ADAC Test: Ambivalente Ergebnisse der Lkw-Abbiegeassistenten

Lkw-Abbiegeassistenten können Leben retten. Deshalb testete der ADAC neun verschiedene Abbiegeassistenten für Lastkraftwagen – mit ambivalenten Ergebnissen.

Neun Abbiege-Assistenten für Lkw testet der ADAC. (Foto: ADAC e.V.)
Neun Abbiege-Assistenten für Lkw testet der ADAC. (Foto: ADAC e.V.)
Radosveta Angelova

Jedes Jahr kommen etwa 70 Radfahrer bei Zusammenstößen mit Lkw ums Leben, hunderte Menschen werden schwer verletzt – jeder Dritte dieser Unfälle ist ein Abbiegeunfall. Abbiege-Assistenten können entsprechend dazu beitragen, den Bereich neben dem Lkw besser zu überwachen und den Fahrer zu warnen, wenn sich ein Fahrradfahrer im toten Winkel befindet. Das sieht die Politik mittlerweile als Notwendigkeit: Ab 2024 sind die Abbiege-Assistenzsysteme europaweit für neu zugelassene Lkw ab 3,5 Tonnen verpflichtend.

Neun solcher Nachrüst-Assistenten hat der ADAC getestet – alle erfüllen technisch die Förder-Voraussetzungen des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) und verfügen über eine Allgemeine Betriebserlaubnis. Doch das Ergebnis fällt gespalten aus: Nicht einmal die Hälfte der untersuchten Systeme arbeitet so gut und zuverlässig, dass sie einen spürbaren Nutzen für die Verkehrssicherheit brächten. Vier der neun untersuchten Assistenz-Systeme schnitten mit "mangelhaft" ab, zwei wurden mit "gut" und zwei mit "befriedigend" bewertet. Als Testsieger ging der Assistent der Eyyes GmbH aus dem Rennen. Dieses System produzierte im realen Straßenverkehr keine Fehlermeldungen und konnte Radfahrer auch noch mit seitlichem Abstand von sechs Metern zum Lkw erkennen. Auch die optische Rückmeldung an den Fahrer sei leicht und verständlich. Gute Leistung kommt aber auch zu einem hohen Preis: 3.690 Euro kostet der Abbiege-Assistent der Eyyes GmbH.

Der ADAC vertritt den Standpunkt, die Anforderungen des BMVI an die Systeme sei zu anspruchslos. Daher sei es besonders wichtig, möglichst viele verschiedene Alltagssituationen zu testen - sowohl auf dem Testgelände als auch im realen Verkehr. Überprüft wurde etwa, ob die Geräte rechtzeitig auf Inlineskater und Rollstuhlfahrer reagieren und wie groß der jeweilige Abdeckungsbereich ist. Außerdem wollten die Tester wissen was passiert, wenn sich parkende Autos zwischen Lkw und Radler befinden oder der Blinker (des Lkw) nicht genutzt wurde. Besondere Aufmerksamkeit widmete der ADAC der Frage, ob und wie oft Systeme Fehlwarnungen auslösen. Es sei nachgewiesen, dass zu häufige Fehlwarnungen die Akzeptanz der Anwender für technische Assistenten senken würde. Einige der Systeme konnten zwischen Bäumen oder Verkehrsschildern und ungeschützten Verkehrsteilnehmern nicht unterscheiden. Außerdem konnte keiner der getesteten Assistenten einen Radfahrer zuverlässig erkennen, wenn sich zwischen der Radfahr- und der Lkw-Spur parkende Fahrzeuge oder andere Hindernisse befanden.

Der ADAC befürworte ausdrücklich die "Aktion Abbiegeassistent" des BMVI, mit der seit 2019 die Nachrüstung von Lkw finanziell unterstützt werde. Rund vier Millionen Güterfahrzeuge sollen nachgerüstet und entsprechend die Summe der Fördermittel für nachgerüstete Abbiegeassistenten ausgeweitet werden. Wichtig ist jedoch, dass die Technik auch einwandfrei funktioniert und dem aktuellen technischen Standard entspricht. Nur so kann ein höherer Beitrag zur Verkehrssicherheit geleistet werden.

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