Quantron AG liefert Lösungen für Wasserstoff-Nutzfahrzeuge: Q-Energon 44-Tonnen-Lkw mit 700 km Reichweite.: Höchst ehrgeizige Pläne

Die Augsburger Fahrzeugschmiede realisiert den Brennstoffzellen-Lkw in Europa und bringt bereits im kommenden Jahr die ersten 100 Fahrzeuge auf die Straße. Die Serienfertigung soll bereits Mitte 2022 starten.

„Quantron strebt in Sachen Elektromobilität von Nutzfahrzeugen die Markführerschaft an.“ Quantron-Chef Andreas Haller Bild: C. Harttmann
„Quantron strebt in Sachen Elektromobilität von Nutzfahrzeugen die Markführerschaft an.“ Quantron-Chef Andreas Haller Bild: C. Harttmann
Christine Harttmann
Quantron

Für Unternehmen und Kommunen, die Wasserstoff-Nutzfahrzeuge einsetzen möchten, bietet die Quantron AG ab sofort Lösungen an. Damit will der Hersteller, der seit seiner Gründung am Wasserstoff-Antrieb für Nutzfahrzeuge arbeitet, die Debatte um den Prototypen-Status dieser Fahrzeuge beenden. Der Erste in Quantrons kommender Brennstoffzellen-Product Range heißt Q-Energon. Seinen 44-Tonnen-Lkw bezeichnet der Hersteller als vollwertig; er könne in die Logistikprozesse eingebunden werden. Seine Reichweite beträgt etwa 700 Kilometer. Die eingesetzte 130 kW Brennstoffzelle speist den 340 kW starken Motor mit Unterstützung eines 110 kWh- Lithium-Eisenphosphat-Akkumulators - komplett Nickel- und Kobalt-frei. Für die passende Motor-Umsetzung sorgt ein zwei-Gang-Getriebe.

Kunden können das Fahrzeug bereits jetzt bestellen. Die ersten 100 Test-Lkw sollen noch 2021 ihre Praxistauglichkeit in einem Feldversuch unter Beweis stellen. Die Serienproduktion könnte dann Mitte 2022 starten. Das kündigte der Hersteller auf einer Pressekonferenz in Frankfurt am 4. August an.

Dort warb Quantron nicht nur für seine Fahrzeuge, sondern auch für die Notwenigkeit einer Verkehrswende. Unterstützung dafür erhielt das Unternehmen von Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke, der als Co-Moderator durch die Veranstaltung führte und sich dabei sehr klar positionierte. „Es ist absolut alternativlos aus der fossilen Energie auszusteigen“, sagte Jaenicke.

Verkehrssektor gefordert

Andreas Haller, Gründer der Quantron AG, sieht das nicht viel anders. Es sei nicht zu bestreiten, hieß es auf der Pressekonferenz, dass, um die international vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen, auch der Verkehrssektor einen starken Beitrag leisten muss. Es werde viel diskutiert, aber „nüchtern betrachtet benötigen wir schon jetzt emissionsfreie Lkw, um drohende riesige Strafzahlungen abzuwenden“. Denn bis 2025 müssen die Fahrzeuge um 15 Prozent effizienter werden gegenüber 2019, bis 2030 sogar um 30 Prozent. Betroffen davon sind kommunale Fahrzeuge gleichermaßen wie Lkw im Güterverkehr.

Auch deshalb soll der 44-Tonner-Lkw Q-Energon im kommenden Jahr außerdem noch als Oberleitungs-Variante kommen. Geplant sei, so hieß es auf der Pressekonferenz, dass dieser dann im Rahmen des Deutschen Feldversuchs zum eHighway zum Einsatz kommt. Es gehe darum, erklärt Alexander Preiss, bei AE Driven Solution als Projektkoordinator in der Antriebsentwicklung tätig, zu erforschen welche Technologie für welche „Use cases“ funktioniere. AE liefert Quantron die Wasserstoff-Antriebslösung für das Transporter-Segment und ist damit wichtiger Partner bei der Elektrifizierung des H2-Daily.

Wenn es darum gehe, größere Ladungen für mehrere hundert Kilometer mit dem Fahrzeug zu transportieren, könne die Oberleitung durchaus Vorteile haben, so Preiss. „Mehr Reichweite und mehr Zuladung“ seien damit möglich. Als wichtigen Vorteil des Brennstoffzellen-Lkw nennt der Hersteller den hohen System-Wirkungsgrad der Brennstoffzelle. Preiss spricht von rund 50 Prozent in der Weel-to-Weel-Berechnung. Brennstoffzellen-Lkw fahren elektrisch. Der in der Brennstoffzelle erzeugte Strom wird entweder im Motor direkt verbraucht oder in die an Bord befindliche Batterie gepuffert. Das Laden der Batterie während der Fahrt funktioniert dabei über einen Wasserstoff-Range-Extender. Er erzeugt kontinuierlich Strom, mit dem er dann die Batterie auflädt – wenn es sein muss auch dann, wenn der Lkw abgestellt ist.

