Arthur D. Little-Studie: E-Lkw-Nachfrage in Deutschland mäßig - Reichweiten steigen, attraktive Modelle & mehr Ladestationen: Rentabel müssten sie sein

Die hohen Preise für die Stromer-Varianten sind für die meisten Fuhrparkmanager das größte Hindernis für den Kauf der Fahrzeuge.

Der StreetScooter XL in den Farben des Noch-Mutterkonzerns. Bild: obs/Ford Werke
Der StreetScooter XL in den Farben des Noch-Mutterkonzerns. Bild: obs/Ford Werke
Christine Harttmann
Studie

Elektrische Lieferwagen gelten zwar gemeinhin als die probate Lösung für den emissionsfreien Lieferverkehr im urbanen Umfeld. In Deutschland allerdings bewegt sich die Nachfrage auf einem bestenfalls als mäßig zu bezeichnenden Niveau. Das zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little, die den deutschen Markt für E-Lkw analysiert und dafür mehr als 100 Flottenmanager aus verschiedenen Branchen befragt hat.

Die Zahlen zeigen, dass – nachdem die Reichweiten steigen, es immer mehr attraktive Modelle gibt und auch das Netz der Ladestationen wächst – die deutschen Autofahrer zunehmend auf elektrische Modelle setzten. Bei leichten Nutzfahrzeugen allerdings entwickelt sich die Nachfrage nur sehr langsam. In diesem Segment sind es nach wie vor die Dieselfahrzeuge, die den Markt dominieren. Unter den insgesamt 270.000 neu zugelassenen Lieferwagen in Deutschland waren gerade einmal 4.900 mit einem Elektromotor ausgestattet. Damit ist der Anteil an Elektroautos unter den leichten Nutzfahrzeugen zwar um rund neun Prozent gegenüber 2017 gewachsen, bleibt aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau von weniger als zwei Prozent.

Nur StreetScooter läuft

In ihrer Studie wollten daher die Analysten von Arthur D. Little wissen, was die Flottenmanager hierzulande von der Elektrifizierung ihrer Fuhrparks abhält und wie sich der Markt weiter ankurbeln lässt. In ihren Statistiken belegen sie, dass das bisherige Wachstum vor allem seitens StreetScooter getrieben ist. Die Deutsche Post-Tochter kam 2018 auf einen Marktanteil von 85 Prozent. Der Renault Kangoo ZE schafft immerhin noch acht Prozent, Maxus EV80 vier Prozent und Nissan e-NV200 zwei Prozent.

Als einen der größten Hemmschuhe beim Kauf haben die Analysten Mehrpreis für die Batterieelektrischen Pendants der Dieseltransporter ermittelt. Laut der Studie liegen die Anschaffungskosten für einen Elektrolieferwagen im Durchschnitt um satte 67 Prozent über vergleichbaren Modellen mit konventionellem Antrieb. Diese Differenz treibe die gesamte Kostenbilanz in die Höhe, heißt es. Die Anschaffungskosten pro Kilogramm Nutzlast schießen bei den E-Lieferwagen in die Höhe.

Regulatorische Maßnahmen jedoch, dass zeigen die Untersuchungen auch, setzten den Markt für Dieselfahrzeuge zunehmend unter Druck. Sie könnten in den kommenden Jahren einen schnelleren Übergang zu E-Lieferwagen unterstützen. Experten prognostizieren für die nächsten vier bis fünf Jahre ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von rund 30 Prozent bei Elektrolieferwagen und, das zeigt die Befragung der Flottenmanager, das allgemeine Interesses an der E-Mobilität ist groß. Über 70 Prozent der Befragten plant in naher Zukunft den Erwerb von Elektrofahrzeugen. Sie wollen damit vor allem die Flottenemissionen senken. Immerhin 55 Prozent haben bereits entsprechende Modelle in ihrem Fuhrpark, in den allermeisten Fällen allerdings als einzelne Testwägen. 68 Prozent zeigten sich in der Umfrage zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit ihren Stromern. Lediglich acht Prozent würden kein weiteres Modell mehr kaufen.

Sind noch zu teuer

Aufgrund von Batteriebereichsbeschränkungen, Ladeanforderungen und einem deutlich höheren Preis können die elektrischen Modelle mit ihren Diesel-Pendants allerdings bisher nur schwer bis gar nicht konkurrieren. Die Hersteller müssen sich daher in ihren Produktentwicklungs- und Marketingstrategien mit einer Reihe von Problemen befassen, wenn sie Kunden überzeugen wollen, auf die Elektrovarianten umzusteigen.

Um starke Verkaufsargumente für die E-Lieferwagen zu entwickeln, müssten OEMs ein tiefgreifendes Verständnis für die Vorbehalte ihrer Kunden gegenüber Elektrofahrzeugen, ihre Hauptproduktanforderungen sowie ihre wichtigsten Kaufkriterien entwickeln, fassen die Analysten schließlich zusammen. Flottenmanager seien in der Regel sehr rationale Käufer, die Wert auf praktische Aspekte legen. Die „Usability “eines Fahrzeugs und objektive kaufmännische Überlegungen wie TCO seien bei der Kaufentscheidung essentiell.ha

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Seite 9 | Rubrik UMWELT UND VERKEHR