie-, Starter-, Traktions- und Gerätebatterien vor, die in der EU in Verkehr gebracht werden. Für die Entwicklung einer nachhaltigeren und wettbewerbsfähigeren Batterieindustrie in Europa und weltweit seien Anforderungen wie die Verwendung verantwortungsvoll beschaffter Materialien mit begrenztem Einsatz gefährlicher Stoffe, ein Mindestgehalt an recyceltem Material und ein kleiner CO2-Fußabdruck, Leistung, Haltbarkeit und Kennzeichnung sowie die Erfüllung der Sammel- und Recyclingvorgaben von wesentlicher Bedeutung, so die EU-Spitze. Die Rechtssicherheit werde zusätzlich zur Mobilisierung umfangreicher Investitionen und zur Steigerung der Produktionskapazität für innovative und nachhaltige Batterien nicht nur in Europa beitragen, um auf den rasch wachsenden Markt zu reagieren, ist die Kommission sich sicher.

Minimierung der Umweltauswirkungen von Batterien

Mit diesem Vorschlag will die Kommission die Kreislaufwirtschaft in den Batterie-Wertschöpfungsketten und eine effizientere Ressourcennutzung fördern, sodass sich Batterien so wenig wie möglich auf die Umwelt auswirken. Ab dem 1. Juli 2024 dürfen demnach nur noch wiederaufladbare Industrie- und Traktionsbatterien in Verkehr gebracht werden, für die eine Erklärung zum CO2-Fußabdruck erstellt wurde. Um die Lücken im Kreislauf zu schließen und wertvolle Materialien, die in Batterien verwendet werden, so lange wie möglich in der europäischen Wirtschaft zu halten, schlägt die Kommission neue Anforderungen und Zielvorgaben für den Gehalt an recycelten Materialien sowie für die Sammlung, Behandlung und das Recycling von Batterien am Ende der Lebensdauer vor. Dadurch würde sichergestellt, dass Industrie-, Starter- oder Traktionsbatterien nach ihrer Nutzungsdauer der Wirtschaft nicht verloren gehen, glaubt die Kommission.

Sammelquote soll von 45 auf 65 Prozent steigen

Um die Sammlung und das Recycling von Gerätebatterien erheblich zu verbessern, sollte die derzeitige Sammelquote von 45 Prozent auf 65 Prozent im Jahr 2025 und 70 Prozent im Jahr 2030 steigen, damit die Materialien für Batterien, die wir zu Hause verwenden, für die Wirtschaft nicht verloren gehen. Andere Batterien – Industrie-, Starter- oder Traktionsbatterien – müssen ohne Ausnahme gesammelt werden. Alle gesammelten Batterien müssen recycelt und ein hoher Verwertungsgrad erreicht werden, insbesondere bei wertvollen Materialien wie Kobalt, Lithium, Nickel und Blei, fordert die Kommission. 

Umnutzung von E-Auto-Batterien wird erleichtert

In der vorgeschlagenen Verordnung wird ein Rahmen festgelegt, der die Umnutzung von Batterien aus Elektrofahrzeugen erleichtert, damit sie beispielsweise als stationäre Energiespeichersysteme weiter zum Einsatz kommen oder als Energieressourcen in Stromnetze integriert werden können. Der Einsatz neuer IT-Technologien, insbesondere des Batteriepasses und des vernetzten Datenraums, wird für einen sicheren Datenaustausch, die größere Transparenz des Batteriemarkts und die Rückverfolgbarkeit großer Batterien während ihres gesamten Lebenszyklus wesentlich sein. Die Technologien werden es den Herstellern ermöglichen, innovative Produkte und Dienstleistungen im Rahmen der parallelen grünen und digitalen Wende zu entwickeln, zeigt sich Brüssel überzeugt.

“Europa setzt globale Maßstäbe für saubere Batterien. Batterien sind eine Schlüsseltechnologie für den Klimaschutz und die Energiewende. Die EU weist mit neuen Regeln zum CO2-Fußabdruck von Batterien und zum nachhaltigen Abbau von Rohstoffen die Richtung", meinte Giegold.

In Zukunft müssten alle Autobatterien soziale und ökologische Mindeststandards erfüllen. Die Plünderung von Umwelt, Ressourcen und Menschen werde damit eingeschränkt, so Giegold. Er sieht darin eine Chance, die Batterieproduktion in Europa massiv zu steigern und damit Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze zu sichern.

"Hohe Standards für Europas Batteriemarkt tragen zu sauberer Mobilität ‘Made in Europe’ bei",  befand Giegold weiter.

 

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