Der Tankvorgang dauert beim Wasserstoff ähnlich lang wie beim Diesel. Mit 350-bar werden die 2,5-Kilogramm-Tanks befüllt. Wieviele davon an den Lkw angebaut werden, hängt von Einsatzzweck und dem jeweiligen Bedarf ab.

Überhaupt setzt Quantron bei allen Fahrzeugen auf ein modulares Konzept. Gerade das sei die Stärke des Unternehmens, sagt Stephan Decker, als CTO Truck & Bus bei Quantron verantwortlich. Zugleich greife das Unternehmen dabei auf bereits bewährte Antriebsstränge zurück. Im Bereich der Batterien ist das der Hersteller Catl. Die Brennstoffzellentechnik kommt im Transporter-Segment von AE Driven Solutions, für die schweren Lkw liefert Freudenberg die Technik. Dadurch sei Quantron bereits jetzt in der Lage, auch schwere Lkw komplett elektrisch umzurüsten. Die Augsburger Innovationsschmiede bedient sich dabei des Gebrauchtfahrzeugmarktes. Dort seien reichlich ausgediente Diesel-Lkw zu finden, deren Aufbereitung sich lohnt. Dafür wird dann die Chassis entkernt und gründlich aufbereitet. Anschließend baut Quantron dann den Elektroantriebt, Batterie, Brennstoffzelle und was sonst noch gebraucht wird, ein.

Wasserstoff forcieren

Mit Nachdruck arbeitet Quantron daher an weiteren Wasserstoff-Fahrzeugen und Modellen. „Zeitnah“ will der Hersteller ein breites Spektrum an Brennstoffzellen-Lösungen für Unternehmen und Kommunen anbieten können. Damit reicht dann das Portfolio der Augsburger Innovationsschmiede vom rein Batterieelektrischen Van, über den Hybrid-Lkw mit Range-Extender und den Oberleitungs-Truck bis hin zum Fuel-Cell-Lkw - ein ziemliches Programm für einen Fahrzeugbauer, der erst seit gut einem Jahr auf dem Markt aktiv ist. Umso erstaunlicher, dass das Programm, das die Augsburger Fahrzeugbauer auf ihrer Pressekonferenz in Frankfurt vorstellten, bei Produktion und Verkauf von Elektrofahrzeugen nicht aufhört.

Doch ohne eine Servicestrategie würde das nicht funktionieren, davon ist Firmenchef Haller überzeugt. Die Quantron AG hat sich daher in ganz Europa Werkstattpartner gesucht. Mehr als 700 Servicestandorte, die meisten davon aus dem Alltruck-Netz, und eine eigene Telematik-Lösung sollen den Kunden das ganze Jahr über Sicherheit beim Einsatz ihrer Elektro-Lkw geben. „Wir können den Kunden nicht nur ein e-Fahrzeug vor die Tür stellen, deshalb bieten wir unseren Kunden einen voll umfassenden Service. Dieser reicht von der im Vorfeld stattfindenden Analyse des Status quo vor Ort über die Unterstützung bei der Infrastruktur und bei Förderungen bis hin zum Angebot von Miet-, Kauf-, Finanzierungs- und Leasingoptionen.“

Laut Haller geht das Unternehmen sogar noch einen Schritt weiter. Kunden, die kurzfristige und neue Aufträge abwickeln wollen, will Quantron zusätzlich zum Fahrzeug auch den Fahrer zur Verfügung stellen.

Um den zukünftigen Bedarf an individuellen Finanzierungs- und Leasingangeboten und auch die Nachfrage nach speziellen e-Fahrzeug-Versicherungen besser abdecken zu können, sind sogar eine eigene Q-Bank sowie Q-Versicherung im Gespräch. Beide Gesellschaften seien bereits im Aufbau, so Haller. „Mit unserer Q-Bank und Q-Versicherung wollen wir nicht nur unsere eigenen Kunden bedienen. Wir schauen auch hier Quantron-like über den Tellerrand und zielen auf eine Betreuung aller e-Mobility-Kunden am Markt ab.“ Das Ziel, das Haller dabei ausruft, ist mehr als ehrgeizig: „Quantron strebt in Sachen Elektromobilität von Nutzfahrzeugen die Markführerschaft an.“ ha

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