MB Actros 1846: Er rollt und rollt

Redaktion (allg.)
Mit der letzten Überarbeitung des kleinen, nur 10,7 Liter großen Motors des „Mercedes-Benz Actros“ ist Downsizing wieder eine Überlegung wert. Den Spielraum fürs Schwungnutzen wird allerdings reichlich ausgereizt.
 
Power-Outlet im Beifahrer-Fußraum. Gibt's auch mit Hochlast-Magnet-Stecker für Stromfresser.HUSS-VERLAG/Robert Domina
Power-Outlet im Beifahrer-Fußraum. Gibt's auch mit Hochlast-Magnet-Stecker für Stromfresser.HUSS-VERLAG/Robert Domina
« Bild zurück
Bild
1 / 33
Bild vor »

Rein äußerlich wirkt dieser „Actros 1846 „ganz und gar nicht wie ein Sparlaster: Lackiert in „Diamantweiß metallic" sieht er sogar besonders prächtig und fast schon strahlend aus. Aber er ist tatsächlich ein Vertreter der „schlanken“ Zugmaschinen, wie sie gerne für Tank- und Silotransporte und auch im Baustoffhandel eingesetzt werden. Mit 7.460 Kilogramm Leergewicht ist dieser 1846 nicht wirklich ein Leichtgewicht. Schwer möglich, mit breiter und hoher Kabine mit ebenem Boden. Aber er ist eben auch kein schwerer Fernverkehrs-Truck mit reichlich Ausstattung. Zum Schlanksein trägt des Weiteren der kleine Sechszylinder „OM 470“ mit nur 10,7 Liter Hubraum bei. Der jüngst überarbeitete Sechszylinder ist rund 150 Kilo leichter als der 12,8 Liter des „Actros 1845“ und wird wie dieser nun auch vom asymmetrischen Turbolader beatmet.

Die Einbett-Ausstattung trägt ebenso zur Gewichtseinsparung bei wie der simple Beifahrer-Klappsitz. Die Stream-Space-Kabine steht für besonders gute Aerodynamik: Die Vorderkante ist im Gegensatz zum Big-Space-Actros an der vorderen Dachkante etwas flacher gezeichnet, was der Seitenlinie eine gewisse Keilform verleiht. Eine Sonnenblende fehlt. Das Kabineninnere ist in Folge dessen an der Vorderkante etwas niedriger. Gleichwohl bietet diese Hütte dank ebenem Boden immer noch fast zwei Meter Stehhöhe zwischen den Sitzen. Die vorderen Dachablagen gerieten freilich etwas flach und bieten bei weitem nicht die Höhe wie im Big-Space-Haus. Zudem werden alle drei Fächer von einer superbreiten, durchgehenden und wenig praktischen Klappe verschlossen, was angeblich ebenfalls Gewicht einsparen soll.

Angesichts des dennoch üppigen Raumangebotes kann von einer Sparkabine aber keine Rede sein. Kühlschrank mit 36 Litern, reichlich Stauraum unter der hochklappbaren Liege - es ist alles da, was einen langen Arbeitstag angenehm gestaltet. Die Liege muss man übrigens nicht zwingend Hochklappen, damit die Rückenlehne nicht an der Matratze schubbert. Der Verstellraum nach hinten ist sehr wohl ausreichend – auch bei langen Kerlen.

Die 335 kW/460-PS-Version ist die stärkste Ausprägung des OM 471 der zweiten Generation. Die vier weiteren Einstellungen leisten 240, 265, 290 und 315 kW oder 326, 360, 394 und 428 PS. Damit überschneidet sich das Angebot des OM 470 im Bereich 310 und 330 kW mit dem des größeren Bruder OM 471. Während der 10,7-Liter-Motor in seinen zwei stärksten Ausprägungen ein gewisses Ausreizen der Literleistung markiert, bietet der 12,8 Liter – wenn's drauf ankommt – die kurzzeitige Erhöhung des Drehmoments im zwölften Gang, mithin bekannt als „Top Torque“. Derlei rennpferdartige Boost-Funktionen passen aber auch gar nicht zum schlanken OM 470. Der rollt am besten nicht allzu lang übersetzt bei 85 km/h mit 1.200 Umdrehungen, was in diesem Fall die mit i=2,61 übersetzte Hinterachse besorgt. Immerhin stemmt dieses vergleichsweise zierliche Motörchen 2.200 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Bis herunter auf 1.000 Umdrehungen. Was danach passiert, verrät die offizielle Motorkurve nicht. Von fallender Drehzahl her betrachtet, endet sie bei 1.000 Umdrehungen. Was bis 800 Umdrehungen geschieht, können wir nur vermuten, vom Fahrverhalten her dürfte hier ein veritabler Knick nach unten Drehmoment und Leistung empfindlich abschwächen. Denn den Berg hochziehen mit 900 Touren, das kann er nicht und das mag er auch nicht, der OM 470. Deshalb auch die hinreichend kurze Achsübersetzung, die mit unseren knapp 40 Tonnen Testgewicht ausgezeichnet harmoniert